“Entrechtet und beraubt. Der Kunsthändler Max Stern”: Unter diesem Titel lädt die Landeshauptstadt Düsseldorf vom 2. September 2021 bis zum 30. Januar 2022 zu einer Ausstellung zu Max Stern im Stadtmuseum ein. Der Kunsthistoriker und Galerist (1904–1987) gehört zu den Opfern des Nationalsozialismus. 1937 wurde er gezwungen, seinen Kunsthandel auf der Königsallee zu schließen und zu emigrieren. Über Frankreich und Großbritannien kam er 1940 als Internierter nach Kanada. Dort gelang ihm ein Neuanfang: Max Stern wurde zu einem der bedeutendsten Galeristen des Landes. Mit der Schau im Stadtmuseum soll nun das Leben und Wirken von Max Stern beleuchtet und gewürdigt werden. Die offizielle Eröffnung ist am 1. September.
Die neu konzipierte Ausstellung sollte ursprünglich bereits im Herbst vergangenen Jahres präsentiert werden. Aufgrund der Corona-Lage und den damit verbundenen Maßnahmen musste die Ausstellung jedoch in das Jahr 2021 verschoben werden. Nachdem die Pandemie auch eine Schau im Frühjahr nicht zuließ, wurde sie für den Herbst 2021 geplant und kann nun im September eröffnet werden. Ausschlaggebend für diese Entscheidungen war auch, dass man die Ausstellung ohne größere coronabedingte Einschränkungen durchführen wollte, um sie so einem möglichst großen Publikum präsentieren zu können.
Bislang unveröffentlichte Dokumente aus Sterns Nachlass
Basis der Ausstellung im Stadtmuseum bilden autobiographische Erinnerungsskizzen. Die Schau vereint bislang unveröffentlichte Dokumente aus Sterns Nachlass mit Quellen aus hiesigen Archiven. Der Kurator konnte hier mit der National Gallery in Kanada kooperieren, wo die Nachlässe von Max Stern sowie die der Familie Thalheimer (Schwester und Schwager von Max Stern) liegen. Es war so zum einen möglich im Rahmen der Ausstellungsvorbereitung, vor Ort zu forschen, zum anderen wurden im Anschluss Materialien aus dem kanadischen Archiv zur Verfügung gestellt, die nun das Gerüst der Ausstellung bilden. Darüber hinaus beschäftigt sich die Ausstellung auch mit musealer Provenienzforschung, deren Arbeitsweise, Aufgaben sowie Erkenntnissen anhand ausgewählter Beispiele. Kuratiert wurde die Ausstellung von dem Kunsthistoriker Dr. Dieter Vorsteher mit Unterstützung des Stadtmuseums Düsseldorf und der Provenienzforschung der Landeshauptstadt Düsseldorf.
Entwicklung der Ausstellung
Nachdem 2017 die ursprünglich geplante Ausstellung zu Stern zunächst abgesagt wurde, wurde nach kurzer Zeit beschlossen, die Schau in ergänzter und überarbeiteter Form zu einem späteren Zeitpunkt im Stadtmuseum zu zeigen. Im Vorfeld der Ausstellung hatte die Landeshauptstadt Düsseldorf im Februar 2019 unter dem Titel “Die Galerie Stern im Kontext des Rheinischen Kunsthandels während des Nationalsozialismus” zu einer internationalen Tagung in das Haus der Universität mit 150 Gästen eingeladen. Mittels Einzelfallanalysen und Kontextforschung unter anderem zur Händlertätigkeit von Max Stern im Vergleich mit anderen Düsseldorfer und rheinischen Kunsthändlern sollte der Komplexität des Themas Rechnung getragen werden. Die Erkenntnisse des Symposiums sind auch in die Ausstellungskonzeption eingeflossen.
Mit der damaligen Absage der Ausstellung haben auch einige wichtige Kooperationspartner ihre Teilnahme abgesagt, darunter das Max Stern Art Restitution Project oder das kanadische Kuratorenteam. In den vergangenen Jahren wurde der Kontakt mehrfach gesucht, um eine erneute gemeinsame Zusammenarbeit zu ermöglichen bzw. wiederaufzunehmen. Es blieb jedoch bei der Absage dieser Kooperationspartner.
Zum Kunsthistoriker Max Stern
Der Kunsthistoriker Max Stern stieg 1928 in die 1913 gegründete und seit 1917 auf der Königsallee 23–25 ansässige Galerie seines Vaters Julius Stern (1867–1934) ein. Sie zählte neben den Galerien von Alfred Flechtheim, Hans und Georg Paffrath und Dr. Joseph Schönemann zu den prominentesten Adressen des Düsseldorfer Kunsthandels im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Max Stern gehört zu den Opfern des Nationalsozialismus. Aufgrund seiner jüdischen Abstammung wurde ihm 1935 die Aufnahme in die Reichskammer der bildenden Künste und damit die Erlaubnis zur Weiterführung seiner Kunsthandlung verwehrt, bis man ihn schließlich zur Liquidierung seiner Galerie Ende 1937 zwang. Stern floh kurze Zeit darauf über Paris nach London. 1940 wurde er in Großbritannien interniert und von dort aus nach Kanada gebracht.