Die Landeshauptstadt Düsseldorf startet die Kommunale Wärmeplanung und ist damit ein Vorreiter in Nordrhein-Westfalen. Grundsätzlich sind alle deutschen Großstädte gesetzlich verpflichtet, eine Kommunale Wärmeplanung bis spätestens 30. Juni 2026 zu erstellen. Bereits Ende 2025 soll das Ergebnis zur Kommunalen Wärmeplanung für die Landeshauptstadt vorliegen.
Unerlässlich ist bei dem umfangreichen Projekt die Einbindung wichtiger Interessenvertreterinnen und ‑vertreter. Für diese Stakeholder fand am Dienstag, 19. März, eine Auftaktveranstaltung im Haus der Universität statt. Dabei waren Fachleute von rund 30 unterschiedlichen Organisationen vertreten.
Mobilitäts- und Umweltdezernent Jochen Kral: “Klimaneutrale Wärme in öffentlichen und privaten Gebäuden zu nutzen, zählt zu den wichtigen Beiträgen auf dem Weg zu einer sauberen und nachhaltigen Energieversorgung. In Düsseldorf gibt es alleine rund 72.000 Wohngebäude, für deren Modernisierung die Kommunale Wärmeplanung die Orientierung bilden wird. Sie ist ein bedeutsamer Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität, die in Düsseldorf bereits im Jahr 2035 erreicht werden soll. Die Nutzung klimafreundlicher Wärme ist nicht nur ein Gewinn für den Klimaschutz, sondern auch ein Beitrag zur Luftreinhaltung und Lebensqualität.”
Unterstützt wird die Stadt bei der Erstellung der Kommunalen Wärmeplanung von der PricewaterhouseCoopers GmbH und der Stadtwerke Düsseldorf AG. Mit der Vorstellung des Auftragnehmers PricewaterhouseCoopers im Ausschuss für Umwelt‑, Klima- und Verbraucherschutz erfolgte am 29. Februar 2024 der offizielle Startschuss zur Erstellung der Kommunalen Wärmeplanung. Diese wird durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert.
Bürgerinnen und Bürger, aber auch Unternehmen sollen mit der Kommunalen Wärmeplanung frühzeitig Planungs- und Investitionssicherheit erhalten. Mit der Kommunalen Wärmeplanung wird die Frage geklärt, welches Heizsystem und welcher Energieträger im Quartier die gesetzlichen Vorgaben nach dem neuen Heizungsgesetz erfüllen. Es wird ein technologieoffener Ansatz bei der Erstellung verfolgt, der neben einer zentralen Wärmeversorgung mit Fern- oder Nahwärmenetzen auch dezentrale Lösungen wie Wärmepumpen oder industrielle Abwärmepotenziale betrachtet.
Entsprechend besitzen die Handwerkskammer und die Kreishandwerkerschaft eine wichtige Rolle im Prozess. Lutz Denken, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Düsseldorf, betont: “Die Kreishandwerkerschaft Düsseldorf befürwortet eine zuverlässige Kommunale Wärmeplanung. Unsere Mitgliedsbetriebe bieten individuelle Beratung zu Maßnahmen für eine effiziente Wärmeversorgung und unterstützen bei der Umsetzung. Unsere Expertise trägt dazu bei, nachhaltige Energieinfrastrukturen in Düsseldorf zu etablieren.”
Wichtig ist hierbei die enge Zusammenarbeit der unterschiedlichen Akteure. Andreas Ehlert, Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf, stellt klar: “Die Kommunale Wärmeplanung ist die Grundlage für eine klima- und umweltfreundliche Wärmeversorgung vor Ort. Nur in enger Kooperation mit den lokalen Handwerksbetrieben können innovative Lösungen entwickelt werden, um energetische Sanierungsmaßnahmen zu fördern und erneuerbare Energien zu nutzen. Daher muss auch die Kommunale Wärmeplanung in enger Abstimmung mit dem Handwerk erfolgen. Die Stadt Düsseldorf geht hier mit einem guten Beispiel voran.”
