Abfer­ti­gungs­stau Foto: LB / Olaf Oidtmann

 

Nach über zwei Jah­ren Pan­de­mie sind nun end­lich wie­der Ferien, in denen Urlaub ohne grö­ßere Ein­schrän­kun­gen mög­lich ist. Ver­ständ­li­cher­weise ist es dann umso ärger­li­cher, wenn der Start am Flug­ha­fen mit lan­gen War­te­zei­ten und Anspan­nung ver­bun­den ist. Ursa­che sind (wie in vie­len ande­ren Beru­fen auch, zum Bei­spiel Pflege, Kitas, IT, Hand­werk, usw.) bran­chen­weite Per­so­nal­eng­pässe bei den Dienst­leis­tern im Luft­ver­kehr, die aktu­ell in ganz Europa zu Ver­zö­ge­run­gen und Unre­gel­mä­ßig­kei­ten in der Pas­sa­gier­ab­fer­ti­gung füh­ren. In Düs­sel­dorf sind ins­be­son­dere der Check-in, die Sicher­heits­kon­trol­len, die Flug­zeug­an­nahme und die Gepäck­aus­la­dung betrof­fen. Das wurde vor allem am ers­ten Feri­en­wo­chen­ende deut­lich, als knapp 200.000 Flug­gäste den Düs­sel­dor­fer Flug­ha­fen nutzten.

Die Gründe für die Per­so­nal­knapp­heit sind viel­fäl­tig: Erst mit Auf­he­bung von Rei­se­war­nun­gen und Rei­se­be­schrän­kun­gen ab April 2022 kam es ent­ge­gen aller Erwar­tun­gen der Spe­zia­lis­ten zu einem sprung­haf­ten Anstieg der Nach­frage. Vor­her hat­ten viele Mit­ar­bei­tende im Flug­ver­kehr in Zei­ten von Lock­down und Kurz­ar­beit ihrer Bran­che den Rücken gekehrt.

Zwi­schen­zeit­lich herrschte auf dem deut­schen Arbeits­markt wie­der nahezu Voll­be­schäf­ti­gung bei gleich­zei­tig über­pro­por­tio­nal hohen corona-beding­ten Kran­ken­stän­den. Das machte eine schnelle Per­so­nal­ak­quise fast unmög­lich und die Bemü­hun­gen um Per­so­nal­re­kru­tie­run­gen außer­halb der EU blie­ben ohne Geneh­mi­gung der Behör­den zunächst auch erfolg­los. Bei den Sicher­heits­kon­trol­len legte der Bund dar, dass die erheb­li­chen Per­so­nal­lü­cken nicht von behörd­li­cher Seite gefüllt wer­den könnten.

Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Ste­phan Kel­ler sagt: “Auch wenn die Pro­bleme der Luft­fahrt-Bran­che nicht düs­sel­dorf­spe­zi­fisch sind, sind die täg­li­chen War­te­zei­ten und Schlan­gen im Düs­sel­dor­fer Ter­mi­nal zu den Spit­zen­stun­den höchst unbe­frie­di­gend. Erfreu­lich ist zumin­dest, dass meine For­de­rung nach einem zwei­ten Dienst­leis­ter der Bun­des­po­li­zei Wir­kung gezeigt hat — die Kräfte, die damit seit Feri­en­be­ginn zusätz­lich im Ein­satz sind, haben zu einer deut­li­chen Ent­las­tung in den ver­kehrs­in­ten­si­ven Stun­den geführt. Ebenso wie das Enga­ge­ment des Flug­ha­fens selbst, der über sei­nen eigent­li­chen Auf­ga­ben­be­reich hin­aus am ers­ten Feri­en­wo­chen­ende an der Sicher­heits­kon­trolle soweit unter­stützt hat, wie er das darf – bei der Ein­wei­sung der Pas­sa­giere und bei der Wan­nen­rück­füh­rung. Die­ser frei­wil­lige Ein­satz wird auch an den kom­men­den Feri­en­wo­chen­en­den fort­ge­führt, was ich sehr begrüße.”

