OB Dr. Kel­ler (2.v.r.) mit Dr. Cla­rence Epstein von der “Dr. Max and Iris Stern Foun­da­tion”, Isa­belle Pou­part (l.), Geschäfts­trä­ge­rin a.i. der kana­di­schen Bot­schaft in Deutsch­land, und der Bei­geord­ne­ten Miriam Koch,©Landeshauptstadt Düsseldorf/Michael Gstettenbauer

 

Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Ste­phan Kel­ler hat am Mon­tag, 15. Mai, das Gemälde “Bild­nis der Kin­der des Künst­lers” (1830) von Wil­helm von Scha­dow sym­bo­lisch an Dr. Cla­rence Epstein von der “Dr. Max and Iris Stern Foun­da­tion” über­ge­ben. Unter den gela­de­nen Gäs­ten waren unter ande­rem Isa­belle Pou­part, Geschäfts­trä­ge­rin a.i. der kana­di­schen Bot­schaft in Deutsch­land, und Dr. Gil­bert Lup­fer, Vor­stand des Deut­schen Zen­trums für Kulturgutverluste.

Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Ste­phan Kel­ler: “Die heu­tige Über­gabe des ‘Bild­nis der Kin­der des Künst­lers’ an die ‘Dr. Max and Iris Stern Foun­da­tion’ ver­deut­licht, dass sich die Lan­des­haupt­stadt Düs­sel­dorf ihrer his­to­ri­schen Ver­ant­wor­tung bewusst ist und ent­spre­chend han­delt. Ich freue mich, dass das Gemälde in Düs­sel­dorf ver­bleibt und der Öffent­lich­keit zugäng­lich sein wird.”

Der Rat der Lan­des­haupt­stadt Düs­sel­dorf hatte in sei­ner Sit­zung am 20. April 2023 die Resti­tu­tion des Wer­kes an die “Dr. Max and Iris Stern Foun­da­tion” beschlos­sen. Die Lan­des­haupt­stadt Düs­sel­dorf und die Stern Foun­da­tion haben gemein­sam einen Weg gefun­den, den Ver­bleib des Gemäl­des in Düs­sel­dorf zu sichern. Die Eini­gung mit der Stern Foun­da­tion sieht vor, dass das Werk durch einen Rück­kauf in der Samm­lung der Stadt ver­bleibt. Das Gemälde wird als Aus­stel­lungs­stück im Museum Kunst­pa­last künf­tig wie­der der Öffent­lich­keit präsentiert.

Isa­belle Pou­part, Geschäfts­trä­ge­rin a.i. der kana­di­schen Bot­schaft in Deutsch­land: “Ich freue mich, heute der Rück­gabe des Gemäl­des ‘Bild­nis der Kin­der des Künst­lers’ (1830) von Wil­helm von Scha­dow an die ‘Dr. Max und Iris Stern Stif­tung’ durch die Stadt Düs­sel­dorf unter der Lei­tung von Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Ste­phan Kel­ler bei­zu­woh­nen. Auch wenn die­ser Resti­tu­ti­ons­fall nun abge­schlos­sen ist, so blei­ben viele andere Fälle, an denen ver­schie­denste Insti­tu­tio­nen betei­ligt sind, wei­ter­hin offen, und ich möchte der Stif­tung für ihre lau­fen­den Bemü­hun­gen dan­ken, die Rück­gabe des kul­tu­rel­len Erbes der euro­päi­schen Juden an ihre recht­mä­ßi­gen Erben zu unter­stüt­zen. Kanada setzt sich kon­ti­nu­ier­lich für die Bekämp­fung des Anti­se­mi­tis­mus und die För­de­rung von Bil­dung, Geden­ken und For­schung zum Holo­caust ein.”

Die Resti­tu­tion des Gemäl­des erfolgt auf­grund einer Lücke in der Pro­ve­ni­enz, die durch die For­schung nicht mehr zu schlie­ßen ist. Unter Berück­sich­ti­gung des Ver­fol­gungs­schick­sals des Düs­sel­dor­fer Kunst­händ­lers Max Stern und sei­ner Fami­lie hat sich die Stadt ent­schlos­sen, das Werk zurück­zu­ge­ben. Sie folgt damit dem vier­ten Grund­satz der Washing­to­ner Kon­fe­renz von 1998, wonach beim Fin­den einer gerech­ten und fai­ren Lösung berück­sich­tigt wer­den sollte, “dass auf­grund der ver­stri­che­nen Zeit und der beson­de­ren Umstände des Holo­caust Lücken und Unklar­hei­ten” in der Pro­ve­ni­enz unver­meid­lich sind.

