Bände des Jour­nals des Luxus und der Moden. Auf­ge­schla­gen: der oran­ge­far­bene Umschlag der Ein­zel­hefte sowie Abbil­dun­gen einer Dame mit Samt-Tunika und eines Pari­ser Biblio­theks­se­kre­tärs aus Maha­goni mit Ver­zie­run­gen aus Bronze, Februar 1809,©Goethe-Museum Düsseldorf/Barbara Steingießer

 

 

Das Goe­the-Museum Düs­sel­dorf lädt vom 26. Okto­ber 2021 bis zum 20. Februar 2022 zu sei­ner neuen Son­der­aus­stel­lung ein

Besu­che­rin­nen und Besu­cher des Schloss Jäger­hof kön­nen ab dem 26. Okto­ber eine Reise durch die Welt der Mode erle­ben. Denn dann prä­sen­tiert das Goe­the-Museum seine neue Son­der­aus­stel­lung “Luxus & Life­style. Wei­mar und die weite Welt”. Was aber haben Wei­mar und Goe­the mit der inter­na­tio­na­len Mode­welt zu tun? Die Ant­wort bie­tet das “Jour­nal des Luxus und der Moden”, das im Zen­trum der Schau steht. Das erste Life­style-Maga­zin Deutsch­lands berich­tete von 1786 bis 1827 über die neu­este Mode aus Paris und Lon­don sowie über Ein­rich­tungs­trends und hatte sei­nen Ver­lags­sitz in der klei­nen Resi­denz­stadt Wei­mar. Die Aus­stel­lung prä­sen­tiert die Hefte, die auf die brand­neue Mode auf­merk­sam mach­ten, und zeigt am Bei­spiel alter und neuer Luxus­gü­ter, wie manch ein Trend von damals das Design von heute inspiriert.

Dass Mode aber nicht nur Spie­gel des Zeit­geists ist, son­dern auch Kul­tur­ge­schichte sicht­bar macht, zeigt die Aus­stel­lung anhand beson­de­rer Stü­cke von mehr als 20 Leih­ge­bern und aus den rei­chen Bestän­den der eige­nen Samm­lung. Zu sehen sind neben Klei­dern und Schu­hen aus vier Jahr­hun­der­ten auch Acces­soires und Ein­rich­tungs­ge­gen­stände berühm­ter Per­sön­lich­kei­ten. Dar­un­ter Gem­men­ringe von Goe­the und von Joseph Haydn, eine in Gold gefasste Minia­tur, die Ange­lika Kauff­mann der Her­zo­gin Anna Ama­lia schenkte, Schmuck der Zaren­toch­ter Maria Paw­lowna und sol­cher aus der Fami­lie des Kom­po­nis­ten Johann Nepo­muk Hum­mel sowie ein für Coco Cha­nel per­sön­lich ange­fer­tig­tes Modeschmuck-Ensemble.

Die Eröff­nung der Aus­stel­lung fin­det am Sonn­tag, 24.Oktober, mit gela­de­nen Gäs­ten statt. Ab Diens­tag, 26. Okto­ber, ist sie dann für alle Besu­che­rin­nen und Besu­cher geöff­net und bis zum 20. Februar 2022 zu sehen.

Zum „Jour­nal des Luxus und der Moden“
Schon vor mehr als zwei Jahr­hun­der­ten rekla­mierte eine Zeit­schrift selbst­be­wusst für sich, die Anna­len der Mode­welt zu schrei­ben. Anders als man viel­leicht denkt, war es jedoch nicht die “Vogue”. Die mit knapp 130 Jah­ren noch rela­tiv junge Zeit­schrift hat die “Geschichts­schrei­bung” der Mode nicht begrün­det. Mehr als ein Jahr­hun­dert älter als die “Vogue” ist näm­lich die erste deut­sche Mode­zeit­schrift, deren ers­tes Heft im Januar 1786 erschien – in dem Jahr, in dem in Deutsch­land die letzte Klei­der­ord­nung erlas­sen wurde. Eben diese Klei­der­ord­nun­gen waren es gewe­sen, mit denen die Stände über Jahr­hun­derte per Gesetz scharf und für alle sicht­bar von­ein­an­der abge­grenzt wur­den. Ein Ver­ständ­nis von Mode im heu­ti­gen Sinne als freier Aus­druck der Indi­vi­dua­li­tät wurde erst in einer Zeit des gesell­schaft­li­chen Umbruchs möglich.

Das Maga­zin, das ab dem zwei­ten Jahr­gang unter dem Titel “Jour­nal des Luxus und der Moden” Furore machte, war über Jahr­zehnte hin­weg das erfolg­reichste jour­na­lis­ti­sche Unter­neh­men Deutsch­lands. Die Hefte mach­ten durch einen flam­mend oran­ge­far­be­nen Umschlag auf sich auf­merk­sam, der von da an mit den Begrif­fen “Luxus” und “Mode” asso­zi­iert wurde. Und das rund 150 Jahre bevor der fran­zö­si­sche Leder­wa­ren­her­stel­ler Her­mès ein sol­ches Orange als Fir­men­farbe erneut mit Luxus­gü­tern in Ver­bin­dung brachte.