Mit­ar­bei­tende des Flug­ha­fens hel­fen außer­dem auf frei­wil­li­ger Basis beim Trans­port des Gepäcks, um den Per­so­nal­eng­pass der Air­line-Dienst­leis­ter etwas abzu­fe­dern. Die zum Teil mehr­stün­di­gen War­te­zei­ten der ankom­men­den Pas­sa­giere, bevor sie spät­abends und nachts ihre auf­ge­ge­be­nen Kof­fer in Emp­fang neh­men kön­nen, sind aus Sicht von OB Kel­ler nicht akzep­ta­bel. Flug­ver­spä­tun­gen, die sich aus den ver­schie­dens­ten Grün­den über Tag auf­bauen und Flug­aus­fälle, die geplante Umläufe durch­ein­an­der­brin­gen, wür­den dazu füh­ren, dass sich Ankünfte abends auf wenige Spit­zen­stun­den kon­zen­trie­ren und das Per­so­nal der Boden­ab­fer­ti­ger dann nicht aus­reicht, um das Gepäck in akzep­ta­blen Zei­ten auf die Ankunfts­bän­der zu transportieren.

“Wir müs­sen die Arbeits­be­din­gun­gen für das Per­so­nal ver­bes­sern und dür­fen die Pro­bleme nicht auf den Rücken der vor­han­de­nen Mit­ar­bei­ter aus­tra­gen. An die­ser Stelle begrüße ich daher die Ent­schei­dung der Bun­des­re­gie­rung für die kurz­fris­tige Gewin­nung von Arbeits­kräf­ten aus Dritt­län­dern vor allem für den Check-in und die Gepäck­ab­fer­ti­gung. Diese Initia­tive kann hel­fen, den aktu­el­len Druck von den vor­han­de­nen Mit­ar­bei­tern zu neh­men und den Per­so­nal­eng­pass bei den Air­lines und deren Dienst­leis­tern zu ver­klei­nern”, so der Ober­bür­ger­meis­ter weiter.

Ein­ge­bet­tet in einen äußerst regu­la­ti­ven Rah­men, ist der Luft­ver­kehr eine hoch kom­plexe und arbeits­tei­lige Bran­che mit vie­len Betei­lig­ten, die jeweils Teil­auf­ga­ben über­neh­men. OB Dr. Kel­ler: “Ich kann nach­voll­zie­hen, dass für Außen­ste­hende, ins­be­son­dere für Pas­sa­giere, nur schwer erkenn­bar und völ­lig irrele­vant ist, wel­che Ansprech­part­ner für wel­che Dienst­leis­tun­gen ver­ant­wort­lich zeich­nen. Die Zustän­dig­kei­ten wer­den daher häu­fig redu­ziert auf den Flug­ha­fen Düs­sel­dorf, der zu mei­nem Bedau­ern und vor allem zu Unrecht aktu­ell für vie­les her­hal­ten muss, was sich momen­tan in nach­voll­zieh­ba­rer Weise an Frust und Wut bei den Rei­sen­den ent­lädt. Des­halb müs­sen wir in der Zukunft über Ver­än­de­run­gen in der Orga­ni­sa­ti­ons­struk­tur und bei den Ver­ant­wort­lich­kei­ten nach­den­ken. Im Flug­ha­fen müs­sen viele Zahn­rä­der inein­an­der­grei­fen, aktu­ell obliegt die Ver­ant­wor­tung für jedes Zahn­rad aber einem ande­ren Akteur. Was wir brau­chen, ist eine starke Gesamt­ver­ant­wor­tung aus einer Hand für das Gesamt­pro­dukt, das die Men­schen von unse­rem Flug­ha­fen erwar­ten. Ich würde mir wün­schen, dass der Flug­ha­fen hier mehr Orga­ni­sa­ti­ons- und Gestal­tungs­kom­pe­tenz erhal­ten würde. Auch erken­nen wir in die­sen schwie­ri­gen Tagen, dass der Flug­ha­fen eine ele­men­tare Infra­struk­tur­ein­rich­tung ist, die zwar effi­zi­ent gema­nagt wer­den muss, aber einen wich­ti­gen Daseins­vor­sor­ge­auf­trag zu erfül­len hat. Des­halb kann sein Betrieb nicht allein an wirt­schaft­li­chen Maß­stä­ben aus­ge­rich­tet werden.”

Über drei Mil­lio­nen Men­schen star­ten und lan­den in die­sen Som­mer­fe­rien am Flug­ha­fen Düs­sel­dorf. Die Ver­bes­se­rung der aktu­el­len Situa­tion kann nicht von heute auf mor­gen erfol­gen. Rei­sende soll­ten sich daher zunächst auch wei­ter­hin auf län­gere War­te­zei­ten ein­stel­len und den Emp­feh­lun­gen der Air­lines bezie­hungs­weise den Rei­se­hin­wei­sen des Flug­ha­fens folgen.