Fabian Zachel bei der heu­ti­gen Pressekonferenz

 

Von Man­fred Fammler

Mit Fabian Zachel an der Spitze will die SPD das Rat­haus zurück­ge­win­nen. Und wenn schon nicht als stärkste Frak­tion, somit aber mit dem 39-jäh­ri­gen Düs­sel­dor­fer im Chef­ses­sel. Er soll in der Direkt­wahl, sprich Per­so­nen­wahl, den der­zei­ti­gen OB Ste­phan Kel­ler in den vor­zei­ti­gen Ruhe­stand schicken.

Kein leich­tes Unter­fan­gen, denn schon in den letz­ten Wah­len stellte immer die stärkste Frak­tion den Ober­bür­ger­meis­ter, siegte also in der Stich­wahl. Der Grund: Ein Ober­bür­ger­meis­ter ohne Mehr­heit im Rat wurde frü­her als zahn­lo­ser Tiger bezeich­net, heute dage­gen als „lame duck“. Schließ­lich würde diese Kon­stel­la­tion bedeu­ten, ste­tig wech­selnde Mehr­hei­ten zu ver­wal­ten, zusam­men zu füh­ren oder inhalt­lich zu schei­tern. Alles mög­li­che Kon­se­quen­zen, die das Wahl­volk anschei­nend ablehnt und mit dem Argu­ment, die Stadt unre­gier­bar zu machen, schon so man­che Fehl­be­set­zung jah­re­lang auf den Chef­ses­sel lobte.

Doch nun den Blick in die Zukunft. Warum Zachel und nicht Kel­ler wäh­len? „OB Kel­ler fehlt der Blick für das Wesent­li­che.“ Der Amts­in­ha­ber sei ein Ver­wal­ter, der prüfe und prüfe. Er, Zachel, sei anders auf­ge­stellt. „Wir müs­sen Chan­cen ergrei­fen und mutig sein. Ich werde Dinge sel­ber anfas­sen.“ Ste­phan Kel­ler (CDU) schi­cke immer jemand ande­ren voran. „Ich habe von ihm noch nie eine poli­ti­sche Äuße­rung gehört, außer in der Opern­de­batte. Das ist defi­ni­tiv zu wenig für einen Oberbürgermeister.“

Ein wei­te­rer Punkt sei, dass er über eine hohe Wirt­schafts­kom­pe­tenz ver­füge, die Kel­ler nicht besitze. Der Amts­in­ha­ber besitze zwar eine Ver­wal­tungs­er­fah­rung, die gut und wich­tig sei, aber eine unter­neh­me­ri­sche Stra­te­gie habe Kel­ler nicht. Zu wenig, für einen Oberbürgermeister.

Neben den wirt­schaft­li­chen The­men gehör­ten Woh­nung und Mobi­li­tät eben­falls zu sei­nen Kern­the­men, stellte der 39-jäh­rige heraus.

Zu 100 Pro­zent steht er beim Thema Opern­bau zum Tenor sei­ner Par­tei. „Wir haben die Hand gereicht und gesagt, es gibt einen Deal.“ Düs­sel­dorf brau­che eine Oper, aber keine Oper für wenige, son­dern eine, die sich der freien Szene und jun­gen Men­schen öffne. Aber die Abma­chung beinhal­tet eben auch den Bau von 8.000 Wohnungen.

Zur Per­son: 1985 in Ober­bilk gebo­ren ist Fabian Zachel neben der Glas­hütte in Ger­res­heim auf­ge­wach­sen, Abitur machte er am Marie-Curie-Gym­na­sium, eben­falls in Ger­res­heim und – es ver­wun­dert nicht – er ist Mit­glied beim TuS Ger­res­heim, dem Hei­mat­ver­ein der All­ofs­brü­der. Poli­ti­sche Erfah­rung sam­melte er im Büro des SPD-Abtrün­ni­gen Tho­mas Gei­sel als per­sön­li­cher Refe­rent, wo er den Tour de France Auf­takt lei­tete. Zu die­ser Zeit und zu sei­nem Ver­hält­nis zum Ex-OB befragt, äußerte er sich distan­ziert, fast schon auf­ge­räumt. „Es ist acht Jahre her. Wir haben gegen­sei­tig Türen geöff­net und ich bin dann mei­nen Weg gegangen.“

