Wolf­gang Rol­s­ho­ven Foto: LOKALBÜRO

 

Wolf­gang Rolshoven

Auf dem Carls­platz ist Düs­sel­dorfs ältes­ter noch bestehen­der Wochen­markt zu Hause. Die­sen Sta­tus hat er nach einer beweg­ten Geschichte erreicht, die damit ein Hap­py­end haben könnte, wenn sich da in letz­ter Zeit nicht eine neue Ent­wick­lung abzeich­nen würde. Inzwi­schen ist der Markt auch zu einem Ort des Aus­ge­hens gewor­den, was zu immer mehr Momen­ten führt, die mit dem eigent­lich Carls­platz wenig gemein­sam haben und eher wie eine Ver­län­ge­rung der Alt­stadt wir­ken. Damit droht etwas, das in Düs­sel­dorf und weit dar­über hin­aus ein­zig­ar­tig ist, zu etwas Aus­tausch­ba­rem zu werden.

Die Geschichte des Carls­platz reicht bis in 18. Jahr­hun­dert zurück. Damals ent­stand die Carl­stadt und mit ihr auch der Platz, der unter fran­zö­si­scher Herr­schaft zunächst eine andere Funk­tion hatte: Er war Exer­zier- und Para­de­platz. Diese Tra­di­tion setz­ten die Preu­ßen im 19. Jahr­hun­dert fort, auch bei ihnen war der Platz für die Sol­da­ten gedacht. An diese Phase erin­nert heute noch der Name der nahe­ge­le­ge­nen Kaser­nen­straße. Par­al­lel dazu ent­wi­ckelte sich ein zwei­ter Nut­zen des Plat­zes. Er diente vier Mal im Jahr als Stand­ort für ein­wö­chige Jahr­märkte, außer­dem er spielte für den Kar­ne­val eine zen­trale Rolle.

Der nächste große Umbruch erfolgte zu Beginn des 20. Jahr­hun­derts. Das zeigte sich zum einen im Namen, der nun Karl­platz lau­tete, zum ande­ren im Ange­bot. Dort eta­blierte sich noch vor dem Ers­ten Welt­krieg ein Markt mit Obst und Gemüse, Fisch und Fleisch und Back­wa­ren, und ver­drängte damit in der Bedeu­tung den eigent­li­chen Markt­platz vor dem Rathaus.

Diese Bedeu­tung behielt der Platz auch nach dem Zwei­ten Welt­krieg, was noch ein­mal unter­stri­chen wurde durch Moder­ni­sie­run­gen wie die Glas­über­da­chung. Der Carls­platz (inzwi­schen wie­der mit C und s) genießt als Markt, der nicht auf ein oder zwei bestimmte Wochen­tage beschränkt war, einen Ruf, der durch­aus mit dem des Vik­tua­li­en­markts in Mün­chen zu ver­glei­chen ist.

Gas­tro­no­mie war dabei immer ein Bestand­teil des Mark­tes. Man kam nicht nur zum Ein­kau­fen, son­dern auch um eine Suppe, Fisch, ein Würst­chen oder Nudeln zu essen. Das aber war vor allem mit­tags oder viel­leicht noch am spä­ten Nachmittag/frühen Abend der Fall. Inzwi­schen ist das anders. Da gibt es Stände, an denen man vor allem oder auch Bier und Wein trin­ken kann und des­halb gerne län­ger bleibt, und lei­der nicht unbe­dingt lei­ser oder char­man­ter wird. Das ist eine Ent­wick­lung, die nicht recht zum Platz passt, die droht, ihn zu einem x‑beliebigen Aus­geh-Ziel zu machen – ein Trend, der irgend­wann nicht mehr umzu­keh­ren wäre. Mit Blick auf die hier beschrie­bene Geschichte des Carls­plat­zes sehen wir Jon­ges diese Ent­wick­lung kri­tisch und for­dern eine Debatte über die Aus­rich­tung des Platzes