Feu­er­wehr­de­zer­nent Chris­tian Zaum (4.v.l.) und Cars­ten Hahn, stell­ver­tre­ten­der Lei­ter der Feu­er­wehr (4.v.r.), stell­ten gemein­sam mit eini­gen Ehren­amt­lern der Frei­wil­li­gen Feu­er­wehr den Jah­res­be­richt 2023 vor,Foto: LOKALBÜRO

 

Es gibt Geräu­sche, da sträu­ben sich die Naken­haare. Eine gur­rende Taube auf dem Dach, zum Bei­spiel. Einen schmat­zen­den Tisch­nach­barn ebenso – oder das Mar­tins­horn der Feu­er­wehr vor dem eige­nen Wohn­haus. Das erscholl 2023 jedoch häu­fi­ger als noch ein Jahr zuvor, so die Bilanz der Floriansjünger.

„In allen Berei­chen haben wir stei­gende Ein­satz­zah­len“, fasst Feu­er­wehr­de­zer­nent Chris­tian Zaum das Ergeb­nis zusam­men. Kon­kret bedeu­tet dies, dass die 112 163.525 mal gewählt wurde, also rund 450 mal pro Tag. Davon ent­fie­len allein 148.756 (2022: 141.752) Not­rufe auf den Bereich Ret­tungs­dienst. Davon waren 107.559 (2022: 96.756) Fahr­ten von Not­fall­pa­ti­en­ten, bei denen 24.905 (2022: 23.157) zusätz­lich der Not­arzt vor Ort war. Ins­ge­samt machte dies eine Stei­ge­rung von fünf Pro­zent aus.

4.295 rückte die Feu­er­wehr mit der kom­plet­ten Kapelle, sprich mit einem Lösch­zug aus, um einen Brand zu löschen, dar­un­ter 23 Groß­brände (2022: 19) und 1.360 Woh­nungs­brände (2022: 1.190). Eine hohe Zahl mit bana­len Aus­lö­sern. „Für die Ursa­chen gibt es zwei Haupt­gründe: ein defek­tes Elek­tro­ge­rät oder mensch­li­ches Ver­sa­gen“, so Cars­ten Hahn, stell­ver­tre­ten­der Feu­er­wehr­chef. Des­we­gen will sich die Feu­er­wehr nun, also in der Nach-Corona-Zeit, als die Prio­ri­tä­ten woan­ders lagen, wie­der ver­stärkt der Prä­ven­tion wid­men, zu der auch der Brand­mel­der in der eige­nen Woh­nung zählt. „Diese Heim­rauch­mel­der sind wich­tig“, so Hahn und berich­tet davon, dass 588 Ein­sätze durch auf­merk­same Nach­barn aus­ge­löst wur­den, die den „Haus­brand­mel­der“ in einer ande­ren Woh­nung hör­ten und die Feu­er­wehr alar­mier­ten. Der Koch­lap­pen auf der hei­ßen Herd­platte gehört anschei­nend immer noch zum All­tag der 2020er Jahre.

Gewalt gegen Rettungskräfte

Ein unan­ge­neh­mes Thema und von der Mehr­heit der Bun­des­bür­ger nicht nach­voll­zieh­bar, ist die Gewalt gegen Ret­tungs­kräfte. „Es ist in Düs­sel­dorf glück­li­cher­weise nicht so krass, wie in ande­ren Städ­ten“, weiß Dezer­nent Zaum zu berich­ten. Es sei eine Sel­ten­heit, dass Angriffe von Drit­ten kom­men. Angriffe von Drit­ten? Über­haupt gebe es jähr­lich 20 bis 30 Ereig­nisse, wo von Gewalt – ob ver­bal oder kör­per­lich – gespro­chen wer­den könne. Meis­tens sind es Betrof­fene, von denen bei­spiels­weise ein Fami­li­en­mit­glied die Ret­tungs­kräfte alar­miert habe, und das sich gegen den Trans­port ins Kran­ken­haus weh­ren würde.

Selbst in der Alt­stadt wäre ein Angriff sehr selten.