Gestal­tungs­wille, die Stadt moder­ni­sie­ren, Unter­neh­mer­geist för­dern, eine Woh­nungs­markt­po­li­tik (als Ger­res­hei­mer natür­lich tief im Thema Glas­ma­cher­vier­tel invol­viert) für alle Geld­beu­tel („Kel­ler setzt auf andere Leute.“) und „kein Opern­haus im Sinne der Bon­ner Repu­blik“ – die Liste lässt sich belie­big fort­set­zen – all diese The­men möchte er „aktiv begeg­nen“. „Ich will nicht von der Sei­ten­li­nie Tipps geben.“

Zachel zeigte sich opti­mis­tisch, schließ­lich habe die SPD bei der Euro­pa­wahl nur zehn Pro­zent hin­ter der CDU gele­gen. Er will einen neuen Esprit in die Stadt brin­gen, Mut ver­sprü­hen und Men­schen mit­neh­men. „Ich werde auch dort­hin gehen, wo man nicht gerne hin­geht.“ Wo das sein wird, wird sich in dem kom­men­den Jahr bis zur nächs­ten Kom­mu­nal­wahl zei­gen. Des­we­gen zückte die SPD auch recht früh­zei­tig ihren Kan­di­da­ten aus dem Zylin­der. Er soll bekannt wer­den und die Wäh­ler von sei­ner Tat­kraft und sei­ner Wirt­schafts- und Sozi­al­po­li­tik überzeugen.

Aller­dings sollte er dann dar­auf ver­zich­ten, seine Kern­punkte von einem Tablet abzu­le­sen. Vor­ge­fasste Reden in der immer­glei­chen Into­na­tion ver­brei­ten weder Esprit noch Kom­pe­tenz, denn als Zachel frei­spre­chen konnte oder durfte, war sein Enga­ge­ment spür­ba­rer. Als Lei­ter Public Affairs des Flug­ha­fens sollte er dies können.

In den kom­men­den Mona­ten bis zur Kom­mu­nal­wahl im Herbst kom­men­den Jah­res wird sich zei­gen, ob seine Par­tei hin­ter ihm steht. Er jeden­falls stehe hin­ter der Par­tei. Aller­dings gilt es zu beach­ten, dass irgend­je­mand aus sei­nen Rei­hen sei­nen Namen als Spit­zen­kan­di­dat vor der offi­zi­el­len Prä­sen­ta­tion durch­ge­steckt und ihm damit den Über­ra­schungs­ef­fekt gestoh­len hat. Und die alte Tante Ess­peh­deh hat schon so man­chen Kan­di­da­ten vor die Wahl­urne lau­fen und zer­schel­len lassen.

Nun aller­dings zieht der All­tag in das Leben eines Spit­zen­kan­di­da­ten ein. Das Wahl­pro­gramm muss abge­stimmt, Ter­mine orga­ni­siert und wahr­ge­nom­men wer­den. „Ich habe schon jetzt keine Hoheit mehr über mei­nen Kalen­der“, schmun­zelte er. Und irgend­wann wird´s ernst. Nicht nur für Kel­ler und Zachel, schließ­lich schei­nen sich die Grü­nen in Düs­sel­dorf auf eine feste Fan­base stüt­zen zu kön­nen, die ebenso Anspruch auf den Pos­ten des Ver­wal­tungs­chefs unter­mau­ern könn­ten. Doch damit beschäf­tigt sich der inthro­ni­sierte SPD- Spit­zen­kan­di­dat erst gar nicht. „Mein Platz ist nach 2025 im Rat­haus“, sagt er selbst­be­wusst – am liebs­ten als Oberbürgermeister.