Der inner­eu­ro­päi­sche Trans­port eines Hoch­in­fek­ti­ons­pa­ti­en­ten mit Betei­li­gung von Irland, Nor­we­gen und Deutsch­land in die Lan­des­haupt­stadt Düs­sel­dorf stand am Don­ners­tag, 21. März, im Mit­tel­punkt einer groß ange­leg­ten Übung,©Landeshauptstadt Düsseldorf/Melanie Zanin

 

Gesund­heits­amt und Feu­er­wehr Düs­sel­dorf, Flug­ha­fen Düs­sel­dorf sowie das Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Düs­sel­dorf pro­ben die Ver­le­gung eines Hochinfektionspatienten

Der inner­eu­ro­päi­sche Trans­port eines Hoch­in­fek­ti­ons­pa­ti­en­ten mit Betei­li­gung von Irland, Nor­we­gen und Deutsch­land in die Lan­des­haupt­stadt Düs­sel­dorf stand am Don­ners­tag, 21. März, im Mit­tel­punkt einer groß ange­leg­ten Übung. Die feder­füh­rende Pla­nung der Übung wurde für Deutsch­land aus dem Gesund­heits­amt der Lan­des­haupt­stadt gelei­tet. Für Düs­sel­dorf nah­men das Gesund­heits­amt und die Feu­er­wehr der Lan­des­haupt­stadt, der Flug­ha­fen Düs­sel­dorf sowie das Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Düs­sel­dorf teil. Es war die erste Übung die­ser Art, bei der ein soge­nann­tes Epis­hut­tle, also eine voll­stän­dig iso­lierte Trans­port­trage, im Ein­satz war.

Pri­vat­do­zent Dr. med. Max Skor­ning, Chef des Düs­sel­dor­fer Gesund­heits­amts, betont: “Diese Übung ist für die Lan­des­haupt­stadt sehr wich­tig. Zwar wer­den regel­mä­ßig Hoch­in­fek­ti­ons­trans­porte trai­niert, doch diese geht viel wei­ter. Im Vor­der­grund stan­den neben prak­ti­schen Übun­gen auch die Schnitt­stel­len zur Akti­vie­rung und Kom­mu­ni­ka­tion auf euro­päi­scher Ebene sowie der Aus­tausch mit den iri­schen und nor­we­gi­schen Part­nern. Es ist das erste Mal, dass ein Epis­hut­tle zur Ver­le­gung eines hoch­in­fek­tiö­sen Pati­en­ten genutzt wurde. Um die­sen Trans­fer rei­bungs­los und sicher abwi­ckeln zu kön­nen, muss­ten auch vor Ort zwi­schen Uni­kli­nik, Flug­ha­fen, Feu­er­wehr und Gesund­heits­amt viele neue medi­zi­ni­sche und tech­ni­sche Details bedacht werden.”

Mit­ar­bei­tende des Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­te­ri­ums, des Minis­te­ri­ums für Umwelt, Natur­schutz und Ver­kehr und des Lan­des­zen­trums für Gesund­heit des Lan­des Nord­rhein-West­fa­len, Mit­ar­bei­tende der vier ande­ren nach den inter­na­tio­na­len Gesund­heits­vor­schrif­ten benann­ten Flug­hä­fen sowie des Robert Koch-Insti­tuts ver­schaff­ten sich eben­falls einen Ein­blick in das beson­dere Übungs­sze­na­rio, an dem mehr als 15 Ein­satz­kräfte betei­ligt waren.

“Seit fast zehn Jah­ren ist die Lan­des­haupt­stadt auf Ein­sätze mit hoch­kon­ta­giö­sen Pati­en­ten und deren Trans­port in die Son­der­iso­lier­sta­tion der Uni­ver­si­täts­kli­nik Düs­sel­dorf gut vor­be­rei­tet und ent­wi­ckelte dazu in Koope­ra­tion mit der Uni­kli­nik Düs­sel­dorf eine eigene Ein­satz­pla­nung”, berich­tet Feu­er­wehr­chef David von der Lieth. “Die Abläufe der sehr kom­ple­xen Ein­satz­si­tua­tion wer­den regel­mä­ßig zwi­schen Feu­er­wehr, Gesund­heits­amt und Uni­kli­nik Düs­sel­dorf trai­niert. Hier steht vor allem das Schnitt­stel­len­trai­ning bei der Über­gabe der Erkrank­ten im Fokus.”

