Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller hat sich am heutigen Dienstag, 2. November, in der Mahn- und Gedenkstätte mit Christel Duda getroffen, der Tochter des Gerresheimer Architekten Aloys Odenthal. Dieser war 1985 zum Ehrenbürger der Stadt Düsseldorf ernannt worden für seine Verdienste um die Rettung der Stadt im April 1945. Der 1912 geborene Aloys Odenthal hatte damals zu einer Widerstandsgruppe gehört, die die Stadt kampflos an die Alliierten übergeben wollten und damit den fanatischen Durchhaltewillen der Nationalsozialisten unterwandert hatten. Er verstarb 2003 in seiner Heimatstadt. Ein Platz und eine Schule tragen heute seinen Namen. Zudem unterhält die Landeshauptstadt ein Ehrengrab auf dem Gerresheimer Waldfriedhof.
“Was Ihr Vater Aloys Odenthal damals gemacht hat, war mutig und selbstlos. Er hat sich große Verdienste um unsere Stadt erworben. Ich freue mich, dass Sie heute hier in unserer Gedenkstätte sind, wo Ihr Vater sowohl in der Ausstellung als auch in der Forschung gewürdigt wird”, so Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller.
Gemeinsam mit dem Institutsleiter Dr. Bastian Fleermann und Dr. Andrea Ditchen von der Mahn- und Gedenkstätte empfing der Oberbürgermeister Christel Duda, die zum ersten Mal zu Besuch in der 2015 neu eröffneten Mahn- und Gedenkstätte an der Mühlenstraße war. Begleitet wurde Christel Duda von ihrer Tochter Claudia Siebner.
Die Gäste zeigten sich sehr bewegt in der Dauerausstellung — insbesondere vor dem Bild von Aloys Odenthal. Christel Duda war sieben Jahre alt, als ihr Vater mit seinen Freunden die spektakuläre Rettungsaktion durchführte. Sie kann sich sehr eindringlich an die Rettung der Stadt und den Einmarsch der US-Truppen erinnern. Sie ist das einzige noch lebende Kind der Odenthals, das das dramatische Frühjahr 1945 noch erlebt hat. “Meine Kollegin Dr. Ditchen forscht derzeit sehr intensiv zum Widerstand dieser Gruppe. Wir wollen dieses Kapitel der Düsseldorfer Stadtgeschichte einmal grundlegend analysieren und erforschen”, so Fleermann. Christel Duda und Claudia Siebner zeigten sich hierüber hoch erfreut.
Ein nobler Herr, wie er da steht. An diesen seinen Hut, den er in dieser klassischen Künstlerform auch noch trug als ich ihn persönlich kennen lernte, viel später in Gerresheim, seinem Stadtteil. Dieser Mann war mir schon in meiner Jugend ein Begriff. Ich war zehn als der Krieg zu Ende war und ich hatte meinem Vater zu dessen Geburtstag eine „Sonderausgabe der “Düsseldorfer Nachrichten“ geschenkt mit dem Titel „Als Düsseldorf Front wurde“. Hier also wurde die Geschichte der „Rettung der Stadt“ erstmals niedergeschrieben; ich besitze das Heft heute noch.
Ich traf auf Aloys Odenthal in den 1970er-Jahren fast täglich in einem kleinen damals sehr beliebten Stehcafé auf der Benderstraße das den hübschen Namen „Muckefuck“ trug. Seine Präsenz war da, wenn er erschien, alleine schon durch sein Erscheinungsbild nachhaltig: Immer dieser schwarze Künstlerhut leicht in den Nacken geschoben, immer eine Fliege und oft einen dunklen Anzug dessen Jackett seltsamerweise keine Revers hatte. Als ich ihn einmal darauf ansprach erzählte er von den für ihn schlimmen Zeiten „als die Nazis die Straße beherrschten“. Er war aktives Mitglied des Kolpingwerkes, „das Abzeichen trug man damals tunlichst hinter dem Revers versteckt“. Als er einmal von ein paar jungen SA-Rüpeln angehalten und als die anstelle des erwünschten NSDAP-Abzeichens das Kolping-Emblem entdeckten habe man ihn übel beschimpft und ihm beide Revers von der Jacke abgerissen. Damals habe er sich geschworen niemanden mehr eine solche Gelegenheit zu geben und danach seinen Schneider beauftragt von allen Jacketts die Revers zu entfernen. Das hatte er also bis zu seinem Tode beibehalten.
Seine so wichtige Rolle in jenen Zeiten Widerstand zu leisten hat er nie, auch mir gegenüber, betont, da war er sich selbst zu bescheiden. Das führte allerdings auch dazu dass ihm das alles nach dem Krieg von vielen Mitbürgern in Gerresheim nicht geglaubt wurde, auch bei einigen Gästen des Muckefuck. Bis ich einmal das alte Sonderheft hervorkramte und es den Skeptikern vorlegte. Die Zweifel an ihm und seiner Gesinnung wurden aber erst wirklich zerstreut als ihm die Stadt, zu deren Rettung er beigetragen hatte, die Ehrenbürgerwürde verlieh.
Das Muckefuck besteht nicht mehr. Aloys Odenthal wurde unter großer Anteilnahme nach seinem Tode in Gerresheim beerdigt. Dass ein Platz und eine Schule nach ihm benannt wurden wäre ihm bestimmt zu viel gewesen. Lieber würde er wohl am Stehtisch noch einen „Kaffee mit Medizin“ bestellen und sich zusammen mit seiner oft mit anwesenden Frau mit den anderen Gästen plaudern.