Das “Jour­nal des Luxus und der Moden” war mit sei­nen hand­ko­lo­rier­ten Druck­gra­fi­ken die erste Illus­trierte Deutsch­lands. Es berich­tete in der medi­en­ge­schicht­lich weg­wei­sen­den Ver­bin­dung von Text und Bild nicht nur über die neu­es­ten Damen- und Her­ren­mo­den aus Paris, Lon­don und Wien, aus Ita­lien sowie aus den deut­schen Mes­se­städ­ten und Kur­or­ten, son­dern war auch Life­style-Maga­zin. Ent­spre­chend dem Plu­ral des Wor­tes “Mode” (aus frz. mode: Art) im Zeit­schrif­ten­ti­tel behan­delte das Blatt auch andere Gegen­stände oder Tätig­kei­ten, die gerade “à la mode” waren. So infor­mierte das Jour­nal regel­mä­ßig unter ande­rem über Tisch­kul­tur, Ein­rich­tungs­trends, über Lite­ra­tur und Thea­ter, glanz­volle poli­ti­sche Ereig­nisse, ferne Län­der oder Gesellschaftsklatsch.

In den gut vier Jahr­zehn­ten sei­nes Erschei­nens von 1786 bis 1827 ver­öf­fent­lichte das “Jour­nal des Luxus und der Moden” 12.000 Text­bei­träge und 1.500 Abbil­dun­gen auf 40.000 Druck­sei­ten. Und weil es trotz der wech­sel­vol­len Zeit zwi­schen Revo­lu­tion und Restau­ra­tion Bestand hatte und mit kri­ti­schem Blick die gesell­schaft­li­chen Ver­än­de­run­gen in Europa regis­trierte, ist es heute auch eine bedeu­tende kul­tur­his­to­ri­sche Quelle.

Mode­ar­ti­kel aus der Zeit Goethes
Im Bestand des Goe­the-Muse­ums Düs­sel­dorf sind nicht nur die 42 Jahr­gänge des Jour­nals nahezu kom­plett über­lie­fert, son­dern zur Samm­lung gehö­ren auch zahl­rei­che Gegen­stände der ange­wand­ten Kunst, wie sie in der Zeit­schrift vor­ge­stellt wur­den, so zum Bei­spiel Schmuck und Acces­soires, Möbel, Sil­ber, Por­zel­lan und Glas. Daher lag es nahe, in einer Son­der­aus­stel­lung zusam­men mit dem Life­style-Maga­zin der Goe­the­zeit auch Mode­ar­ti­kel von damals zu prä­sen­tie­ren und die drei­di­men­sio­na­len Objekte wie­derum Luxus­pro­duk­ten von heute gegenüberzustellen.

Goe­the über das Journal
Über­ra­schen­der­weise hatte das “Jour­nal des Luxus und der Moden” sei­nen Ver­lags­sitz nicht etwa in einer Metro­pole wie Ber­lin, son­dern in der klei­nen Resi­denz Wei­mar, die man gemein­hin als Klas­si­ker­stadt fernab vom modi­schen Puls der Zeit wähnt. Gegrün­det wurde es von dem Ver­le­ger Fried­rich Jus­tin Ber­tuch (1747–1822), der ein erfolg­rei­cher Geschäfts­mann und flei­ßi­ger Netz­wer­ker war. Zum Mit­her­aus­ge­ber konnte er Georg Mel­chior Kraus (1737–1806), den Direk­tor der fürst­li­chen Zei­chen­schule, gewin­nen, der zugleich die kunst­vol­len Bild­ta­feln ent­warf. Die Infor­ma­tio­nen über das Neu­este vom Neuen aus den Mode­zen­tren Euro­pas beschaff­ten den Her­aus­ge­bern Kor­re­spon­den­ten im In- und Ausland.

Zunächst aber muss­ten Ber­tuch und Kraus Vor­ur­tei­len vor­beu­gen, um ihr neues Pro­jekt zu recht­fer­ti­gen. Die Wei­ma­rer Dich­ter und Den­ker fürch­te­ten einen Sie­ges­zug der Ober­fläch­lich­keit. Wenn Goe­the spä­ter auch selbst Bei­träge im Jour­nal ver­öf­fent­lichte und des­sen Anzei­gen­teil dazu nutzte, für eigene Publi­ka­tio­nen zu wer­ben, so war es ihm doch ein rotes Tuch: “Es ist aber als wenn alles geist­rei­che die­sen feu­er­far­be­nen Ein­band flöhe”, schrieb er im Januar 1796 an Schil­ler. Ihr Jour­nal, davon waren Ber­tuch und Kraus jedoch über­zeugt, sei ein geeig­ne­tes Mit­tel, um eben nega­ti­ven Ent­wick­lun­gen neuer Trends ent­ge­gen­zu­wir­ken, denn es könne das ästhe­ti­sche Urteils­ver­mö­gen schärfen.

Besu­cher­infos
Die Aus­stel­lung im Goe­the-Museum Düs­sel­dorf, Schloss Jäger­hof, Jaco­bi­straße 2, ist diens­tags bis frei­tags von 11 bis 17 Uhr, sams­tags von 13 bis 17 Uhr sowie sonn­tags und fei­er­tags von 11 bis 17 Uhr zu sehen. Der Ein­tritt beträgt regu­lär 4 Euro, ermä­ßigt 2 Euro. Ab 16 Uhr sowie sonn­tags ist der Ein­tritt frei. Bitte beach­ten Sie die der­zeit gel­ten­den Coro­na­re­geln: Es besteht eine Pflicht zum Tra­gen einer medi­zi­ni­schen Maske. Zudem gilt die 2G-Regel, sodass ein Nach­weis durch Imp­fung oder Gene­sung erfor­der­lich ist.