Aus­gangs­punkt des Hoch­in­fek­ti­ons­trans­ports, kurz “HIT” genannt, war ein — simu­liert — hoch­in­fek­tiö­ser Pati­ent, der auf­grund von Umbau­maß­nah­men nicht in der Son­der­iso­lier­sta­tion in Dub­lin auf­ge­nom­men wer­den konnte. Ein hoch­spe­zia­li­sier­tes nor­we­gi­sches Team (NOJAHIP), wel­ches Teil der “RescEU”-Kapazität ist, kann in sol­chen Fäl­len für einen luft­ge­bun­de­nen Trans­port akti­viert wer­den. In einem ech­ten Sze­na­rio würde ein Pati­ent unter höchs­ten Infek­ti­ons­schutz­vor­keh­run­gen in Irland in ein Epis­hut­tle ver­bracht und dann durch das nor­we­gi­sche NOJA­HIP-Team zum Flug­ha­fen Düs­sel­dorf geflo­gen und dort in einen von der Feu­er­wehr Düs­sel­dorf für sol­che Fälle spe­zi­ell vor­ge­hal­te­nen Infek­ti­ons­schutz-Ret­tungs­wa­gen (I‑RTW) umge­la­gert. Vom Flug­ha­fen wurde der Simu­la­ti­ons­pa­ti­ent zur Uni­ver­si­täts­kli­nik Düs­sel­dorf trans­por­tiert, um dort an das Team der Son­der­iso­lier­sta­tion über­ge­ben zu werden.

Für echte Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten, die aus Grün­den des Infek­ti­ons­schut­zes nur in einer Son­der­iso­lier­sta­tion behan­delt wer­den kön­nen, ste­hen im Leber- und Infek­ti­ons­zen­trum der Kli­nik für Gas­tro­en­te­ro­lo­gie, Hepa­to­lo­gie und Infek­tio­lo­gie am Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Düs­sel­dorf drei Bet­ten rund um die Uhr zur Ver­fü­gung. Fälle, die einer solch beson­de­ren Behand­lung bedür­fen, sind soge­nannte “high-con­se­quence infec­tious dise­a­ses” (HCID), zu denen bei­spiels­weise Ebola- oder Las­sa­vi­rus-Erkran­kun­gen gehören.

“Für unsere hoch­qua­li­fi­zier­ten Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter, die auf der Son­der­iso­lier­sta­tion zum Ein­satz kom­men, haben diese gro­ßen Übun­gen einen gro­ßen Nut­zen. Zwar fin­den hier am UKD regel­mä­ßig auch interne Schu­lun­gen und Fort­bil­dun­gen statt. Aber das Trai­ning unter rea­len Bedin­gun­gen — ins­be­son­dere gemein­sam mit der Feu­er­wehr Düs­sel­dorf — zeigt uns auf, an wel­cher Stelle wir gut gerüs­tet sind und wo wir gege­be­nen­falls noch nach­ar­bei­ten müs­sen, um für einen Ernst­fall opti­mal gewapp­net zu sein”, sagt Ste­fan Box­nick, Lei­ten­der Koor­di­na­tor der Son­der­iso­lier­sta­tion (SIS) der Kli­nik für Gas­tro­en­te­ro­lo­gie, Hepa­to­lo­gie und Infek­tio­lo­gie am Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Düsseldorf.

Übungs­ab­lauf
Da es sich um einen ange­kün­dig­ten Flug mit bekann­ter Ankunfts­zeit des nor­we­gi­schen Flug­zeugs am Düs­sel­dor­fer Flug­ha­fen han­delte, konn­ten einige der not­wen­di­gen Vor­keh­run­gen bereits am Vor­tag ein­ge­lei­tet wer­den. Beim Simu­la­ti­ons­pa­ti­en­ten han­delt es sich in die­sem Fall um einen Mit­ar­bei­ter des Gesund­heits­am­tes. Auch in einem ech­ten Sze­na­rio wäre für einen sol­chen Ver­le­gungs­flug, wie er hier geübt wurde, eine gewisse Vor­lauf­zeit gege­ben, da das NOJA­HIP-Team erst über eine Anfrage der iri­schen Kol­le­gen über das Gemein­sa­mes Kom­mu­ni­ka­ti­ons- und Infor­ma­ti­ons­sys­tem für Not­fälle (CECIS) des euro­päi­schen Koor­di­na­ti­ons­zen­trums für Not­fall­maß­nah­men (ERCC) akti­viert würde.