Dr. Cla­rence Epstein, Direk­tor des Max Stern Resti­tu­tion Pro­ject: “Der Weg zur Resti­tu­tion die­ses zwei­ten Scha­dow-Gemäl­des aus den Stern-Samm­lun­gen war mit mehr poli­ti­schen Rück­schlä­gen behaf­tet als bei dem ers­ten Gemälde, das wir vor zehn Jah­ren von der Lan­des­haupt­stadt Düs­sel­dorf zurück­er­hal­ten haben. Wir begrü­ßen die Ent­schei­dung der der­zei­ti­gen Ver­wal­tungs­spitze, sich an die Grund­sätze der Washing­to­ner Kon­fe­renz über NS-Raub­kunst zu halten.”

For­schungs­pro­jekt von Stern Foun­da­tion und Stadtmuseum
Dar­über hin­aus plant die Stern Foun­da­tion ein neues For­schungs­pro­jekt in Koope­ra­tion mit dem Stadt­mu­seum Düs­sel­dorf und dem Lan­des­ver­band der Jüdi­schen Gemein­den von Nord­rhein. For­schungs­ge­gen­stand wer­den vor allem die Trans­ak­tio­nen der Gale­rie Stern unter beson­de­rer Berück­sich­ti­gung jüdi­scher Kun­din­nen und Kun­den im Zeit­raum von 1933 bis 1935 sein. Dazu ist ein gemein­sa­mer För­der­an­trag beim Deut­schen Zen­trum für Kul­tur­gut­ver­luste in Arbeit, der im Juni die­ses Jah­res ein­ge­reicht wird.

Aus­gangs­punkt für den Zeit­raum 1933 bis 1935 ist zum einen die Emp­feh­lung der Bera­ten­den Kom­mis­sion — im Fall Stern wurde diese von den Baye­ri­schen Staats­ge­mäl­de­samm­lun­gen gege­ben -, die zum Aus­druck bringt, dass Max Stern spä­tes­tens seit August 1933 unter Ver­fol­gungs­druck agierte. Zum ande­ren sind es die Ergeb­nisse der Stern For­schung am Zen­tral­in­sti­tut für Kunst­ge­schichte in Mün­chen, die doku­men­tie­ren, dass Max Stern bereits ab März 1933 Ver­fol­gungs­maß­nah­men aus­ge­setzt war.

Des Wei­te­ren haben die Max-Stern-For­schun­gen erge­ben, dass die Gale­rie in den ers­ten Jah­ren der NS-Zeit zahl­rei­che Geschäfts­be­zie­hun­gen mit jüdi­schen Kun­den hatte. Kun­den, die sowohl gekauft als auch ver­kauft haben. Lei­der sind diese Geschäfts­be­zie­hun­gen in den noch ver­blie­be­nen Stern-Unter­la­gen schlecht doku­men­tiert. In der Ver­gan­gen­heit ist es ledig­lich gelun­gen, wenige die­ser Geschäfts­be­zie­hun­gen zu rekonstruieren.

Die Gale­rie Stern in Düsseldorf
Julius Stern war seit 1913 in Düs­sel­dorf als Kunst­händ­ler tätig, 1917 eröff­nete er seine Gale­rie auf der Königs­al­lee. Sein Sohn Max Stern (1904–1987) führte das Geschäft nach dem Tod des Vaters 1934 wei­ter. Die Gale­rie war unter ande­rem auf Kunst der Düs­sel­dor­fer Maler­schule spe­zia­li­siert und gehörte neben den Gale­rien Flecht­heim und Paf­frath zu den bekann­tes­ten Adres­sen des Düs­sel­dor­fer Kunst­han­dels die­ser Zeit. Unter der Ver­fol­gung durch das NS-Regime war Max Stern schließ­lich 1937 gezwun­gen, das Geschäft auf­zu­ge­ben und einen Groß­teil des Waren­be­stan­des ver­stei­gern zu lassen.

Die Emi­gra­tion, die Max Stern und sei­ner Fami­lie nur unter erheb­li­chen wirt­schaft­li­chen Ver­lus­ten gelang, führte ihn über Paris und Lon­don nach Kanada. In Mont­real fasste der von den Natio­nal­so­zia­lis­ten aus Düs­sel­dorf ver­trie­bene Kunst­händ­ler wie­der im Kunst­han­del Fuß und führte seit 1947 gemein­sam mit sei­ner Frau Iris Stern die erfolg­rei­che Domi­nion Gal­lery. Der Rats­be­schluss been­det eine lang­jäh­rige Ver­hand­lungs­phase zwi­schen der Lan­des­haupt­stadt Düs­sel­dorf und der “Dr. Max and Iris Stern Foun­da­tion” ein­ver­nehm­lich. Die Ver­ein­ba­rung folgt einer frü­he­ren Resti­tu­tion an die Stern Foun­da­tion durch die Stadt Düs­sel­dorf: 2013 konnte das “Selbst­bild­nis des Künst­lers”, eben­falls von Wil­helm von Scha­dow, zurück­ge­ge­ben wer­den. Die­ses Werk hatte Stern im Novem­ber 1937 zur Ver­stei­ge­rung ein­ge­lie­fert. Heute befin­det es sich als Leih­gabe der Stern Foun­da­tion im Stadt­mu­seum Düsseldorf.