Bür­ger­meis­ter Roman Klit­schuk (l.) mit Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Ste­phan Kel­ler beim Emp­fang anläss­lich des ein­jäh­ri­gen Bestehens der Städ­te­part­ner­schaft zwi­schen Düs­sel­dorf und Czernowitz,©Landeshauptstadt Düsseldorf/Ingo Lammert

 

Dele­ga­tion aus der ukrai­ni­schen Part­ner­stadt mit Bür­ger­meis­ter Klit­schuk an der Spitze zu Gast im Rathaus

Vor einem Jahr hat der Stadt­rat der Lan­des­haupt­stadt Düs­sel­dorf ein­stim­mig die Städ­te­part­ner­schaft mit Czer­no­witz beschlos­sen. Aus die­sem Anlass besuchte der Bür­ger­meis­ter von Czer­no­witz, Roman Klit­schuk, mit einer Dele­ga­tion erst­mals die Landeshauptstadt.

Im Rah­men eines Emp­fangs im Düs­sel­dor­fer Rat­haus am Don­ners­tag, 9. März, trug sich Bür­ger­meis­ter Klit­schuk auch in das Gol­dene Buch der Stadt ein und nahm an der an die­sem Tag statt­fin­den­den Rats­sit­zung teil. Der Gast aus der Ukraine wurde beglei­tet von Andrii Shali­eiev, Mit­glied des Stadt­ra­tes Czer­no­witz, Ser­hii Bostan, Lei­ter sozio-öko­no­mi­sche Ent­wick­lung und stra­te­gi­sche Pla­nung, und Oleh Yosy­piv, Lei­ter der loka­len Poli­zei in Czernowitz.

Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Ste­phan Kel­ler, der die Gäste im Jan-Wel­lem-Saal begrüßte: “Lie­ber Herr Klit­schuk, die Auf­gabe, die Sie als Bür­ger­meis­ter und Ver­tre­ter von Czer­no­witz – einer Stadt, die rund 60.000 Geflüch­tete aus ande­ren Tei­len der Ukraine auf­ge­nom­men hat und damit inner­halb von Wochen um fast ein Vier­tel gewach­sen ist – zu bewäl­ti­gen hat­ten, waren gewal­tig und sind es immer noch. Ihr Enga­ge­ment, städ­ti­sches Leben in einem Land im Kriegs­zu­stand zu orga­ni­sie­ren, beein­druckt mich ungemein.”

Das Stadt­ober­haupt in sei­ner Anspra­che wei­ter: “Die ganz kon­kre­ten Begeg­nun­gen, der Aus­tausch von Men­schen über Gren­zen hin­weg — auch über die Gren­zen von Krieg und Frie­den — ist der große Wert von Städ­te­part­ner­schaf­ten. Hier in Düs­sel­dorf wer­den Sie wei­tere Gesprä­che füh­ren, Kon­takte ver­tie­fen sowie neue knüp­fen kön­nen und stets sicher sein, auf offene Ohren zu stoßen.”

Als Gast­ge­schenk über­reichte OB Dr. Kel­ler ein Bild, in dem die Sil­hou­et­ten von Düs­sel­dorf und Czer­no­witz zu ver­schmel­zen schei­nen — als Sym­bol der Part­ner­schaft und Aus­druck der Hoff­nung, dass beide Städte noch enger zusam­men­wach­sen werden.

Musi­ka­lisch beglei­tet wurde der Emp­fang von dem Gitar­ris­ten Arturo Cas­tro Nogue­ras, För­der­preis­trä­ger der Lan­des­haupt­stadt aus dem Jahre 2019, der unter ande­rem das ukrai­ni­sche Volks­lied “Kalyna” vortrug.