Lan­dung in Düsseldorf
Nach Lan­dung des nor­we­gi­schen Ambu­lanz­flug­zeu­ges, einer Cessna 680A Cita­tion Lati­tude, wur­den in einem durch die Werks­feu­er­wehr des Flug­ha­fens aus­ge­wie­se­nen Bereich in der Lärm­schutz­halle durch die Feu­er­wehr der Lan­des­haupt­stadt ent­spre­chende Vor­keh­run­gen zu einer mög­li­chen Dekon­ta­mi­na­tion von Per­so­nen geschaf­fen. Danach wurde der Simu­la­ti­ons­pa­ti­ent durch das nor­we­gi­sche NOJA­HIP-Team ent­la­den. Es erfolgte ein kur­zer münd­li­cher Aus­tausch zur Ent­wick­lung des gesund­heit­li­chen Zustan­des wäh­rend des Flu­ges zwi­schen dem nor­we­gi­schen Ärz­te­team und den Not­ärz­ten der Lan­des­haupt­stadt am Ambu­lanz­flug­zeug. Nach­dem eine kli­nisch sta­bile Situa­tion beschrie­ben wurde, konn­ten die Ret­tungs­kräfte die Ver­le­gung des Epis­hut­tle im I‑RTW der Feu­er­wehr durchführen.

Ein Team aus Not­ärz­ten und Not­fall­sa­ni­tä­tern der Lan­des­haupt­stadt stand in Geblä­se­fil­ter­an­zü­gen bereit. Dabei han­delt es sich um eine Sicher­heits­maß­nahme, um einem Pati­en­ten, der direkt nach der Lan­dung einer Behand­lung außer­halb des Epis­hut­tles bedarf, sofort medi­zi­ni­sche Hilfe unter Ein­hal­tung des erfor­der­li­chen Schutz­ni­veaus zukom­men las­sen zu können.

Bei Epis­hut­tles han­delt es sich um abge­schlos­se­nes Sys­teme, die den Trans­port hoch­in­fek­tiö­ser Pati­en­ten erlau­ben. Das einen Trans­port beglei­tende Per­so­nal muss sich zum Schutz vor einer Anste­ckung selbst nicht in Geblä­se­fil­ter­an­zü­gen befin­den. Medi­zi­ni­sche Maß­nah­men, wie bei­spiels­weise eine Intu­ba­tion sind zwar grund­sätz­lich auch bei geschlos­se­nem Epis­hut­tle mög­lich, jedoch tech­nisch viel anspruchs­vol­ler, so dass es sinn­voll ist, auch auf die Not­wen­dig­keit das Epis­hut­tle öff­nen zu müs­sen, vor­be­rei­tet zu sein.

Trans­port zur Uniklinik
Ein nor­we­gi­scher und ein Düs­sel­dor­fer Not­arzt beglei­te­ten den Pati­en­ten im I‑RTW, um auch wäh­rend des Trans­ports eine sofor­tige medi­zi­ni­sche Hilfe sicher­stel­len zu kön­nen. Die Poli­zei Düs­sel­dorf sicherte den Trans­port zur Son­der­iso­lier­sta­tion der Uni­kli­nik ab und beglei­tete die Düs­sel­dor­fer Gesund­heits­amts- und Feu­er­wehr­kräfte auf dem gesam­ten Trans­port­weg. Mehr­fach im Jahr probt die Uni­kli­nik Düs­sel­dorf, das Gesund­heits­amt und die Feu­er­wehr Düs­sel­dorf in klei­ne­ren Übun­gen die inter­nen Arbeits­ab­läufe zur Pati­en­ten­über­gabe in der Son­der­iso­lier­sta­tion. In einem rea­len Ein­satz geht die Tätig­keit der Feu­er­wehr­leute weit über den rei­nen Trans­port des Pati­en­ten hin­aus. Sie koor­di­nie­ren den gesam­ten Ein­satz, pla­nen die Weg­stre­cke und sind vor allem für die Sicher­heit der am Ein­satz teil­neh­men­den Per­so­nen ver­ant­wort­lich. So füh­ren sie not­wen­dige Des­in­fek­ti­ons- und Dekon­ta­mi­na­ti­ons­maß­nah­men durch.

