Gas­la­ter­nen Düs­sel­dorf Foto: LOKALBÜRO

 

DSD kritisiert fadenscheinige Argumentation

Durch einen Stadt­rats-Beschluss am 14. Dezem­ber 2023 sol­len rund 14.000 Gas­la­ter­nen auf­wän­dig umge­rüs­tet und damit in ihrem Denk­mal­wert zer­stört wer­den. Dabei wur­den sie erst 2020 unter Denk­mal­schutz gestellt und 2021 mit 400.000 Euro Bun­des­mit­teln instand­ge­setzt. Das Gas­la­ter­nen­netz doku­men­tiert die bedeu­tende Rolle Düs­sel­dorfs als Inno­va­ti­ons­stand­ort und füh­ren­der Röh­ren­stadt in der Zeit der Indus­tria­li­sie­rung. Dass die Later­nen durch die Umrüs­tung ihren Denk­mal­wert ver­lie­ren, wird aus­drück­lich bil­li­gend in Kauf genom­men. Damit ver­sucht der Rat, das Denk­mal­schutz­ge­setz aus­zu­he­beln und redu­ziert Denk­male auf den „schö­nen Schein“.

Die pri­vate Deut­sche Stif­tung Denk­mal­schutz (DSD) reagiert empört auf die Miss­ach­tung der Denk­mal­pflege in der Lan­des­haupt­stadt. „Mit faden­schei­ni­gen Begrün­dun­gen ent­zieht sich die Stadt selbst der Ver­pflich­tung, die sie pri­va­ten Denk­mal­ei­gen­tü­mern abver­langt: acht­sam mit unse­rem Kul­tur­erbe umzu­ge­hen“, so Vor­stand Dr. Stef­fen Sku­delny. Nur etwa 200 Exem­plare am Hof­gar­ten sol­len der Zer­stö­rung ent­ge­hen. Die DSD spricht sich klar für den Erhalt der iden­ti­täts­stif­ten­den Gas­la­ter­nen als inte­gra­lem Bestand­teil des Stadt- und Stra­ßen­bil­des Düs­sel­dorfs aus und appel­liert an die Ent­schei­der, die­sen kost­ba­ren Denk­mal­be­stand nicht leicht­fer­tig für eine nicht nach­hal­tige Sym­bol­po­li­tik zu opfern.

Denn vor dem Hin­ter­grund, dass die his­to­ri­sche Gas­be­leuch­tung für weni­ger als 0,25 Pro­zent des gesamt­städ­ti­schen CO2-Aus­sto­ßes ver­ant­wort­lich ist, sei die Begrün­dung der Stadt, mit die­sem Vor­ge­hen einen Bei­trag zur Ener­gie­wende leis­ten zu wol­len, reine Sym­bol­po­li­tik. Der Ener­gie­ver­brauch für die Umrüs­tung oder den Ersatz von Leucht­köp­fen und Mas­ten, die Ent­sor­gung und Neu­pro­duk­tion werde igno­riert, Res­sour­cen unnö­tig ver­geu­det – das Gegen­teil von Nach­hal­tig­keit. Gerade weil der Kli­ma­schutz ohne Frage eine der wich­tigs­ten Belange unse­rer Zeit ist, müs­sen echte Zei­chen der Nach­hal­tig­keit gesetzt wer­den. „Denk­mal­pflege leis­tet durch den scho­nen­den Umgang mit Res­sour­cen grund­sätz­lich einen wich­ti­gen Bei­trag für den Kli­ma­schutz,“ betont Stif­tungs­vor­stand Sku­delny. Mit dem Abbau einer intak­ten Infra­struk­tur zuguns­ten eines res­sour­cen- und kos­ten­auf­wen­di­gen Neu- und Umbaus für die Elek­tri­fi­zie­rung der Later­nen pflege die Stadt Düs­sel­dorf dage­gen eine eigent­lich über­holte Weg­werf­men­ta­li­tät. Den ver­an­schlag­ten Kos­ten ste­hen erheb­lich höhere Erfah­rungs­werte bei schon erfolg­ten Umstel­lun­gen entgegen.

Wäh­rend man den Ver­lust des Denk­mal­wer­tes für die Tech­nik­ge­schichte in einer Beschluss­vor­lage für den Stadt­rat expli­zit in Kauf nimmt, wird der immense Iden­ti­täts­ver­lust für die „Röh­ren­stadt Düs­sel­dorf“ ignoriert.

Erst die Düs­sel­dor­fer Erfin­dung der naht­lo­sen Gas­röh­ren machte eine flä­chen­de­ckende Gas­be­leuch­tung in Groß­städ­ten mög­lich. Diese Röh­ren wur­den über Jahr­zehnte in Düs­sel­dorf und Umge­bung gefer­tigt und in die ganze Welt expor­tiert. Die Gas­röh­ren­pro­duk­tion hatte dabei einen erheb­li­chen Bei­trag an Düs­sel­dorfs wirt­schaft­li­chem Auf­stieg. Die Bedeu­tung der his­to­ri­schen Gas­be­leuch­tung für die Stadt spie­gelt sich zudem in der bun­des­weit ein­zig­ar­ti­gen Gas­licht­werk­statt in Düs­sel­dorf wider. Auch die­ser stadt­ei­gene tra­di­ti­ons­rei­che Hand­werks­be­trieb, des­sen Exper­tise im gesam­ten Bun­des­ge­biet geschätzt und gesucht wird, steht mit dem Ver­lust des Denk­mals – nach­hal­tig – vor dem wirt­schaft­li­chen Aus.

Dass die Stadt die denk­mal­recht­li­che Zuläs­sig­keit erst nach dem Rats­be­schluss klä­ren möchte, zeigt, dass sich die Befürch­tun­gen aller Denk­mal­schüt­zer bezüg­lich des neuen nord­rhein-west­fä­li­schen Denk­mal­schutz­ge­set­zes bewahr­hei­ten. Seit der Novel­lie­rung des Geset­zes im ver­gan­ge­nen Jahr müs­sen die zustän­di­gen Denk­mal­fach­be­hör­den erst sehr spät in Pla­nungs­vor­gänge ein­be­zo­gen wer­den. Statt sich früh­zei­tig an die Spe­zi­al­lis­ten des Lan­des­am­tes zu wen­den und somit die Mög­lich­keit für eine fun­dierte Lösung zu eröff­nen, schafft die Stadt Düs­sel­dorf lie­ber Fak­ten und ent­zieht sich damit einem kon­struk­ti­ven Dia­log mit den Denk­mal­ex­per­ten. Die späte Ein­bin­dung des Kul­tur­aus­schus­ses der Stadt erst knapp drei Wochen vor dem geplan­ten Beschluss folgte wohl der glei­chen Strategie.

Mit der Unter­zeich­nung eines offe­nen Briefs an Düs­sel­dorfs Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Ste­phan Kel­ler, die Frak­tio­nen des Düs­sel­dor­fer Stadt­rats und den nord­rhein-west­fä­li­schen Land­tag unter­stützt die Deut­sche Stif­tung Denk­mal­schutz bereits eine Initia­tive des Rhei­ni­schen Ver­eins für Denk­mal­pflege und Land­schafts­schutz sowie der Akti­ons­ge­mein­schaft Düs­sel­dor­fer Hei­mat- und Bür­ger­ver­eine gegen die acht­lose Zer­stö­rung bedeu­ten­den Düs­sel­dor­fer Denk­male, zu denen auch die his­to­ri­schen Gas­la­ter­nen gehören.