Pilot­pro­jekte

Apro­pos Alt­stadt: Dort wurde 2023 ein Sani­täts­dienst als Pilot­pro­jekt gestar­tet. „Erfolg­reich instal­liert“, wie Pres­se­spre­cher Tobias Schül­pen unter­streicht. Die­ser Sani­täts­dienst – bestehend aus zwei Sani­tä­tern – ist zu Fuß unter­wegs und des­we­gen halt sehr schnell am Ort des Gesche­hens und vor allen Din­gen mit weni­ger Auf­wand in den Gas­sen der Par­ty­zo­nen unter­wegs. Nun, nach einem Jahr, wird bei die­sem Thema eben­falls ein posi­ti­ves Fazit gezo­gen. Schül­pen: „Mit die­sem Pilo­ten sind wir auf der rich­ti­gen Seite. Wir hat­ten rund 70 Pro­zent weni­ger Ein­sätze mit dem Rettungswagen.“

Wäh­rend das eine Pro­jekt über das Test­sta­dium hin­aus­ge­gan­gen ist und als Erfolg ver­bucht wer­den kann, star­tet mit dem Akut-Kran­ken­trans­port­wa­gen (Akut-KTW) ein neuer Pilot. Bei einer Instal­lie­rung die­ses neuen Diens­tes soll ins­be­son­dere der Ret­tungs­dienst und der Not­arzt ent­las­tet wer­den. Hahn: „Wir erwar­ten eine dif­fe­ren­zier­tere Hil­fe­leis­tung.“ Bei einem Not­ruf soll die Leit­stelle nach einer Erst­ein­schät­zung den Ein­satz indi­vi­du­el­ler auf die ein­zel­nen Fahr­zeug­be­sat­zun­gen zu schnei­den kön­nen. Inwie­weit dabei AI oder eine Art von Tele Medi­zin als Hilfs­mit­tel genutzt wer­den, steht zwar noch in den Ster­nen, wird aber nicht ausgeschlossen.

Frei­wil­lige Feuwerwehr

Ob die Katze auf dem Dach, eine Ölspur auf der Straße oder ein Groß­brand, die Ein­woh­ner Düs­sel­dorfs hal­ten die 1.000 Flo­ri­ans­jün­ger, von denen täg­lich 200 Kräfte im Ein­satz sind, auf Trab. Doch es gibt Ereig­nisse, wo selbst diese Zahl nicht aus­reicht. Dann tritt die Frei­wil­lige Feu­er­wehr auf den Plan, deren Anzahl steigt und War­te­lis­ten ange­legt wer­den müs­sen. Zaum: „Das erfüllt mich mit Stolz, da die Zahl der Frei­wil­li­gen in ande­ren Berei­chen rück­läu­fig ist.“ Bei der Feu­er­wehr stieg diese dage­gen von 386 auf 414 Mit­glie­der aller Geschlech­ter. Die Bedeu­tung für die Pro­fis zeigte sich bei zwei Groß­brän­den in den ver­gan­ge­nen Jah­ren. Dank der Frei­wil­li­gen Feu­er­wehr habe man die Ereig­nisse in den Griff bekom­men. Zaum: „Da zeigte sich, wie wich­tig die Frei­wil­lige Feu­er­wehr ist.“

Pass­ge­nau stand dem­nach der Jah­res­be­richt 2023 unter dem Motto „Ehren­amts stark“. Pas­cal Sevens (37), haupt­be­ruf­lich Feu­er­wehr­mann, und neben­bei in der Frei­wil­li­gen eben­falls aktiv. „Ich wollte Men­schen hel­fen“, sagte er zu sei­nen Beweg­grün­den und bei der Frei­wil­li­gen schätzt er die bunte Mischung von Beru­fen und Men­schen. Eine Freun­din hatte Patrycja Ulrich vor 15 Jah­ren mit­ge­nom­men. „Ich bin dabei­ge­blie­ben“, sagt die 29-jäh­rige Indus­trie­kauf­frau. „Für mich ist meine Lösch­gruppe eine zweite Fami­lie geworden.“

Das Düs­sel­hoch­was­ser vor drei Jah­ren „war für mich prä­gend“, so Angelo Tim­mer­manns (21). Nur drei Stim­men von 414 Kräfte der Frei­wil­li­gen Feu­er­wehr in Düs­sel­dorf, die ihre Bestim­mung und Spaß bei einer gesamt­ge­sell­schaft­li­chen Auf­gabe gefun­den haben.