Mit einer Schwei­ge­mi­nute haben Ober­bür­ger­meis­ter Tho­mas Gei­sel und Poli­zei­prä­si­dent Nor­bert Wes­se­ler am heu­ti­gen Don­ners­tag, 16. April, gemein­sam der Mit­glie­der der “Aktion Rhein­land” gedacht,©Landeshauptstadt Düsseldorf/Melanie Zanin

 

Gemein­sa­mes Geden­ken der Lan­des­haupt­stadt und der Polizei
OB Gei­sel und Poli­zei­prä­si­dent Wes­se­ler leg­ten Kranz nieder/Gedenkfeierlichkeiten muss­ten wegen Corona-Pan­de­mie entfallen

Mit einer Schwei­ge­mi­nute haben Ober­bür­ger­meis­ter Tho­mas Gei­sel und Poli­zei­prä­si­dent Nor­bert Wes­se­ler am heu­ti­gen Don­ners­tag, 16. April, gemein­sam der Mit­glie­der der “Aktion Rhein­land” gedacht. Unter Aus­schluss der Öffent­lich­keit und unter Ein­hal­tung der der­zeit gel­ten­den Abstands­re­geln leg­ten der Ober­bür­ger­meis­ter und der Poli­zei­prä­si­dent einen Kranz am Mahn­mal Anton-Betz-Straße nie­der. Auf­grund der aku­ten Corona-Pan­de­mie muss­ten indes alle offi­zi­el­len Gedenk­fei­er­lich­kei­ten zum 75. Jah­res­tag der “Aktion Rhein­land” entfallen.

Am 16. April 1945, als Düs­sel­dorf völ­lig von ame­ri­ka­ni­schen Trup­pen ein­ge­kreist war, beschlos­sen die Düs­sel­dor­fer Bür­ger Dr. Karl August Wie­den­ho­fen, Ernst Klein, Josef Knab, Karl Kleppe, Josef Laux­ter­mann, Dr. Karl Mül­ler, Theo­dor And­re­sen, Aloys Oden­thal, Theo­dor Win­kens und Her­mann Weill, gemein­sam mit dem Kom­man­deur der Schutz­po­li­zei Franz Jür­gens, zu han­deln. Sie woll­ten Düs­sel­dorf kampf­los an die Ame­ri­ka­ner über­ge­ben. Dazu nah­men sie den Düs­sel­dor­fer Poli­zei­prä­si­den­ten und SS-Bri­ga­de­füh­rer August Kor­reng in Gefan­gen­schaft, da er – befehls­hier­ar­chisch über Jür­gens ste­hend – die Poli­zei­trup­pen zum Kampf bis zum letz­ten Mann hätte auf­for­dern kön­nen. An sei­ner Stelle sollte nun Jür­gens die Trup­pen­teile aus den Rän­gen der Poli­zei zum Ein­stel­len der Gegen­wehr auf­for­dern. Wäh­rend ein Teil der Wider­stands­gruppe den inhaf­tier­ten Poli­zei­prä­si­den­ten im Poli­zei­ge­fäng­nis bewa­chen würde, soll­ten Wie­den­ho­fen, Oden­thal und Mül­ler zu den Ame­ri­ka­nern auf­bre­chen und die Stadt übergeben.

Doch alles kam anders als geplant. Der inhaf­tierte Poli­zei­prä­si­dent wurde von Gau­lei­ter Flo­rian und regime­treuen Kri­po­be­am­ten befreit, Franz Jür­gens von Sol­da­ten ver­haf­tet. Josef Knab, Theo­dor And­re­sen, Her­mann Weill und Karl Kleppe wur­den eben­falls fest­ge­nom­men. Wie­den­ho­fen und Oden­thal wur­den gewarnt und mach­ten sich allein sofort auf den gefähr­li­chen Weg durch die deut­schen und ame­ri­ka­ni­schen Kampf­li­nien bei Mett­mann, um Düs­sel­dorf zu über­ge­ben und ihre Freunde befreien zu kön­nen. Noch bevor die bei­den den kampf­lo­sen Ein­marsch mit den Ame­ri­ka­nern ver­han­deln konn­ten, wur­den ihre fünf ver­haf­te­ten Mit­strei­ter jedoch in zwei zwei­fel­haf­ten Stand­ge­rich­ten zum Tode ver­ur­teilt und am Abend und in der Nacht auf den 17. April 1945 im Hof der Schule an der Fär­ber­straße erschos­sen. Den­noch war die “Aktion Rhein­land” erfolg­reich: Wie­den­ho­fen und Oden­thal konn­ten am Mor­gen des 17. Aprils die Ame­ri­ka­ner davon über­zeu­gen, ohne vor­he­ri­gen Groß­an­griff in Düs­sel­dorf ein­zu­rü­cken. Am spä­ten Nach­mit­tag des 17. Aprils war Düs­sel­dorf befreit.

