Anlässlich der aktuellen Sonderausstellung “Molari im Heinefeld. Bilder und Erzählungen von Otto Pankok. Spurensuche zu Düsseldorfer Sinti und Sintizze” besuchte am Montag, 23. Januar, eine große Gruppe Sinti die Mahn- und Gedenkstätte. Viele Bewohnerinnen und Bewohner der Otto-Pankok-Straße nahmen die Möglichkeit wahr, um sich bei musikalischer Begleitung von Traubeli Reinhardt die Ausstellung anzuschauen und sich mit dem Team der Mahn- und Gedenkstätte auszutauschen.
“Der Besuch heute hat uns als Team sehr gefreut. Es ist für uns enorm wichtig, mit den Nachfahren, den Kindern und Enkelkindern der von Pankok Gemalten und der Überlebenden des Völkermords, ins vertrauensvolle Gespräch zu kommen”, so Gedenkstättenleiter Dr. Bastian Fleermann. “Wir haben unser Haus für die Sinti geöffnet, um uns hier auch in familiärer Atmosphäre auszutauschen.”
Eine Überraschung war die Anwesenheit von den beiden ehemaligen Sozialarbeitern Rudolf Kosthorst und Maria Amon, die die Düsseldorfer Sinti und den Aufbau der Sinti-Siedlung an der Otto-Pankok-Straße über viele Jahre begleitet haben. Das heutige Sinti-Zentrum “MaroTiknoTem” (Romanes für “Unser kleines Land”) am Ende der Otto-Pankok-Straße wird vom Kölner Sozialträger Rheinflanke gGmbH getragen und gemeinsam mit den Düsseldorfer Sinti betrieben.
Sonderausstellung
Unter dem Titel “Molari im Heinefeld. Bilder und Erzählungen von Otto Pankok. Spurensuche zu Düsseldorfer Sinti und Sintizze” zeigt die Mahn- und Gedenkstätte der Landeshauptstadt Düsseldorf, Mühlenstraße 29, vom 18. Oktober 2022 bis zum 14. Mai 2023 eine dokumentarische Ausstellung über die Düsseldorfer Sinti und Sintizze, die von Otto Pankok gemalt wurden. Die Ausstellung wird ermöglicht durch den Förderkreis der Gedenkstätte und die Otto Pankok Stiftung in Hünxe-Drevenack.
Mitten in einer der größten Stadtrandsiedlungen der Weimarer Republik, der “wilden Siedlung Heinefeld” in Düsseldorf-Unterrath, mietete sich im Oktober 1931 der Künstler Otto Pankok (1893–1966) ein winziges Atelier, um in Ruhe malen und zeichnen zu können. Hier traf er auf einige Sinti-Familien, die auf dem Heinefeld lebten und dem Maler ebenso offen und neugierig begegneten wie er ihnen. So wurde Pankok zum Maler der Sinti, ihrem “Molari”, wie sie ihn auf Romanes nannten. Die Sintizze und Sinti wiederum wurden zu Portraitierten – und zu Freunden des engagierten Künstlers.
Pankoks Zeichnungen und Holzschnitte, die bis in die beginnende NS-Diktatur hinein und dann wieder nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden, dokumentieren das beschwerliche Leben auf dem Heinefeld. Sie zeigen Armut und soziale Not, aber auch Momente der Freude und des gegenseitigen Vertrauens. Immer wieder wurden die Portraits in Museen und Galerien gezeigt.
Die Ausstellung stellt nicht den Künstler oder dessen Bilder in den Mittelpunkt, sondern die dargestellten Menschen und deren Lebensgeschichte. Erstmals hat die Mahn- und Gedenkstätte der Landeshauptstadt die Spuren verfolgt und nach dem Verbleib der Gemalten und Gezeichneten gesucht: Wer waren die Sinti und Sintizze auf Pankoks Bildern, die dem Künstler vor allem mit deren Romanes-Namen geläufig waren? Wie lauteten deren amtliche Namen und was geschah mit ihnen? Wer von den Männern, Frauen oder Kindern hat den Völkermord an den deutschen Sinti und den europäischen Roma überlebt? Und auf welche Weise starben diejenigen, die verschleppt, zur Zwangsarbeit eingesetzt und ermordet wurden?