Düsseldorfs Stadtführer bekommen eine neue Haltestelle: Im Beisein von Oberbürgermeister Thomas Geisel bringen die Düsseldorfer Jonges und der Düsseldorfer Wanderbund am Andreasquartier eine Gedenktafel mit dem Namen Ferdinand Hartwich an. Erinnern soll die Tafel an einen Amtsrichter, der als Pionier der „Leibesertüchtigung“ gilt.
Das Schicksal dieses Multitalents diente Theodor Fontane als Vorlage für den Roman Effi Briest. Der umtriebige, der Kunst verbundene Jurist büßte eine Liebesbeziehung mit der Frau eines befreundeten Rittmeisters 1886 mit dem Leben. Er starb bei einem Pistolenduell.
Die ziemlich wilde Geschichte begann im Malkasten…
Wer war Ferdinand Hartwich?
Ein Beitrag von Dr. W. Oberhoff
Emil Ferdinand Hartwich, geb. am 9. Mai 1843 in Danzig als Sohn des Danziger Eisenbahnbaurats Emil Hermann Hartwich, nach dem heute in Köln eine Straße benannt ist, da er am Ausbau des Eisenbahnnetzes im Rheinland maßgeblichen Anteil hatte.
Emil Ferdinand Hartwich wuchs mit seinen Eltern in Köln auf, studierte später Rechtswissenschaften in Berlin. Nachdem er dort einen Polizisten verprügelt hatte und deshalb eine Gefängnisstrafe absitzen musste (eine praxisnahe Ausbildung für einen späteren Richter), wurde er von der Universität verwiesen und setzte sein Studium in Heidelberg fort.
Nach dem Jura Abschluss fand er eine Stelle als Richter beim Düsseldorfer Amtsgericht. Dort war er vielseitig aktiv. Seine musische Begabung (verschiedene Musikinstrumente, Porträtmalerei, Versdichter) und seine körperlichen Aktivitäten: Reiten, Schwimmen Rudern ermöglichten ihm den Einstieg in die gehobene Düsseldorfer Gesellschaft. So gründete er 1881 den Düsseldorfer Wanderbund mit prominenten Mitgliedern der Düsseldorfer Gesellschaft (Oberbürgermeister, Maler, Fabrikanten, Richter, Staatanwälte), war Wegbereiter für den Fußballsport, was später zur Gründung von Fortuna Düsseldorf führte und war bei der Gründung des Düsseldorfer Rudervereins beteiligt.
Sein Augenmerk galt dem Volkssport, sein Buch „Woran wir leiden“ wurde zum Bestseller und erregte die Aufmerksamkeit des Kaisers. Darin beschreibt er die Bedeutung der körperlichen Erziehung für das Wohlbefinden des Menschen und für die Volksgesundheit. Ab 1. Dezember 1886 sollte er aus diesem Grunde eine Stelle in Berlin antreten, um diese Ideen im ganzen Reich zu verbreiten. Das war ihm, wie wir wissen, nicht mehr vergönnt.
Bekannt war er für seine Späße im Freundeskreise in der Uhl und im Malkasten. So konnte er auf Händen laufen und pflegte gelegentlich auf diese Weise zu seinem Stammlokal zu laufen.
Seine gemeinsamen Ausritte mit dem Rittmeister Baron Armand von Ardenne, der mit seiner Frau in Schloss Benrath wohnte, führten zu einer Männerfreundschaft über mehrere Jahre. Gemeinsam inszenierte Theateraufführungen im Schloss Benrath und Porträtsitzungen mit dessen Frau Elisabeth von Ardenne, geb. Freifrau von Plotho., durchzechte Nächte in der Uhl, Hartwich stand im Mittelpunkt der Düsseldorfer Gesellschaft.
Aus dieser Freundschaft entwickelte sich Liebe zu der Baronin und dadurch Eifersucht beim Ehemann. Armand von Ardenne forderte sein Freund zum Pistolenduell auf, das am 27. November 1886 in der Berliner Hasenheide ausgetragen wurde und das für Hartwich tödlich endete.
Diese „Wiederherstellung der Ehre“ machte Theodor von Fontane zum Thema indem er den Roman „Effi Briest“ schrieb und den vorgenannten Vorgang in den Mittelpunkt stellte. Im „Namen der Ehre“ wurde und wird bis heute viel Leid verursacht.
Die Ehe der Ardennes wurde geschieden, die Kinder wurden dem Vater zugesprochen und durften keinen Kontakt zur Mutter haben. Baron Armand von Ardenne ging nach Berlin, wo er allerdings beim Kaiser in Ungnade fiel, weil er in einem Gutachten die neuen Rheinmetall Kanonen zu positiv bewertete, da sie anders als die dicke Berta von Krupp, rückschlagsarm war. (Der Kaiser war mit der Familie Krupp befreundet, das hätte Armand wissen müssen)
Baronin Elisabeth von Ardenne ließ sich zur Krankenschwester ausbilden, pflegte Kriegsverletzte und wurde schließlich Hausdame einer Bonner Fabrikantentochter, mit der sie in Lindau am Bodensee lebte, bis sie 1957 mit 99 Jahren starb. Ihr Enkel, Prof. Manfred von Ardenne hat den Kontakt noch zu Lebzeiten mit ihr aufgenommen und ihren Nachlass verwaltet.
Die Ideen von Emil Ferdinand Hartwich sind heute so aktuell wie damals. Seine Sorge um die Volksgesundheit wird in einer aktuellen Veröffentlichung des DKFZ vom September 2018 im Ärzteblatt Nr. 115 geteilt. Dort wird Bewegungsmangel als viertgrößter Risikofaktor bei den 440.000 neuen Krebserkrankungen des Jahres 2017 angegeben. Mehr als 30.000 Krebsfälle in einem Jahr könnten durch regelmäßige Bewegung vermieden werden.
Diesem Gedanken ist auch der Düsseldorfer Wanderbund seit 137 Jahren verpflichtet. Mehr als 7500 dokumentierte Wanderungen, die einmal wöchentlich sattfinden und etwa 12 km umfassen, haben den Wanderfreunden bisher nicht nur besseres gesundheitliches Befinden, sondern auch geistige Erfrischung gebracht. Das Gespräch mit Mitwanderern aus unterschiedlichen Berufen führt heute wie damals zu vielen Anregungen und Erkenntnissen. Das Betrachten der Natur und der Besuch kulturell interessanter Plätze ist dabei gleichermaßen hilfreich.