Die Industrie- und Handelskammer ist darüber hinaus ein wichtiger Interessensvertreter, um die Planungs- und Versorgungssicherheit mit Wärme für die Betriebe zu gewährleisten. Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer zu Düsseldorf: “Für die Wirtschaft ist die Planungssicherheit das wichtigste Gut. Nachdem die Bundesregierung in der Vergangenheit bei Klimaschutzmaßnahmen für große Verunsicherung gesorgt hat, begrüßen wir das Vorgehen der Landeshauptstadt sehr, die Kommunale Wärmeplanung im Schulterschluss mit der Wirtschaft zu diskutieren und umzusetzen. Als Industrie- und Handelskammer nehmen wir gerne die Interessenvertretung unserer zahlreichen Mitgliedsbranchen wahr und informieren unsere Unternehmen über die konkreten Handlungsschritte sowie Fördermöglichkeiten, um nachhaltige Technologien einzusetzen und die energetische Transformation voranzutreiben.”
Für Bürgerinnen und Bürger, die auf dem Weg zu einer adäquaten Wärmeversorgung die richtige Entscheidung treffen möchten, ist die Verbraucherzentrale NRW als unabhängige Beratungsinstitution wiederum ein wichtiger Ansprechpartner. Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW, erklärt: “Die Verbraucherzentrale NRW unterstützt eine sorgfältige Kommunale Wärmeplanung. Eine breite Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger sowie die Förderung innovativer Technologien sind dabei entscheidend. Ziel ist es, eine effiziente, nachhaltige und bezahlbare Wärmeversorgung für alle Bevölkerungsgruppen zu ermöglichen.”
Dr. Werner Fliescher, Vorstand “Haus und Grund Düsseldorf und Umgebung”: “Haus und Grund erkennt die Bedeutung der Kommunalen Wärmeplanung im Kontext der Energiewende an. Für Bürgerinnen und Bürger stellt diese jedoch eine große, auch finanzielle, Herausforderung dar. Es bedarf hinreichender Sicherheit für die langfristigen Investitionsentscheidungen, um einen erfolgreichen Wandel zu ermöglichen.”
Hintergrund
Um Bürgerinnen und Bürger schon während der Planerstellung fortlaufend über alle wesentlichen Entwicklungen und Zwischenergebnisse sowie aktuelle Veranstaltungen zu informieren, wurde eine Webseite zur Kommunalen Wärmeplanung erstellt: www.duesseldorf.de/waermeplanung. Dort wird aufgezeigt, welche Funktion die kommunale Wärmeplanung erfüllt, in welcher Weise Bürgerinnen und Bürger betroffen sind und welche Unterstützungsmöglichkeiten bereits jetzt bei der Umsetzung von Energiesparmaßnahmen bestehen. Über ein Kontaktfeld können sich Interessierte aktiv in den Prozess der Erstellung der Kommunalen Wärmeplanung einbringen. Auch der Austausch mit der Verwaltung für die Kommunale Wärmeplanung ist so möglich.
Schritte der Kommunalen Wärmeplanung
Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2045 aus der Nutzung fossiler Energie in der Wärmeversorgung auszusteigen. Das bedeutet, dass die Wärmeversorgung langfristig neuorganisiert werden muss. Die Kommunen steigen daher schon jetzt in die Wärmeplanung ein.
In der Landeshauptstadt wird zunächst der aktuelle Wärmebedarf im gesamten Stadtgebiet erfasst. Dazu zählen Raumwärme, Warmwasserbereitung und Prozesswärme für die Industrie. Anschließend wird geprüft, wo durch gesteigerte Energieeffizienz oder energetische Sanierungen der Wärmebedarf verringert werden kann und welche regenerativen Energiequellen wie Geothermie, Solarthermie, industrielle Abwärme, Abwasser oder auch grüner Wasserstoff in Zukunft genutzt werden könnten. Darauf aufbauend wird dann ein Zielszenario für die klimaneutrale Wärmeversorgung der Stadt im Jahr 2045 sowie mit dem für Düsseldorf wichtigen Zwischenziel Klimaneutralität 2035 entwickelt und es werden Maßnahmen aufgestellt, wie dieses Ziel sozialverträglich und kosteneffizient erreicht werden kann. Dies erfolgt in enger Zusammenarbeit mit den Energieversorgern, Netzbetreibern, der Wohnungswirtschaft, dem Handwerk, Bürgerinnen und Bürgern und vielen weiteren Akteuren. Alle werden umfassend und kontinuierlich an der Erarbeitung des Kommunalen Wärmeplans beteiligt und sind eingeladen, sich im Rahmen zahlreicher Beteiligungsformate aktiv mit ihren Anliegen, Anregungen und Ideen in die Planerstellung einzubringen.