Im Rah­men ihres Auf­ent­hal­tes in Düs­sel­dorf besucht die Dele­ga­tion aus der Ukraine auch eine Geflüch­te­ten­un­ter­kunft der Cari­tas, die Jüdi­sche Gemeinde und die Rose-Aus­län­der-Aus­stel­lung in der Zen­tral­bi­blio­thek. Ein Aus­tausch unter ande­rem mit Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­tern der Wirt­schafts­för­de­rung und des Ord­nungs­am­tes sowie des Wirt­schafts­mi­nis­te­rium des Lan­des NRW ist eben­falls vorgesehen.

Wür­di­gung der Städ­te­part­ner­schaft im Stadtrat
Zu Beginn der Rats­sit­zung hiel­ten sowohl Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Ste­phan Kel­ler als auch Bür­ger­meis­ter Roman Klit­schuk Anspra­chen zur Wür­di­gung des ein­jäh­ri­gen Jubi­lä­ums der Städtepartnerschaft.

Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Ste­phan Kel­ler: “In den letz­ten zwölf Monate ist eine äußerst rege und leben­dige Part­ner­schaft ent­stan­den. Es ist unser Anlie­gen in Düs­sel­dorf, in die­sen Kriegs­zei­ten Czer­no­witz zu hel­fen. Die tap­fe­ren und muti­gen Men­schen in der Ukraine kämp­fen auch für uns und unsere euro­päi­schen Werte. Beson­ders bemer­kens­wert ist, wie die Stadt geschlos­sen als Gan­zes Unter­stüt­zung leis­tet — mit beein­dru­cken­den Aktio­nen aus der gesam­ten Stadtgesellschaft.”

Bür­ger­meis­ter Roman Klit­schuk: “Durch die offi­zi­elle Ver­an­ke­rung unse­rer bila­te­ra­len Zusam­men­ar­beit auf kom­mu­na­ler Ebene konn­ten wir unsere lang­jäh­rige Koope­ra­tion, den Erfah­rungs­aus­tausch und die Umset­zung gemein­sa­mer Pro­jekte wei­ter fes­ti­gen. Das Wich­tigste ist dabei, dass Czer­no­witz einen zuver­läs­si­gen Freund bekom­men hat. Mit Ihrer Unter­stüt­zung konn­ten wir Tau­sende von Men­schen auf­neh­men, die vor dem Beschuss geflo­hen und in unsere Stadt gekom­men sind.”

Nach den Reden über­ga­ben Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Kel­ler und Bür­ger­meis­ter Klit­schuk ein Czer­no­witz-Städ­te­part­ner­schafts­schild an Her­bert Rubin­stein als Zei­chen des Dan­kes und der Aner­ken­nung. Her­bert Rubin­stein wurde am 26. Februar 1936 in Czer­no­witz gebo­ren. Er ist Holo­caust-Über­le­ben­der des dor­ti­gen Ghet­tos und lebt seit 1956 in Düs­sel­dorf, wo er sich an vie­len Stel­len inner­halb der Jüdi­schen Gemeinde ehren­amt­lich enga­giert hat. Er war ein wich­ti­ger Impuls­ge­ber für die Städ­te­part­ner­schaft mit Czer­no­witz. Im Sep­tem­ber 2017 besuchte er zum ers­ten Mal nach sei­ner 71-jäh­ri­gen Abwe­sen­heit seine Hei­mat­stadt am Pruth wieder.