Ober­bür­ger­meis­ter Tho­mas Gei­sel: “Die Män­ner der Aktion Rhein­land waren ganz nor­male Bür­ger unse­rer Stadt. Gemein­sam tausch­ten sie sich unter den Vor­zei­chen des Bom­ben­krie­ges kri­tisch aus und began­nen, das Regime des Natio­nal­so­zia­lis­mus infrage zu stel­len. Als eine wei­tere Ver­tei­di­gung Düs­sel­dorfs nur noch sinn­los Men­schen­le­ben gekos­tet und lebens­wich­tige Infra­struk­tur zer­stört hätte, agier­ten sie mit Ver­nunft und viel Herz für ihre Hei­mat­stadt. Wir alle haben ihnen viel zu verdanken.”

Poli­zei­prä­si­dent Nor­bert Wes­se­ler, seit Jah­ren Schirm­herr die­ser Ver­an­stal­tung, ver­bin­det die Gescheh­nisse von damals mit einem Blick auf heute. ‘Wir hat­ten unsere Befehle’ dürfe nie wie­der Begrün­dung für Unrecht sein: “Auf eine recht­staat­li­che Aus­bil­dung legen wir heute größ­ten Wert und akzep­tie­ren in unse­ren Rei­hen kei­ner­lei men­schen­ver­ach­ten­des oder ver­fas­sungs­feind­li­ches Gedan­ken­gut. Mahn- und Gedenk­stät­ten sol­len nicht ein­fach nur Erin­ne­run­gen wach hal­ten: sie sol­len uns zwin­gen, unser heu­ti­ges Ver­hal­ten stets abzugleichen.”

Sowohl Ober­bür­ger­meis­ter Gei­sel als auch Poli­zei­prä­si­dent Wes­se­ler bedau­er­ten, dass im Zuge der Absage aller offi­zi­el­len Gedenk­fei­er­lich­kei­ten auch der ursprüng­lich geplante deutsch-nie­der­län­di­sche Aus­tausch zwi­schen Schü­lern der Lan­des­haupt­stadt Düs­sel­dorf und der nie­der­län­di­schen Stadt Apel­doorn abge­sagt wer­den musste. Im nie­der­län­di­schen Apel­doorn hatte es – fast zeit­glich zu den Ereig­nis­sen in Düs­sel­dorf – am 16. April 1945 eben­falls eine Wider­stands­ak­tion muti­ger Bür­ger gege­ben, die zur kampf­lo­sen Ein­nahme der Stadt durch die kana­di­schen Trup­pen am 17. April 1945 führte. Schü­ler des Veluws Col­lege Mheen­park Apel­doorn und des Düs­sel­dor­fer Fried­rich-Rück­ert-Gym­na­si­ums hat­ten sich seit Sep­tem­ber 2019 in einem Aus­tausch­pro­jekt inten­siv mit der Geschichte bei­der Wider­stands­ak­tio­nen und ihrer Bedeu­tung für die Gegen­wart heute aus­ein­an­der­ge­setzt. Das Pro­jekt wurde von der Mahn- und Gedenk­stätte Düs­sel­dorf und der Gelre Asso­ca­tion Inter­na­tio­nal Apel­doorn beglei­tet und durch die Eure­gio Rhein-Waal finan­zi­ell ermöglicht.

Das Ergeb­nis des Schü­ler­pro­jek­tes, eine inspi­rie­rende Foto­pla­kat­ak­tion, kön­nen sich Inter­es­sierte digi­tal unter ande­rem auf der Face­book-Seite der Mahn- und Gedenk­stätte Düs­sel­dorf anse­hen: https://de-de.facebook.com/MahnundGedenkstaetteDuesseldorf