Der Anbau nimmt weiter Form an/Fertigstellung des Museums verschiebt sich nach derzeitigem Stand ins 3. Quartal 2022
Die Sanierung und Erweiterung des historischen Schumann-Hauses an der Bilker Straße 15 als lebendiger Erinnerungsort an das Musikerehepaar Clara und Robert Schumann in der Carlstadt nimmt Gestalt an. Im Innenhof des Hauses haben die Zimmerarbeiten zur Errichtung des Anbaus begonnen. Dieser Anbau erweitert die Flächen des geplanten Schumann-Hauses um 120 Quadratmeter und wird auch die Aufzugsanlage des Museums beherbergen.
Der Anbau entsteht in Holzbauweise
Der Anbau wird auf einem Betonfundament und einem Betonkern im Bereich des Innenhofs in Holzbauweise errichtet. Der Grund: Weil der Neubau unter anderem über einem kleinen, historischen Anbau im Hof errichtet wird, musste eine leichte Bauweise gewählt werden und nicht die übliche Betonbauweise. Die Holzbauweise hat einen weiteren Vorteil: Der Anbau samt Dach soll bereits Anfang nächsten Jahres soweit fertig sein, dass der Innenausbau beginnen kann. Zukünftig wird dann im Anbau der Rundgang durch die Ausstellung starten.
Die Planung und Umsetzung des Anbaus war nur eine der vielen Herausforderungen für das auf historische Bauten spezialisierte Architekturbüro aus Krefeld. Bereits bei den Ausschachtungsarbeiten für den Anbau musste immer wieder auf neue Funde, wie die Fundamente des alten Festungsbauwerks und Erkenntnisse reagiert werden. Zudem führten Herausforderungen der Pandemie zu weiteren Verzögerungen: Materialknappheit, lange Lieferzeiten und ein erhöhter Abstimmungsaufwand machen sich bemerkbar. Der Terminplan musste daraufhin nochmals angepasst werden.
Arbeiten am Vorderhaus
Auch im Vorderhaus laufen die Arbeiten: Wo bis vor einigen Wochen noch die historischen Fensterflügel hingen, sind momentan Holzplatten eingesetzt: Die Fenster werden wie die Innentüren, hinter denen die Schumanns gewohnt hatten, in den Werkstätten behutsam restauriert. Vor Ort geschieht dies mit den Zargen und anderen wandfesten Ausbauteilen. Die Stuckdecken der Museumsräume sind bereits restauriert – Fehlstellen wurden ergänzt, aber die vielen Schichten und Spuren der Geschichte bewahrt.
In der Tordurchfahrt legen die Restauratorinnen aktuell eine Schablonenmalerei frei, die stilisierte Fische zeigt: Ein Wandschmuck des Fischhändlers Maassen, der das Schumann-Haus nach 1900 besessen und bekanntlich damals die beiden Hinterhäuser errichten ließ. So soll die ganze Geschichte des Schumann-Hauses sichtbar werden.
Auch die Fassade wird sich im neuen Jahr verändern. Wo heute einheitliches Weiß sichtbar ist, wird es künftig bunter. Wie die Restauratorinnen herausgefunden haben, sind die Einfassungen der Fenster und des Tors sowie das prägnante Gesims aus Andesit, einem blaugrauen Werkstein. Dieser hat eine fein gearbeitete Oberfläche, die wieder sichtbar werden soll. Auch der Sockel wird wieder eine andere Farbe als die Fassade haben — alles eng im partnerschaftlichen Einvernehmen mit der Denkmalbehörde.
Fertigstellung und Baukosten
Die Sanierung des Schumann-Hauses hatte im Oktober 2019 begonnen. Die Fertigstellung des Museums ist nach derzeitiger Planung unter Berücksichtigung der vorgenannten Verzögerungen im 3. Quartal 2022 geplant. Zeitliche Risiken bestehen allerdings weiterhin durch das Pandemiegeschehen, die sich in anhaltenden Beschaffungsschwierigkeiten und möglichen Reduzierungen der Personalstärke auf der Baustelle äußern.
