Großes Netzwerk aus Ausstellungshäusern, Archiven, Forschungseinrichtungen sowie öffentlichen und privaten Sammlungen
Die Landeshauptstadt Düsseldorf ist seit Jahrzehnten eng mit der Fotografie verknüpft. Wo die Akteurinnen, Akteure und Institutionen der Fotografie in Düsseldorf heute stehen, dokumentiert der jetzt herausgegebene Bericht “Düsseldorf und Fotografie”, den das Kulturamt in Zusammenarbeit mit der Kunst- und Medienwissenschaftlerin Dr. Christina Irrgang erstellt hat. Der Bericht kann ab sofort online unter www.duesseldorf.de/fotografie abgerufen werden.
Er gewährt einen detaillierten Überblick über seit Jahrzehnten gewachsene Strukturen der Fotografie und beschreibt die Schnittstellen zu weiteren kulturellen Disziplinen. “Düsseldorf und Fotografie” ist aber auch ein wichtiger Impulsgeber für eine weitere Stärkung und Verankerung der Fotografie in der Stadt.
Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller: “Die Fotografie ist in ihrer vielfältigen Ausprägung seit Jahrzehnten ein Fixpunkt im kulturellen Leben der Stadt Düsseldorf. Der jetzt veröffentlichte Bericht veranschaulicht und dokumentiert die Fotoschaffenden, die zahlreichen Verknüpfungen und die gewachsenen Strukturen in der Landeshauptstadt. Daraus folgt, dass Düsseldorf ein idealer Standort für ein Deutsches Fotoinstitut ist, um Forschung, Präsentation, Archivierung und Digitalisierung ein neues Zuhause zu geben.”
Bis heute fehlt ein zentraler Ort, an dem Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft der Fotografie erlebt und erforscht werden können. Daher engagiert sich die Landeshauptstadt Düsseldorf gemeinsam mit der Initiative Verein zur Gründung und Förderung eines Deutschen Fotoinstituts e.V. (DFI) für ein Deutsches Fotoinstitut in Düsseldorf als Kompetenzzentrum für fotografische Forschung, Vermittlung, Sammlung, Archivierung, Nachlassverwaltung, Restaurierung, Konservierung, Neuproduktion, Digitalisierung und Präsentation, das als Aggregator für die Szene fungiert und gleichzeitig für interessiertes Publikum zugänglich ist.
Das große Interesse an Fotografie und die große Aufmerksamkeit eines breiten Publikums sind in Düsseldorf ohnehin ungebrochen. Vor diesem Hintergrund gründete sich 2020 mit der “düsseldorf photo+” ein neues und von der Stadt gefördertes Festival der Fotografie mit 50 Ausstellungen an über 40 Orten, dessen zweite Ausgabe soeben mit großem Erfolg zu Ende ging. Im vergangenen Jahr schuf das Kulturamt der Stadt eine eigene Koordinierungsstelle Fotografie als Ansprechpartner und zur Förderung von Kooperationen innerhalb der Stadt und darüberhinausgehend.
Miriam Koch, Beigeordnete für Kultur und Integration: “Ob in den zahlreichen Museen, an der Photoschule oder im Alltag: Fotografie ist in Düsseldorf allgegenwärtig. Die geschichtliche Entwicklung dazu sowie einen Blick in die Zukunft ermöglicht der jetzt veröffentlichte Bericht zum Thema. Damit liefert er beste Argumente für die Ansiedlung des Deutschen Fotoinstituts in Düsseldorf.”
Vielfältige Ausprägung der Fotografie
Fotografie ist seit Jahrzehnten nicht nur ein kultureller, sondern auch ein Wirtschaftsfaktor in der Landeshauptstadt. Hier ansässige Fachlabore mit einzigartiger Expertise nehmen Aufträge aus der ganzen Welt entgegen. Bedeutende Hersteller optischer Techniken haben in der Stadt ihren Sitz.
Die verschiedenen Aggregatzustände des Mediums zwischen Dokumentation, angewandter Kunst, bildender Kunst oder als Hybrid sind in Düsseldorf gleichermaßen vertreten, was sich auch in den hiesigen Sammlungen abbildet. So besitzen der Kunstpalast und die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen bedeutende Beispiele internationaler Fotokunst. Über umfangreiche fotografische Sammlungen verfügen zudem das Theatermuseum mit über 800.000 und das Filmmuseum mit über 350.000 fotografischen Objekten. Das Düsseldorfer Stadtmuseum bewahrt in seiner Sammlung Nachlässe von bedeutenden Fotografinnen und Fotografen. Hinzu kommt das private Engagement renommierter Kunstgalerien und privater Sammlungen. Seit 15 Jahren ist mit der Julia Stoschek Collection eine der mittlerweile weltgrößten privaten Sammlungen zeitbasierter Medienkunst in Düsseldorf vertreten.
Geschichtlicher Hintergrund
In Düsseldorf wurde der Wert künstlerischer Fotografie früh erkannt und gewürdigt. Joseph Beuys´ künstlerische Aktionen waren ohne die fotografische Begleitung von Ute Klophaus kaum vorstellbar. Katharina Sieverding hat in ihrer Klasse die Fotografie frühzeitig als künstlerisches Medium verwendet. An der Kunstakademie Düsseldorf gründete Bernd Becher 1976 die deutschlandweit erste Klasse für Fotokunst. Die daraus hervorgegangene Düsseldorfer Photoschule ist heute international ein Begriff und mit prominenten Künstlernamen wie Candida Höfer, Thomas Ruff und Andreas Gursky verbunden.
Die künstlerische Auseinandersetzung mit Fotografie in Düsseldorf ist heute Teil eines gegenwärtigen globalen Diskurses — aber auch der Kunstgeschichte. Es war während seines Studiums an der Düsseldorfer Akademie, als Gerhard Richter Anfang der 1960er-Jahre Fotografien zur Vorlage von Gemälden machte – und die Kunst des 20. Jahrhunderts mitprägte. Sigmar Polke experimentierte dort mit Fotoemulsionen und Mehrfachbelichtungen. Die Aktivitäten der rheinischen Kunstszene werden seit 2003 in einem eigenen Archiv dokumentiert, das im Kunstpalast zugänglich ist.
Die starke Präsenz der Fotografie in Düsseldorf wurde von der Stadt schon früh als Chance begriffen — und als Verantwortung. Bereits 1976 gründete Düsseldorf ein Restaurierungszentrum, das mittlerweile über 3,5 Millionen Objekte und Fotografien betreut und damit die Museen in ihrer Arbeit unterstützt. Die einzigartige Kombination aus regionaler und internationaler Vernetzung, Zukunftsgewandtheit und Erbe, technischer Expertise und künstlerischer Intelligenz macht Düsseldorf zur Stadt der Fotografie.