OB Dr. Keller und Polizeipräsident Wesseler legten Kränze nieder und erinnerten an die “Aktion Rheinland”
Die Landeshauptstadt Düsseldorf und die Polizei Düsseldorf erinnerten im Rahmen einer Kranzniederlegung am Mahnmal an der Anton-Betz-Straße am heutigen Dienstag, 19. April, an die Ereignisse der “Aktion Rheinland” und das Kriegsende in Düsseldorf vor 77 Jahren am 16. April.
Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller: “Dass wir an diese dramatischen Tage im Frühling 1945 heute erinnern, ist von unserer Gegenwart nicht unberührt: Der Krieg in der Ukraine überschattet unser Gedenken. Dieses ist aber gerade auch als Mahnung zum Frieden zu verstehen. Frieden und Freiheit sind keine Selbstverständlichkeiten.” Der OB weiter: “Wir sind den mutigen Bürgern von 1945 dankbar, dass sie mit Verhandlungsgeschick und viel Bürgercourage dazu beigetragen haben, dass der Krieg nicht noch mehr Opfer gefordert hat und dass unsere Stadt Düsseldorf vom nationalsozialistischen Unrechtsregime befreit werden konnte.”
Polizeipräsident Norbert Wesseler: “Gemeinsam mit der Stadt erinnern wir heute an den Mut der Düsseldorfer Widerstandskämpfer, der für die heutige Gesellschaft, vor allem aber für die heutige Polizei einen großen Stellenwert hat. Beamte haben in diesen Apriltagen 1945 entscheidende Rollen gespielt — und zwar als Täter wie auch im Widerstand gegen das Regime gleichermaßen. Es ist mir ein wichtiges Anliegen, dass wir heute daran erinnern.”
Auch Vertreter aus den Familien der Mitglieder der Aktion Rheinland haben der historischen Ereignisse gedacht und waren bei der Kranzniederlegung anwesend: Ole Heier, Sohn der verstorbenen Jeanne Andresen und Urenkel von Theodor Andresen, sowie Claudia Siebner, Enkelin von Aloys Odenthal, waren vor Ort.
Historischer Hintergrund
Die “Aktion Rheinland”, eine Widerstandsaktion zur kampflosen Übergabe der Stadt Düsseldorf an die Alliierten, hatte ihren Ursprung in zwei durch Freund- und Bekanntschaften verbundenen Gesprächszirkeln, die sich spätestens unter dem Eindruck des verstärkten Bombenkrieges auf Düsseldorf bildeten. Seit Anfang Februar 1945 stand Düsseldorf unter alliiertem Artilleriebeschuss, ab dem 3. März 1945 waren die linksrheinischen Stadtteile durch die Amerikaner befreit, das rechtsrheinische Düsseldorf wurde Frontstadt. Die Brücken über den Rhein waren durch die Wehrmacht gesprengt worden.
Unter den Vorzeichen der heranrückenden Front und der Gefahr einer Verteidigung der Stadt bis zum letzten Mann formierte sich ein fester Kreis aus zehn Personen als Widerstandsgruppe. Aus den Zeitzeugenberichten lässt sich erkennen, dass der Rechtsanwalt Dr. August Wiedenhofen, der Schreinermeister Ernst Klein und der Bäckermeister Josef Lauxtermann am 12. Februar 1945 beschlossen, zum Schutze der Stadt und ihrer Bevölkerung aktiv zu werden. Sie suchten Gleichgesinnte aus den Gesprächskreisen. Der Bauunternehmer Theodor Andresen, der Tapezierer und Anstreicher Karl Kleppe, der Ingenieur und Kaufmann Josef Knab, der Rechtsreferendar Dr. Karl Müller, der Architekt Aloys Odenthal, der Student Hermann Weill und der ehemalige Gehilfe bei der Polizeiverwaltung, Theodor Winkens, waren bereit, sich der Aktion anzuschließen.
In den folgenden Wochen reifte der Plan zur kampflosen Übergabe der Stadt an die vorrückenden amerikanischen Truppen. Zur Durchführung benötigte die Gruppe Kontakt zu einer der bewaffneten und mit der Verteidigung beauftragten Kräfte im Stadtgebiet. Über Bekannte erwies sich schließlich der Oberstleutnant und Kommandant der Schutzpolizei, Franz Jürgens, als vertrauenswürdiger Partner. Im April erfolgte die Kontaktaufnahme der Gruppe zu Jürgens, der bereit war, ihre Aktion zu unterstützen.
Am 16. April 1945, in einer Besprechung mit Jürgens, entschloss sich die Gruppe angesichts der rechtsrheinisch nahen US-Truppen sofort zu handeln. Sie nahmen den Polizeipräsidenten, SS-Brigadeführer August Korreng, fest. Während Aloys Odenthal und Dr. August Wiedenhofen sich auf den gefährlichen Weg durch die deutschen Linien zu den amerikanischen Truppen bei Mettmann machten, wurde die Aktion innerhalb des Polizeipräsidiums von loyalen Polizisten verraten. Theodor Andresen, Franz Jürgens, Karl Kleppe, Josef Knab und Hermann Weill wurden verhaftet und in Standgerichten, die selbst der Unrechtsjustiz des Nationalsozialismus kaum noch genügten, zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Derweil waren Wiedenhofen und Odenthal erfolgreich. Sie erreichten die amerikanischen Linien. Nachdem der örtliche Truppenkommandant ihrem Anliegen, die Stadt Düsseldorf kampflos einzunehmen, zunächst eine Absage erteilt hatte, konnten sie höherrangige US-Militärs am nächsten Morgen überzeugen. Gegen 15 Uhr am 17. April 1945 begann, von Wiedenhofen und Odenthal auf den ersten Panzern geleitet, der Einmarsch in die Stadt in Richtung des Polizeipräsidiums. Gegen 17 Uhr war Düsseldorf befreit.
Das heutige Mahnmal an der Anton-Betz-Straße markiert die historische Richtstätte im damaligen Hof der Schule an der Färberstraße, wo Karl Kleppe, Josef Knab, Theodor Andresen, Hermann Weill und Franz Jürgens erschossen wurden.