Die Baumaßnahme bleibt nach derzeitigen Erkenntnissen trotz der zeitlichen Verzögerungen im Rahmen der vom Änderungsbeschluss im September bewilligten rund 5,13 Millionen Euro. Die ursprüngliche Kostenberechnung zum Ausführungs- und Finanzierungsbeschluss im September 2018 hatte rund 3,6 Millionen Euro betragen.
Den Gesamtkosten stehen Drittmittel von insgesamt 470.000 Euro gegenüber. Die Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat und Kulturpflege fördert die denkmalgerechte Sanierung des Hauses sowie Maßnahmen zur Barrierefreiheit mit einer Summe von 370.000 Euro, die mit Unterstützung des Fördervereins Schumann-Haus Düsseldorf e.V. eingeworben werden konnte. Zudem fördert die Ilselore-Luckow-Stiftung die Sanierung und den Umbau des historischen Gebäudes mit 100.000 Euro. Die Förderung der Ilselore-Luckow-Stiftung soll für die Fassade des neuen Anbaus genutzt werden. Für die energetische Dachsanierung und die Erneuerung der LED-Beleuchtung wurden zudem Mittel von 200.000 Euro aus dem Klimaschutzetat bewilligt.
Der Förderverein Schumann-Haus Düsseldorf e.V. stiftet 728.000 Euro für die gesamte Ausstattung des Museums.
Obere Etagen des Schumann-Hauses
Mit den Mietern des 2. Obergeschosses und des Dachgeschosses konnte eine Einigung herbeigeführt werden, die beiden oberen Etagen nunmehr für interne, museale Zwecke einplanen zu können. In dem Änderungsbeschluss im September 2021 gab der Stadtrat auch dafür grünes Licht, so dass diese Flächen für das Museum genutzt werden können. Erst danach konnte mit der Planung für die Räume des Museums in diesen Bereichen begonnen werden. Für die Herrichtung der beiden oberen Etagen sind unter anderem die Sanitär‑, Heizungs- und Elektroanlagen zu erneuern, für den neuen Raum zur Zwischenlagerung von Exponaten der Einbau einer Klimasplit-Anlage sowie die Erweiterung der Einbruchmeldeanlage erforderlich. Zudem soll das Dach energetisch mit neuer Dämmung und Dacheindeckung einschließlich Austausch der geschädigten Dachflächenfenster aufgewertet werden. Auch der historische Holzboden muss saniert und begradigt werden. Bei einer erneuten statischen Bestandsaufnahme der Altbausubstanz wurden dort weitere Probleme, wie Fassadenrisse oder punktuelle Schädigungen der Auflager der Stahlträgerdecke mit Betonkappen entdeckt, die behoben werden müssen.
Hintergrund: Schumann-Haus
Das Schumann-Haus wird aufwändig denkmalgerecht saniert, erweitert und zu einem lebendigen Erinnerungsort an Clara und Robert Schumann ausgebaut. Das Gebäude an der Bilker Straße 15 ist das einzige in seiner historischen Bausubstanz erhaltene Wohnhaus der Familie und hat damit einen besonderen historischen Wert. Clara Schumann war eine der bedeutendsten Pianistinnen ihrer Zeit und trug dazu bei, die heutige Landeshauptstadt als Musikstadt zu prägen. Der städtische Musikdirektor Robert Schumann schuf fast ein Drittel seines kompositorischen Gesamtwerks in Düsseldorf. Das zukünftig entstehende Schumann-Haus wird Teile der umfänglichen Schumann-Sammlung der Stadt, die insgesamt rund 1.000 Objekte und Konvolute umfasst und zu den bedeutendsten Sammlungen weltweit zählt, öffentlich machen.