Öffentlichkeitsbeteiligung ab Herbst geplant
Kunstkommission stellte dem Kulturausschuss ihr Konzept vor: Expertinnen- und Expertengespräch sowie Online-Plattform in Planung
Im Mai 2020 lobte die Kunstkommission der Stadt Düsseldorf einen öffentlichen Wettbewerb über den zukünftigen Umgang mit dem 39er-Denkmal auf dem Reeser Platz aus. Aufgrund zahlreicher kontroverser Diskussionen um diesen Ort wurde nach einjähriger Vorbereitung mit diversen Recherchen und Werkstattgesprächen mit Bürgerbeteiligung zunächst ein Ideenwettbewerb gestartet. Ziel war es, zeitgenössische, künstlerische und freiraumplanerische Ideen für eine pointierte, signifikante und kritische Kommentierung des Denkmals zu finden. Aus insgesamt 67 eingereichten Projektideen kamen 5 Entwürfe in die engere Auswahl.
Nach Vorstellung der Entwürfe kam es zu einer intensiven Diskussion in der Künstlerschaft. Daraufhin beauftragte der Rat die Verwaltung und die Kunstkommission, anhand eines umfassenden Beteiligungsverfahrens die Bürgerschaft in die weitere Planung zu integrieren. “Während die erste Beteiligung im wesentlichen zur inhaltlichen Ausrichtung des Ideenwettbewerbs diente, soll mit dieser Beteiligung nun ein Prozess zur Entscheidungsfindung mit einem breiten Bürgerkonsens in Gang gesetzt werden”, erläutert Nicolas Grosch, Leiter der Geschäftsstelle der Kunstkommission. Das Konzept hierzu wurde dem Kulturausschuss in seiner Sitzung am Donnerstag, 17 Juni, vorgestellt. Beteiligt an dem Konzept waren neben dem beauftragten Büro ISR (Innovative Stadt — und Raumplanung GmbH), die Düsseldorf Marketing sowie das Büro “ontopica”, das eine digitale Beteiligungsplattform entwickelt hat.Nach den Sommerferien, voraussichtlich im Herbst 2021, sollen alle interessierten Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit erhalten, sich umfassend über den Prozess und die Hintergründe zu informieren, und darauf aufbauend, die Entwürfe zu diskutieren und ihre persönliche Meinung zu äußern. Zum einen wird es ein Expertinnen- bzw. Expertengespräch geben, zu dem alle Interessierte eingeladen werden — der konkrete Termin wird rechtzeitig bekannt gegeben. Zum anderen soll eine Beteiligung auch über eine Online-Plattform möglich sein. Dafür werden unter anderem die prämierten Entwürfe des Ideenwettbewerbs einzeln in einem Kurzvideo vorgestellt. Digital aufbereitet erhält man einen Eindruck davon, wie es wäre, sich in den realisierten Entwürfen zu bewegen. Interviews mit den Künstlerinnen und Künstlern geben zudem interessante Einblicke zu den Beweggründen und den künstlerischen Inhalten.
Nach Auswertung der Beiträge und Erkenntnisse aus dem Beteiligungsverfahren ist beabsichtigt, den politischen Gremien die Ergebnissen sowie einen Vorschlag zur weiteren Vorgehensweise zu präsentieren.
Hintergrund: “39er Denkmal” auf dem Reeser Platz
Kaum ein anderes Denkmal in Düsseldorf sorgt für so viele kontroverse Diskussionen wie das “39er Denkmal” auf dem Reeser Platz. Errichtet 1939 und ursprünglich als Denkmal für die im Ersten Weltkrieg Gefallenen oder Verschollenen des Niederrheinischen Füsilier-Regiments Nr. 39 der preußischen Armee konzipiert, wird es inhaltlich wie ästhetisch als revanchistisch und nationalsozialistisch eingestuft. In der Forschung gilt das Denkmal überwiegend als ein Dokument der nationalsozialistischen Erinnerungskultur der späten 1930er Jahre in Deutschland. Das Denkmal wurde im Anschluss an die Reichsaustellung “Schaffendes Volk” von 1937 realisiert. Bei dieser Autarkie- und Leistungsschau des NS-Staates entstand unter anderem eine typische nationalsozialistische Modellsiedlung (“Schlagetersiedlung”) in Golzheim mit “landschaftsgebundenen” Wohnhäusern und die Anlage des Nordparks. Seit der Errichtung gibt das umstrittene Denkmal Anlass für zahlreiche politische Auseinandersetzungen und Kontroversen. Bereits in der Nachkriegszeit wurde der Erhalt des Denkmals in Frage gestellt, blieb jedoch unangetastet.
Die für den Stadtteil zuständige Bezirksvertretung 1 hatte 2015 mehrheitlich beschlossen, ein alternatives Denkmal auf dem Reeser Platz aufzustellen, das den Wunsch der Düsseldorfer Bürgerinnen und Bürger nach einem friedlichen Zusammenleben der Völker zum Ausdruck bringt und den Widerstand gegen Kriegsverherrlichung würdigt. Auf Bitten der Bezirksvertretung 1 wurde die Kunstkommission der Stadt Düsseldorf damit beauftragt, über die Auslobung eines Wettbewerbs einen angemessenen Umgang mit dem Platz und seinem Denkmal zu entwickeln.
Die Kunstkommission Die “Kommission für Kunst am Bau und im öffentlichen Raum” ist das Expertengremium für die Realisierung von Kunstprojekten im kommunalen Auftrag. Sie berät den Rat der Stadt bei der Entscheidungsfindung und gibt Empfehlungen ab, unter anderem zur Durchführung von Wettbewerbsverfahren. Sie stellt Leitlinien für kunstwissenschaftliche und künstlerische Betrachtungen auf, entscheidet über die Projektauswahl und gibt Rahmenbedingungen für die Wettbewerbe vor. Sie wählt die einzuladenden Künstlerinnen und Künstler aus und beschließt über die inhaltliche Begleitung der Projekte. Die Kunstkommission ist dem Kulturdezernat der Landeshaupt Düsseldorf zugeordnet. Weitere Informationen unter: www.kunstkommission-duesseldorf.de