Von Manfred Fammler
Es ist ein Produkt von Vernunft und Gelegenheit. CDU, SPD und FPD wollen die neue Oper am Wehrhahn bauen. Das Gelände wird nun gekauft. Dabei war das Glück des einen, das Unglück des anderen.
Als Signa mit Rene Benko an der Spitze in die Insolvenz schlidderte, öffnete sich für die Stadt ein kurzes Zeitfenster, um das Gelände des „neuen Kaufhofs“ zu kaufen. Und die Stadt griff zu. OB Stephan Keller: „Es ergab sich eine einmalige Gelegenheit, das Grundstück zu erwerben und final auszuhandeln.“ Dieser zehnwöchige Prozess sei am Wochenende beendet gewesen, der Insolvenzverwalter habe zugestimmt. Dabei schien Signa, sprich der Verwalter der insolventen Firma, alle Bedingungen seitens Stadt erfüllen zu wollen. „Wir wollten exklusiv verhandeln“, betonte Keller und der Insolvenzverwalter kam dem Wunsch nach. Denn wäre das Grundstück auf dem freien Markt gekommen, hätte die Stadt wohl kaum Chancen gehabt, in dem möglichen Bietergefecht mitzuhalten. So aber ist nun der Weg frei für eine neue Oper – und mehr. „Wir können das gesamte Potenzial des Grundstücks nutzen“, freute sich der Oberbürgermeister, der ebenso darauf verwies, dass durch den Erwerb Kosten gespart werden. Eine Interimsspielstätte fällt weg (Kosten von bis zu 100 Millionen Euro), ebenso die Auslagerung des Fundus. Dagegen muss nun ein paar Jahre länger die marode Oper an der Heinrich Heine Allee gepimpt werden. „Pro Jahr stehen derzeit 1,5 Millionen Euro im Haushalt bereit“, sagte Kulturdezernentin Miriam Koch, eine Summe, die nun aufgestockt werden muss sowie die Wartungsintervalle erhöht werden müssen.
Das gesamte Potenzial des Grundstücks nutzen, in dieser Aussage steckt eine große Herausforderung. In einem ersten Schritt soll die Clara Schumann Musikschule eine Erweiterung erfahren. Dort stehen allein 2.000 Personen auf einer Warteliste. Ebenso soll der komplette Opernfundes von Rath an den neuen Standort ziehen, schließlich erhöht sich Fläche um ein Drittel von rund 6.000 auf dann rund 9.000 Quadratmetern. Doch das sind nur die ersten Überlegungen. Welches Kleid die „Oper für alle“ letztendlich tragen wird, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. 2032 soll der neue Kulturkomplex fertig sein. Keller: „Es wird keine Zeitverzögerung für den Opernneubau geben.“ Schließlich fangen die Stadtplaner im Rathaus nicht bei null an, da der Standort als Alternative zur Heine-Allee bereits angedacht worden war.
Doch bei der Vorstellung ergab sich ein sonderbares Bild. Eintracht zwischen der CDU, SPD und FDP erinnerten an die Aufbruchsstimmung in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts, als sich die „Fraktion Düsseldorf“ ebenfalls aus den drei genannten Parteien zusammenraufte und Düsseldorf auf ein neues Gleis hob. Diese Fraktion der Vernunft lobte Keller: „Die Stadt ist immer wieder in der Lage in Düsseldorf einer Fraktion Düsseldorf zusammen zu bringen.“ Hat man dann im Hinterkopf, dass die Verhandlungen, in der Parteien und Verwaltung beteiligt waren, bis zum finalen Abschluss nur zehn Wochen dauerten, in dem keine Partei eine Information an die Öffentlichkeit durchstach, grenzt dies in der heutigen Parteienlandschaft an ein kleines Wunder. „Wir setzen einen kräftigen städtebaulichen Impuls“, so der OB, der von einer „Innenstadtreparatur“ sprach.
Und die Parteien? Sie erhielten Gelegenheit, die Gründe für den Schulterschluss vorzustellen. Rolf Tups (CDU): „Es ist eine Kooperation der Vernunft. Der Mehrwert liegt in der Fläche und der Aufwertung der Schadowstraße.“ Markus Raub (SPD) machte deutlich: „Wir wollten keine Vereinbarung mit Signa schließen.“ Durch die größere Fläche seien nun mehr Möglichkeiten gegeben. „Dort kann etwas Gutes gelingen.“ Er wies aber ebenso darauf hin, dass der Wohnungsbau, die freie Szene sowie Kultur- und uns Bürgerhäuser mit in die Verhandlungen mit Stadt und den anderen Parteien miteinfloss. Manfred Neuenhaus (FDP) verwies auf die Gefahr, dass in Hofgarten Bäume gefällt werden müssten. „Wir glaubten von Anfang an daran, den Hofgarten schützen zu können.“ Die neue Oper werde die Stadt finanziell nicht schwächen. Er hoffe nun, dass die „Baumschützer zu Opernfans“ werden.
Wie geht´s weiter? Der Rat wird am Donnerstag mit der Mehrheit der drei Parteien den Neubau in die Wege leiten. Und obwohl Störfeuer bis harter Gegenwind aus allen Richtungen zu erwarten ist, scheint ein Hauch von Aufbruch und Zuversicht die Dreier-Kombi plus Oberbürgermeister zusammenzuschweißen. Es werden spannende Jahre und vielleicht steht am Ende statt der Adresse Wehrhahn 1 nur Opernplatz auf dem Straßenschild.