Das Hetjens – Deutsches Keramikmuseum, Schulstraße 4, widmet seine neue Ausstellung der Fliesenkunst der Iberischen Halbinsel aus dem 16. bis 20. Jahrhundert mit dem Fokus auf die Entwicklung in Portugal, ergänzt um ausgewählte Fliesen aus den islamischen Kulturkreisen sowie den Niederlanden. Die Eröffnung findet am Mittwoch, 8. März 2023, um 18.30 Uhr statt.
Die Azulejos, kunstvoll bemalte und farbig glasierte Wandfliesen, faszinieren seit über 500 Jahren durch ihre Leuchtkraft und das eindrucksvolle Zusammenspiel mit der Architektur. Sie schmücken Innenräume, Gartenanlagen und mancherorts sogar ganze Außenfassaden.
Die ersten Auftraggeber waren bedeutende Persönlichkeiten aus Klerus und Adel, die Kirchen, Kathedralen und Paläste mit Fliesen ausstatten ließen. Der portugiesische König Manuel I. (1469–1521) war derart beeindruckt von den Fliesendekorationen, die er während seiner Aufenthalte in Spanien kennengelernt hatte, dass er für die königliche Sommerresidenz in Sintra umfangreiche Bestellungen verschiedener Azulejos in Auftrag gab. Zum Teil bis heute erhalten, sind sie Zeugen der einstigen Pracht der architektonischen Dekoration.
Der Begriff Azulejo entwickelte sich aus dem Arabischen Al zulej, was so viel wie kleiner polierter Stein bedeutet, und sich ursprünglich auf die römisch-byzantinischen Mosaiken des Vorderen Orients und Nordafrikas bezog. Mit der islamischen Expansion und der Eroberung weiter Teile der Iberischen Halbinsel entstand das arabisch-maurische Herrschaftsgebiet al-Andalus (711‑1492), das knapp 800 Jahre lang die Kultur und Sprache der Region prägte. Dieser Einfluss zeigte sich auch in der Baukunst, in der keramische Fliesen mit farbkräftigen geometrischen Dekoren als Wandverkleidung Verwendung fanden. Die traditionelle und äußerst aufwendige Herstellungsmethode aus einzelnen Mosaikstücken wurde vereinfacht, indem das Muster fortan auf einer einzelnen Fliese zusammengefasst wurde.
Spanische Handels- und Herstellungszentren waren Sevilla, Málaga, Toledo und Valencia, von wo aus die spanisch-maurischen Fliesen ab dem 15./16. Jahrhundert auch nach Portugal gelangten.
Inspiriert durch unterschiedliche kulturelle und ästhetische Einflüsse aus Spanien, Italien und den Niederlanden entwickelten sich im Laufe der Jahrhunderte in Portugal eigene künstlerische Ausdrucksformen. So beschrieb der in preußischen Diensten stehende Diplomat und Kunstmäzen Athanasius Raczynski (1788–1874) die Azulejos in seiner Schrift über die Künste Portugals als charakteristisches Element der Architektur und wichtigen Bestandteil der portugiesischen Kultur.
Rahmenprogramm
Führungen finden jeweils samstags, am 8. April, 6. Mai und 26. August um 11 Uhr statt.
Samstag 18. März, 11.15–13.15 Uhr und 14–16 Uhr: Kurzführung + Workshop “Farben im Quadrat — Gestaltung von Fliesen nach historischen Vorbildern”. Nach einer kurzen Einführung in die Fliesenproduktion auf der Iberischen Halbinsel können die Teilnehmenden individuelle Dekorfliesen mit maurisch beeinflussten Mustern gestalten. Die Keramikmalerin Şerife Durgu steht dabei zur Seite. Zu entrichten ist ein Beitrag von 19 Euro pro Person, inklusive Material. Eine Anmeldung an der Kasse ist erforderlich.
Weitere Termine auf der Hetjens Website unter www.duesseldorf.de/hetjens/veranstaltungskalender
Extra-Veranstaltung am Mittwoch, 21. Juni, 18 Uhr: Convívio — Portugiesischer Abend:
Der Juni ist in Portugal der Monat der Volksheiligen, die mit großen Umzügen und Festen im ganzen Land gefeiert werden. Das Hetjens lädt zu einem portugiesischen Abend mit landestypischer Musik, portugiesischen Weinen und einer Kurzführung ein.