Wolf­gang Rol­s­ho­ven — Baas der Düs­sel­dor­fer Jon­ges — im sei­men Büro im Jon­ges Haus Foto: LOKALBÜRO

 

Von Gabriele Schreckenberg

Im gan­zen Land sind sie bekannt, die Düs­sel­dor­fer Jon­ges. 3.500 Mit­glie­der haben sie und sind ein rei­ner Män­ner­ver­ein. Die Frau­en­frage wird in die­sen Zei­ten heiß dis­ku­tiert, denn bis­her dür­fen Frauen nicht auf­ge­nom­men werden.

Die Mit­glie­der­zahl ist in den ver­gan­ge­nen zwölf Jah­ren gestie­gen, von knapp 2.450 auf 3.500. Und das in einer Zeit, wo Ver­eine über Mit­glie­der­schwund kla­gen. Was ist also das Geheim­nis der Jonges?

Ihr Zusam­men­halt, ihre Ziele, Düs­sel­dorf zu ver­schö­nern, instand zu hal­ten. Ob das Schau­spiel­haus, das Stän­de­haus, der Hof­gar­ten, die his­to­ri­schen Gas­la­ter­nen, ob Denk­mä­ler und Erin­ne­rungs­ta­feln quer durch die Stadt: Ohne die Jon­ges geht erst ein­mal nichts. In einem 240-Sei­ten-star­ken Buch namens „Sicht­bare Zei­chen der Düs­sel­dor­fer Jon­ges“ von 2022, erschie­nen im Gru­pello-Ver­lag, sind alle Pro­jekte auf­ge­führt, die die Jon­ges men­tal und finan­zi­ell unterstützten.

Vom Hand­wer­ker bis zum Topmanager

Die Jon­ges sind eine ein­ge­schwo­rene Gemein­schaft.  Sie stam­men aus 20 Natio­nen und 300 ver­schie­de­nen Beru­fen. Man kennt sich, man hält zusam­men. Stan­des­dün­kel gibt es nicht, vom Hand­wer­ker bis zum Top Mana­ger sind alle dabei. Die Alters­struk­tur ändert sich gerade,  man­chen Jon­ges sind Anfang 20, man­che an die 100 Jahre, wenn das Leben es gut mit ihnen meint. Social Media und KI sind The­men, der Ver­ein ver­jüngt sich. Was ein gutes Zei­chen ist.

Die Jon­ges gibt es seit 1932. Als sie gegrün­det wur­den, gab es das Wort „Netz­wer­ken“ noch nicht, sie haben es sicher erfun­den. Und wer ein­mal ein Jong ist, der bleibt bis zum Lebensende.

Die Jon­ges sind in etwa 60 Tisch­ge­mein­schaf­ten orga­ni­siert, in denen viele Freund­schaf­ten für’s Leben ent­stan­den sind. Sie tref­fen sich jeden Diens­tag gegen 20 Uhr zum Hei­mat­abend im Hen­kel Saal auf der Ratin­ger Straße in der Alt­stadt. Die Namen der Tisch­ge­mein­schaf­ten sind urig: Bloot­wosch-Gale­rie, Schnei­der Wib­bel, Brand­stif­ter, Jröne Jong – alles ist dabei.

Wie der Hei­mat­abend abläuft

Ab 19.30 Uhr strö­men die Jon­ges in den Hen­kel-Saal, etwa 300 bis 400 sind es fast immer, und sie neh­men Platz an ihren Tisch­ge­mein­schaf­ten. Zunächst gibt es ein gro­ßes Hallo, man kennt sich, man hat viel zu erzäh­len. Rhei­nisch halt.

Der Baas der Düs­sel­dor­fer Jon­ges, Wolf­gang Rol­s­ho­ven, ist der beste Netz­wer­ker der Stadt.  Man darf getrost sagen:  Er kennt alle. Sein Team und er lei­ten diese Abende. Was so leicht aus­sieht, ist harte Arbeit. Dazu gehö­ren Kon­takt­pflege, Kom­mu­ni­ka­tion über­all, wo sich Leute tref­fen. Das muss einem Men­schen liegen.

Wolf­gang Rol­s­ho­ven, Bank­di­rek­tor i.R., hat 2012 das Ehren­amt über­nom­men und die Jon­ges straff auf die Erfolgs­schiene geführt. Seine Mit­glieds­an­träge hat er stets dabei und reicht sie noch auf dem Ope­ra­ti­ons­tisch dem behan­deln­den Arzt an, bevor die Nar­kose wirkt. Und der Erfolg gibt ihm Recht. Abge­se­hen davon ist Wolf­gang Rol­s­ho­ven einer der bestan­ge­zo­gens­ten Män­ner der Stadt.

Bei jedem Hei­mat­abend gibt es zwei Vor­träge mit pro­mi­nen­ten Red­ne­rin­nen und Red­nern, bekann­ten Per­sön­lich­kei­ten, die sich auf der Bühne ein Stell­dich­ein geben. Politiker*innen, Sportler*innen, Pro­mi­nente, immer inter­es­sante Men­schen, die etwas zu sagen haben. Der Impuls­vor­trag dau­ert 15 Minu­ten, der anschlie­ßende Vor­trag eine halbe Stunde.

 Um 21 Uhr ist der Hei­mat­abend vor­bei, dann wird das Jon­ges Lied in drei Stro­phen im Saal gesun­gen, und spä­tes­tens bei der letz­ten Stro­phe, wenn die Jon­ges ein­mal kräf­tig auf den Tisch hauen, sind alle wie­der mun­ter, und die Leute von den Tisch­ge­mein­schaf­ten gehen noch woan­ders hin.

Die Zukunft sieht gut aus:  Jeden Monat erscheint die Ver­eins­zeit­schrift „Das Tor“ mit aktu­el­len Bei­trä­gen vom erfah­re­nen Redak­ti­ons­team. Der­zeit wird das Jon­ges Haus saniert, die Mit­glie­der­zahl steigt wei­ter, die Jon­ges sind tra­gende Säule in der Kom­mu­nal­po­li­tik. Wenn der Baas Wolf­gang Rol­s­ho­ven, den alle Rolli nen­nen, Ende April 2025 sein Ehren­amt wei­ter­gibt, wer­den Trä­nen ver­gos­sen. Denn er ist ein ech­tes Ori­gi­nal – und ein Düs­sel­dor­fer Jong.

 

Auch Minis­ter­prä­si­dent Hen­drik Wüst besuchte die Düs­sel­dor­fer Jon­ges Foto: LOKALBÜRO