Düs­sel­dor­fer Jahr­buch 2022 (Bd.92) Quelle: Düs­sel­dor­fer Geschichts­ver­ein e.V.

 

Auch im zwei­ten Corona-Jahr gelang es, trotz aus­ge­fal­le­ner Vor­trags­rei­hen ein Düsseldorfer Jahr­buch zusam­men­zu­stel­len. Der zeit­li­che Schwer­punkt liegt in die­sem Jahr ein­deu­tig im 20. Jahr­hun­dert. Von den ins­ge­samt sie­ben Aufsätzen möchten wir im Rah­men der PK drei Beiträge etwas näher vor­stel­len, die Autorin und die Autoren wer­den für Fra­gen zur Verfügung stehen.

Eine beson­dere Aktualität ent­fal­tet der Bei­trag der RP-Redak­teu­rin Ste­fa­nie Geil­hau­sen, denn Sie unter­sucht „Das ungesühnte Ver­bre­chen. Der Umgang mit dem Wehr­hahn-Atten­tat.“ Die­ses furcht­bare Ereig­nis aus dem Jahr 2000 ist bis zum heu­ti­gen Tag nicht aufgeklärt. Zehn Men­schen wur­den teils lebensgefährlich ver­letzt, eine Schwan­gere ver­lor ihr Kind. Die Autorin reflek­tiert das Han­deln von Poli­zei, Staats­an­walt­schaft und Gerich­ten, ord­net den Anschlag auch in den poli­ti­schen Kon­text ein und schil­dert die quälend lang­sa­men Ermitt­lun­gen, die immer wie­der ins Leere lau­fen und mehr­fach ein­ge­stellt wur­den. 2021 wurde ein Verdächtiger letzt­lich durch den Bun­des­ge­richts­hof frei­ge­spro­chen. Sie stützt sich in die­sem Bei­trag auf eine ausführliche Pro­zess­do­ku­men­ta­tion sowie Pres­se­texte. Damit wird im Düsseldorfer Jahr­buch erst­ma­lig ein Bei­trag veröffentlicht, des­sen Gegen­stand bis ins Vor­jahr der Publi­ka­tion reicht – und eigent­lich bis heute nicht als abge­schlos­sen gel­ten darf.

Bas­tian Fleer­mann schil­dert in sei­nem Bei­trag das Schick­sal dreier Düsseldorfer im KZ Sach­sen­hau­sen. Kas­par Anraths und Bene­dikt Schmitt­mann wur­den dort bru­tal ermor­det, Fried­rich Maase überlebte und konnte noch kurz vor sei­nem Tod im Jahr 1959 dem Bon­ner Land­ge­richt als wich­ti­ger Zeuge zur Verfügung ste­hen. Alle drei gehörten kei­ner klas­si­schen Opfer­gruppe an, etwa Kom­mu­nis­ten oder soge­nannte „Berufs­ver­bre­cher“, Homo­se­xu­elle etc., son­dern zählten auf­grund ihrer unter­schied­li­chen, den­noch widerständigen Hal­tung zu den soge­nann­ten „Indi­vi­dua­lis­ten“ und waren der Brutalität des Lager­all­tags beson­ders schutz­los aus­ge­setzt. Sie wur­den wie viele andere auch kurz nach Kriegs­be­ginn unter dem Vor­wand ver­haf­tet, dass von ihnen im Mobi­li­sie­rungs­fall eine Gefahr aus­ge­hen könnte. In Düsseldorf recht pro­mi­nent ist bis heute der pos­tum mehr­fach geehrte Sozi­al­wis­sen­schaft­ler Bene­dikt Schmittmann.

Bene­dikt Mauer geht in sei­nem Bei­trag einem Kon­flikt zwi­schen Düsseldorf und Köln nach, dies­mal auf dem Gebiet der Kul­tur. In den Jah­ren 1935/36 bemühte sich die Stadt Düsseldorf, die Gemäldesammlung der Fami­lie Car­stan­jen zu erwer­ben. Das Pro­blem dabei war aber der dama­lige Aus­stel­lungs­ort, denn die knapp 50 hoch­wer­ti­gen Stücke – dar­un­ter meh­rere Gemälde von Rem­brandt, Frans Hals, Cana­letto u.a. befan­den sich als Leih­gabe samt Vor­kaufs­recht im Kölner Wall­raf-Rich­artz-Museum. Sie waren qua­li­ta­tiv der Kern der Frühneuzeitabteilung die­ses Hau­ses. Gleich­wohl bemühte man sich zunächst im Gehei­men, diese Stücke zu dem Zweck zu erwer­ben, die Düsseldorfer Kunst­samm­lun­gen auf einen Schlag in die erste Reihe der deut­schen Museen zu stel­len und zudem auf der Aus­stel­lung „Schaf­fen­des Volk“ 1937 erst­ma­lig in Düsseldorf zu präsentieren. Das Vor­ha­ben schei­terte und führte zu einem poli­ti­schen Eklat, in des­sen Kon­text alte Animositäten wiederauflebten.