Von Manfred Fammler
Das war ein grandioser Schlussakkord des Japan Tages. Die Choreografie des letzten Bildes am nächtlichen Himmel verschlug zahlreichen Besuchern den Atem. Führwahr – als sich der Himmel gleich tiefhängenden Zweigen einer Weide in ein güldenes Licht tauchte und sanft auf die Rheinwiesen niederfiel, kannte das Staunen kaum eine Grenze. Allein mit diesem pyrotechnischen Bild zeigte der japanische Feuerwerker Hideki Kubota, dass er ein Großmeister seiner Kunst ist. Ein goldenes Finale eines an Akkorden reichen Tag.
Apropos Akkorde: Der Tag war in deren zahlreiche aufzuteilen. Name des ersten Akkords: Vor dem großen Regen. Bereits zum Auftakt gegen Mittag war die „Japan-Meile“ vom Landtag bis zur Reuter Kaserne stark besucht. Cosplay gekleidete vorwiegend junge Menschen und „Normalos“ strömten ans Rheinufer, um dort neben dem Samurai-Lager ein eigenes Heerlager aufzubauen. Dabei war fast jeder Flecken Rasen vor dem Landtag, dem Kit oder der Kunstakademie belegt. Es wurde fotografiert, Uno gespielt oder auch zeitweise geschlafen. Selbst als immer mehr Menschen den Tag besuchten, blieb die Stimmung gelöst und absolut friedlich.
Die andere Gruppe flanierte ruhig und entspannt an den Bühnen und Ständen entlang. Denn schneller als im Flaniertempo war es kaum möglich, die rund 1,5 Kilometer lange Strecke zu absolvieren.
Der zweite Akkord: als der Regen ging – standen die Wiesen teilweise derart unter Wasser, dass das Wackener Schlammrutschen einen kleinen Ableger hätte finden können. Bis kurz vor 16.30 Uhr richteten sich nur zeitweise Blicke gen Himmel. Kein Wunder, viel zu umfang- und abwechslungsreich war das Programm auf den von den Besuchern dicht umringten Bühnen. Doch dann öffnete der Himmel nicht zu knapp seine Pforten. Und was taten die Besucher? Die einen flüchteten und die anderen rückten zusammen, warteten ab und konnten danach an rund 90 Ständen und in einem bunten Bühnenprogramm weiter die facettenreiche Kultur Japans kennenlernen.
Dritter Akkord: die Musik, die in diesem Jahr durch besonders starke Musiker vertreten war. Mit Higuchi Ai konnte eine der bekanntesten japanischen Sängerinnen an den Rhein geholt werden. In klassischer Rockformation mit Omi Takuma (Gitarre), Mitomo Nobuhiro (Bass), dem Schlagzeuger der Band „Lite“, Yamamoto Akinori, und sich selbst am Keyboard zeigte die 34-jährige wie facettenreich ihre Stimme und wie abwechslungsreich ihre Musik ist. Ausschließlich ihren Megahit „Akuma no Ko“, den finalen Song aus der Animeserie „Attack on Titan“, zu kennen, ist bei weitem zu wenig und wird der Künstlerin nicht gerecht.
Eine andere musikalische Stilrichtung zeigte Nilo auf der Burgplatzbühne. Die Musikerin repräsentierte an diesem Tag die große Gemeinde der japanischen Jazzmusiker und ‑liebhaber mit einigen Coversongs und eigenen Kompositionen.
Fehlt nur noch der Schlussakkord: das pyrotechnische Meisterwerk von Feuerwerker Hideki Kubota und seinem deutschen Pendant Martin Schmitz. Ursprünglich für den Japan Tag 2020 geplant, dem Jahr, in dem die olympischen Sommerspiele in Tokio ausgetragen werden sollten, erleuchteten nun seine Ideen den Nachthimmel über Düsseldorf. Laut Veranstalter D Live besuchten in diesem Jahr 630.000 Besucher den Japan Tag. Diejenigen, die bis zum letzten, alles überstrahlendem Bild ausharrten, verließen das Rheinufer mit Glanz in den Augen.
Eine Bilderstrecke mit schönen Fotos vom Feuerwerk gibt es hier. Eindrücke von Jahpantag finden Sie hier