Judenfeindschaft in der heutigen Zeit
Häufig wird Judenfeindschaft immer noch als rein historisches Phänomen betrachtet und vorwiegend mit dem Nationalsozialismus verknüpft. Dass Antisemitismus jedoch ein heutiges und alltägliches Problem für Jüdinnen und Juden in Deutschland darstellt, er verschiedene, auch neuere Formen annimmt und in allen Schichten der Gesellschaft anzutreffen ist, darauf weisen empirische Studien seit Jahren hin.
Daraus ergibt sich der Bedarf einer umfassenden politischen Bildungsarbeit. Mit der Ausstellung in der Mahn- und Gedenkstätte, die nicht nur grundsätzlich über Antisemitismus informiert, sondern vor allem den Bezug zu Alltagswelten von Jugendlichen herstellt, werden aktuelle Formen der Judenfeindschaft zum Thema gemacht. Dies geschieht anhand von zahlreichen Beispielen, unter anderem aus den Bereichen Musik, Sport, Internet und natürlich Schule. Die Perspektiven und alltäglichen Erfahrungen von Jüdinnen und Juden sowie die Bedrohungslage für jüdisches Leben in Deutschland werden so konkret sichtbar gemacht.
17 ausgewählte antisemitische Schreiben
Als Ergänzung gibt es zudem eine Zusatzausstellung, die 17 ausgewählte antisemitische Briefe, E‑Mails und Postkarten an die Jüdische Gemeinde Düsseldorf aus den Jahren 1992 bis 2020 zeigt, kommentiert und einordnet. Unter dem Titel “‘Ich wäre an Eurer Stelle sehr sehr vorsichtig‘. Schreiben an die Jüdische Gemeinde Düsseldorf (1992–2020)” werden die Zuschriften abgebildet.
“Ich halte das für einen ganz wichtigen Düsseldorf-Bezug, der die Antisemitismus-Ausstellung ergänzt und bereichert”, so Gedenkstättenleiter Dr. Bastian Fleermann. “Diese Briefe zeigen plastisch, dass Antisemitismus kein theoretisches Problem ist, sondern eine aktuelle und akute Bedrohungslage für jüdische Menschen in unserer Stadt.”
Michael Rubinstein, Gemeindedirektor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf: “Anhand der Briefe, E‑Mails und Kommentare in den sozialen Medien, die auch heute immer wieder die Jüdische Gemeinde Düsseldorf erreichen, häufig noch nicht mal mehr anonymisiert, zeigt sich deutlich, dass der Antisemitismus zunehmend nicht nur in der Gesellschaft angekommen ist, sondern oftmals zumindest stilschweigend akzeptiert wird. Diese Bedrohung ist konkret und kann nicht einfach als harmlos bagatellisiert werden, das wäre fatal. Hass fängt mit Worten an. Die ausgestellten Briefe verdeutlichen das unzweifelhaft.”
Andrea Sonnen, Geschäftsführerin der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Düsseldorf: “Die beiden Ausstellungen zeigen sehr deutlich auf, dass Antisemitismus eine alltägliche Erfahrung für in Düsseldorf lebende Juden und Jüdinnen ist, eine Erfahrung, die Unsicherheit und Angst bewirkt, deren Bedrohungspotenzial nicht zu unterschätzen ist.”
Die Wanderausstellung, die vom Projekt “Jederzeit wieder! Gemeinsam gegen Antisemitismus” der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit konzipiert wurde, besteht aus 21 mobilen Stelltafeln. Die Düsseldorfer Station ist eine Zusammenarbeit der Mahn- und Gedenkstätte mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Düsseldorf, der Jüdischen Gemeinde und der Beratungsstelle SABRA.
Führungen für kleine Gruppen (maximal 10 Personen) können gebucht werden, telefonisch unter 0211–8996205. Einzelbesucherinnen und ‑besucher sowie Kleinstgruppen sind ohne Anmeldung willkommen. Alle Besucherinnen und Besucher müssen einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Zum Schutz der Besucherinnen und Besucher sowie der Mitarbeitenden gilt in den Einrichtungen eine begrenzte Besucherzahl sowie die Einhaltung von Hygiene- und Abstandsregeln nach der Coronaschutzverordnung. Die Gedenkstätte hat dienstags bis freitags sowie sonntags von 11 bis 17 Uhr und samstags von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.