Hin­ter­grund
Die Stadt Czer­no­witz in der West­ukraine ist die Haupt­stadt der Oblast Tscher­niwzi und die tra­di­tio­nelle Haupt­stadt der his­to­ri­schen Land­schaft Buko­wina. Die Stadt zeich­net sich durch ihre viel­fäl­tige Kul­tur und Geschichte aus. Von 1775 bis 1918 gehörte diese zur öster­rei­chisch-unga­ri­schen Mon­ar­chie, zwi­schen den bei­den Welt­krie­gen zu Rumä­nien. Bis zum Zwei­ten Welt­krieg war Czer­no­witz eine Hoch­burg jüdi­schen Lebens und jüdi­scher Kul­tur. Düs­sel­dorf und Czer­no­witz sind ein­an­der bereits seit vie­len Jah­ren freund­schaft­lich ver­bun­den, auch durch die lang­jäh­ri­gen Kon­takte der Jüdi­schen Gemeinde Düs­sel­dorf. In Folge des rus­si­schen Angriffs­krie­ges auf die Ukraine ent­stand der Wunsch, die Ver­bun­den­heit zwi­schen den bei­den Städ­ten in eine offi­zi­elle Part­ner­schaft zu über­füh­ren — als Zei­chen der Soli­da­ri­tät und um die Men­schen in Czer­no­witz kon­kret zu unter­stüt­zen. Die Städ­te­part­ner­schaft mit Czer­no­witz wurde am 10. März 2022 ein­stim­mig vom Rat der Lan­des­haupt­stadt beschlossen.

In der Folge hat die Lan­des­haupt­stadt Düs­sel­dorf ihre jüngste Part­ner­stadt umfang­reich unter­stützt. Die Stadt ist nicht Schau­platz vor Kriegs­hand­lun­gen, doch sind rund 60.000 Men­schen vor dem Krieg nach Czer­no­witz geflo­hen. Regu­lär leben hier rund 260.000 Men­schen. Der Zuzug Geflüch­te­ter bedingt einen enor­men Mehr­be­darf an Hilfs­gü­tern und kom­mu­na­len Dienst­leis­tun­gen. Zusätz­lich ist die Strom­ver­sor­gung der Stadt seit Novem­ber 2022 stark eingeschränkt.

Nach Aus­bruch des Krie­ges hat die Lan­des­haupt­stadt mit Unter­stüt­zung von Frei­wil­li­gen, Unter­neh­men in Düs­sel­dorf und der Zivil­ge­sell­schaft vor allem huma­ni­täre Hilfe, wie Lebens­mit­tel und medi­zi­ni­sche und hygie­ni­sche Pro­dukte, nach Czer­no­witz geschickt. Es folg­ten ins­ge­samt zehn Fahr­zeuge der Stadt, Stadt­werke und von pri­va­ten Spen­dern, die vor Ort benö­tigt wer­den, um Geflüch­tete, Hilfs­gü­ter und Ein­satz­teams von A nach B zu trans­por­tie­ren. Dar­un­ter war auch ein spe­zi­el­les Kanal­fahr­zeug, in des­sen Bedie­nung ein Mit­ar­bei­ter aus Czer­no­witz in Düs­sel­dorf geschult wurde. Ende 2022 folg­ten Schul­mö­bel, Tablets und Smart­boards für drei Klas­sen­zim­mer, Spiel­platz­ge­räte sowie sechs Strom­ge­ne­ra­to­ren, die alle im Rah­men des För­der­pro­jek­tes “Kom­mu­nale Direkt für die Ukraine” von der Gesell­schaft für inter­na­tio­nale Zusam­men­ar­beit (GIZ) mit Mit­teln des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für wirt­schaft­li­che Zusam­men­ar­beit und Ent­wick­lung, mit Unter­stüt­zung des Deut­schen Städ­te­ta­ges bereit­ge­stellt wur­den. Noch im März soll ein wei­te­rer Strom­ge­ne­ra­tor fol­gen. Zusätz­lich kam es unter Betei­li­gung ver­schie­de­ner Fachäm­ter und stadt­na­her Betriebe zu Fach­aus­tau­schen in den Berei­chen Stadt­ent­wick­lung, Stadt­ent­wäs­se­rung und Stadtbeleuchtung.

Die Reise der Dele­ga­tion aus Czer­no­witz wird unter­stützt im Rah­men des Pro­gramms “Part­ner­schaf­ten mit Kom­mu­nen in der Ukraine” von der Ser­vice­stelle Kom­mu­nen in der Einen Welt von Enga­ge­ment Glo­bal mit Mit­teln des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für wirt­schaft­li­che und tech­ni­sche Zusam­men­ar­beit (BMZ).