VON PETER HACHENBERG
Düsseldorf entwickelt sich im 16.Jahrhundert zu einem recht ansehlichen Städtchen von ca. vier- bis fünftausend Einwohnern. Als Residenz Wilhelms des Reichen von Jülich, Kleve und Berg (reg. 1539 – 1592) gewinnt es erheblich an Bedeutung, was sich u.a. im Ausbau des Schlosses und der Befestigungsanlagen niederschlägt. Die obige Gesamtansicht, entstanden um 1600, zeigt denn auch neben der Lambertus- und der Kreuzherrenkirche sowie der Stadtmauer mit den mächtigen Türmen und Toren als weiteres beherrschendes Gebäude das stattliche Renaissance-Schloss, von dem bekanntlich leider nur der runde Turm links die Zeiten überlebt hat.
Das Bild zeigt aber vor allem auch den wahren Beherrscher der Stadt, von dem das Leben und Treiben der Bewohner im Wechsel der Jahreszeiten wesentlich abhing, den Rhein. Am 25.12.1568, am ersten Weihnachtstag also, kommt es zu einem Ereignis, das auch im 16. Jahrhundert wohl durchaus Seltenheitswert hat: Der Rhein friert zu. Aber das versetzt die Düsseldorfer natürlich nicht in Schrecken, sondern sie machen was draus. Was, das schildert der leitende Sekretär der Kanzlei Wilhelms des Reichen, Gabriel Mattenclot, in seinen lateinisch geschriebenen Erinnerungen, die hier in der deutschen Übersetzung wiedergegeben werden:
Im Jahre 1568, am 25. Dezember, ist der Rhein bei Düsseldorf morgens nach 7 Uhr zugefroren. Nach einer Stunde brach das Eis auf, aber um 12 Uhr war es wieder fest. Als jedoch zwei Leute versuchten, das Eis zu überqueren, brach es erneut auf; sie sind aber durch ein dorthin gelenktes Schiff gerettet worden. Um 4 Uhr war dann die Eisdecke wieder geschlossen. Den Rest dieses Tages, gerade zum Christfest, wagte sich eine große Menschenmenge auf das Eis, noch mehr aber am Stephanstag (26.12.). In ihrer Unbesonnenheit gingen die Menschen damals so weit, daß sogar ein gewisser Schiffseigner, der seinen Kahn voll mit Wein beladen hatte, ein Leinensegel in Form eines kleinen Hauses errichtete und dort öffentlich Wein verkaufte; ebenso boten die Kaufleute ihre Waren und die Bäcker sogenannte Neujahrsgeschenke (auf dem Eis) an. Am folgenden Tag jedoch, etwa um 8 Uhr abends, barst das Eis mit großem Getöse und mit nicht geringem Schaden für die Schiffe. – Ich selbst bin am 26. einmal, am folgenden Tag sogar dreimal über den Fluß gegangen.
Zitat entnommen mit freundlicher Genehmigung des Schulverwaltungsamtes der Stadt Düsseldorf aus: „Dokumentation zur Geschichte der Stadt Düsseldorf Bd. 8“, Pädagogisches Institut der Landeshauptstadt, August 1986, S. 252 f)
© Dr. Peter Hachenberg
Ein Update dieses Beitrages finden Sie auf der Blogseite von Dr. Peter Hachenberg https://duesseldorfgeschichte.com/
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