Ausstellung im Stadtmuseum vom 14. Oktober bis 1. Mai 2022
Das Stadtmuseum kooperiert seit Jahren mit den Museen der Partnerstadt Haifa in Israel. Vom 14. Oktober bis zum 1. Mai 2022 werden im dortigen Architekturzentrum die eindrucksvollen Fotografien der Künstlerin Stephanie Kloss präsentiert.
Stephanie Kloss hat 2014 In Haifa — gefördert durch das Global Stipendium des Berliner Senats — diese Serie von Fotos hauptsächlich im Viertel Hadar HaCarmel geschaffen. Sie zeigen die wichtigsten Bauten des Internationalen Stils der Stadt, die eine Werkstatt der Moderne war.
Haifa ist heute die drittgrößte Stadt Israels nach Tel Aviv und Jerusalem mit rund 300.000 Einwohnern. Durch die Lage am Berghang hat Haifa eine besondere städtische Gliederung. Haifa wurde durch das fortgesetzte Wachstum zur flächenmäßig größten israelischen Stadt. Durch die Topographie und die Höhenunterschiede haben sich drei Zentren entwickelt: Das erste Zentrum bildet die Unterstadt unmittelbar am Hafen. Das zweite Zentrum, das in dieser Ausstellung im Fokus steht, ist die Terrasse von Hadar HaCarmel. Es ist das Haupteinkaufs- und Vergnügungszentrum mit Verwaltungsgebäuden und Ämtern der Stadt. Har HaCarmel, das dritte Zentrum, liegt auf dem Kamm des Berges Carmel.
Die Tatsache, dass in den 1930er und 1940er Jahren des 20. Jahrhunderts in Haifa und an den Hängen des Berges Carmel eine bemerkenswerte Vielfalt an modernistischer Architektur im Internationalen Stil entstand, ist heute weitgehend unbekannt. Dabei hatte die einst viel gepriesene Lage Haifas am Mittelmeer mit ihrem einzigartigen Panoramablick das Interesse der modernen Architekten, die in der Mehrheit aus Europa emigriert waren, auf sich gezogen. Die Stadt mit ihren landschaftlichen Reizen und besonderem Klima wurde zur Projektionsfläche ihrer avantgardistischen Ideen und sozialen Utopien, die sie in ihrem Gepäck mitbrachten.
Die Bausubstanz der Haifaer Moderne befindet sich in einem Zustand, wie er noch in den 1990er Jahren in Tel Aviv anzutreffen war. Die Bauten wurden erweitert und umgebaut. Im Stadtteil Hadar HaCarmel findet sich die größte Dichte an Wohnbauten im Internationalen Stil. Sie zeichnen sich durch unterschiedliche Ausprägungen in ihrer Gestalt aus. Stephanie Kloss’ Fotografien der Haifaer Moderne dokumentieren mit hohem ästhetischen Anspruch und einem außergewöhnlichen Blick für stilistische Details und Charakteristika das von Umbau und Verfall bedrohte wertvolle Erbe Haifas, das es zu erhalten gilt. Die Fotografien erheben nicht den Anspruch einer vollständigen Bestandsaufnahme und Dokumentation, sondern zeigen die Bauten in ihrer skulpturalen Formensprache, die die Aufbruchstimmung jener Epoche verkörpern und sich den Zeichen der Zeit widersetzen.
Zur Künstlerin
Stephanie Kloss, geboren in Karlsruhe, lebt und arbeitet als bildende Künstlerin in Berlin. Sie studierte Architektur an der Technischen Universität Berlin (Diplom), Medienkunst an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe bei Marie-Jo Lafontaine und Günther Förg sowie Fotografie bei Thomas Struth und Candida Höfer. Die fotografischen Arbeiten von Stephanie Kloss setzen sich mit soziologischen, politischen und räumlichen Phänomenen auseinander. Sie ist in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen vertreten. Neben ihrer künstlerischen Arbeit unterrichtet sie als Dozentin an der Universität der Künste Berlin (UdK), kuratiert Ausstellungen und betreibt den Berliner Projektraum “Die Möglichkeit einer Insel”.