Die Beson­der­heit die­ser Übung lag neben der inter­na­tio­na­len Koope­ra­tion mit Irland und Nor­we­gen im Ein­satz eines Epis­hut­tles. Hier lag ein beson­de­rer Fokus der Übung im Test der Kom­pa­ti­bi­li­tät mit den bereits bestehen­den tech­ni­schen Sys­te­men in Düsseldorf.

Ein wei­te­rer Fokus lag in der Zusam­men­ar­beit mit dem Flug­ha­fen Düs­sel­dorf in sol­chen Fäl­len. Hier müs­sen beim Arbei­ten auf der soge­nann­ten Luft­seite des Flug­ha­fens bestimmte Sicher­heits­be­stim­mun­gen respek­tiert wer­den, um den Ablauf einer Übung oder auch eines ech­ten Falls sicher und zügig abar­bei­ten zu kön­nen und gleich­zei­tig den Flug­ha­fen­be­trieb nicht zu beeinträchtigen.

Hin­ter­grund: Son­der­iso­lier­sta­tion (SIS) an der Uni­ver­si­täts­kli­nik Düsseldorf
An der Düs­sel­dor­fer Uni­kli­nik gibt es unter dem Dach der Kli­nik für Gas­tro­en­te­ro­lo­gie, Hepa­to­lo­gie und Infek­tio­lo­gie neben einer gro­ßen tro­pen­me­di­zi­ni­schen Ambu­lanz eine von der Außen­welt völ­lig abzu­rie­gelnde und hoch­mo­derne Son­der­iso­lier­sta­tion der höchs­ten Sicher­heits­stufe. Die Son­der­iso­lier­sta­tion in Düs­sel­dorf ist eines der sie­ben Behand­lungs­zen­tren im Netz­werk des STAKOB (Stän­di­ger Arbeits­kreis der Kom­pe­tenz- und Behand­lungs­zen­tren für Krank­hei­ten durch hoch­pa­tho­gene Erre­ger, wei­tere Infos unter www.rki.de/stakob), wel­che in Deutsch­land zustän­dig sind für die Ver­sor­gung von Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten mit einer HCID. Neben den umfang­rei­chen medi­zi­ni­schen Schutz­maß­nah­men von Ärz­ten und Pfle­ge­per­so­nal ist für die Außen­welt durch bau­li­che und tech­ni­sche Vor­keh­run­gen höchste Sicher­heit gewähr­leis­tet: Durch Unter­druck der Raum­luft in der Sta­tion wird ein Über­tritt gefähr­li­cher Keime in die Umge­bung sicher ver­mie­den. Es gibt eine spe­zi­elle Vor­rich­tung zum Auf­fan­gen und Ste­ri­li­sie­ren der Abwäs­ser aus der Sonderisolierstation.

So wird ein voll­stän­di­ger Schutz der Pati­en­ten und Besu­cher des Kli­ni­kums sowie des behan­deln­den Per­so­nals gewähr­leis­tet. In der Sta­tion ist eine kom­plette inten­siv­me­di­zi­ni­sche Betreu­ung inklu­sive künst­li­cher Beatmung und Dia­lyse der Pati­en­ten möglich.

Für Ret­tungs­wa­gen, mit denen Pati­en­ten in die Iso­lier­sta­tion kom­men, gibt es eine eigene Zufahrt in das Gebäude. Von dort aus gelan­gen die Pati­en­ten durch eine Sicher­heits­schleuse auf die Son­der­iso­lier­sta­tion. Die Medi­zi­ner und Pfle­ge­kräfte tra­gen wäh­rend eines Ernst­falls spe­zi­elle Schutz­an­züge und müs­sen nach jedem Kon­takt mit dem Pati­en­ten unter die Sicher­heits­du­sche in der Dekon­ta­mi­na­ti­ons­schleuse. Nach zwei Stun­den Tätig­keit in der Ein­heit wer­den die Mit­ar­bei­ter abge­löst: Das Uni­kli­ni­kum hält für einen mög­li­chen Ein­satz Per­so­nal und Mit­tel rund um die Uhr bereit.