Von Manfred Fammler
Es war ein Großaufgebot verschiedenster Kompetenzen, das sich im Rathaus versammelt hatte, um eine Absichtserklärung zu unterschreiben. Der Tenor: Mehr Sicherheit und Sauberkeit im Düsseldorfer Bahnhofsumfeld, wobei der stadtweit bekannte Worringer Platz nur ein Problemfeld darstellt. Nun steht der Schulterschluss von Stadt, Polizei und Bundespolizei bevor.
Vorab: Niemand kann behaupten, Polizei und Stadt verschließen die Augen vor dem „Lost Place“ Worringer Platz. Doch wo die Maßnahmen der Polizei enden, sollten eigentlich die Aufgaben von Streetworkern beginnen. Das war bisher nicht der Fall. Es fehlte schlichtweg an der Vernetzung und damit an einer zielgerichteten Übergabe betroffener Personen wie Drogenabhängiger an die Hilfsangebote der Stadt. Das scheiterte bislang sogar daran, dass es keine Telefonnummer oder keinen akuten Ansprechpartner gab. „Wir haben vieles getan, doch wir mussten erkennen, dass wir das allein nicht können“, gestand Polizeipräsidentin Miriam Brauns, obwohl schon über 8.000 polizeiliche „Präsenzstunden“ in diesem Jahr zusammenkamen. „Und das Jahr ist noch nicht vorbei“, fügte Thorsten Fleiß, Leiter der Polizeiinspektion Mitte, hinzu. Die Vernetzung soll nun nachgeholt werden. „Die Kooperationspartner können Hilfestellung leisten“, so Fleiß weiter.
Jede der drei Fraktionen soll nun ihre Stärke einbringen – zum Wohle der Anwohner und der Menschen, die den Worringer Platz im gewollten Sinne nutzen. Der Abriss des Glaskastens war dabei nur ein Schritt. Ein weiterer soll eine Weiterentwicklung des Hotels Friends darstellen. „Wir haben das Hotel übernommen und wollen dort ein neues Integrationsprojekt starten“, sagte Miriam Koch, Dezernentin für Integration und Kultur.
„Wir müssen neue Wege und neue Lösungen für die Sicherheit und Sauberkeit in der Stadt finden“, forderte Oberbürgermeister Stephan Keller, nachdem er gemeinsam mit Polizeipräsidentin Brauns und Helge Scharfscheer, Vizepräsident der Bundespolizeidirektion St. Augustin, die Absichtserklärung unterzeichnet hatte. Letzterer hofft nun durch die „ganzheitliche Betrachtung des Bahnhofs, dass die Maßnahmen wirkungsvoller, weil verzahnter werden.“
Beim Bahnhofsumfeld darf der Hauptbahnhof nicht vergessen werden. Rund 250.000 Menschen gehen täglich an der Zentralstation ein und aus. 2023 stellte die Bundespolizei dort einen starken Anstieg von Gewaltkriminalität fest. Bei der Frage nach den Tätern skizzierte Silke Bußkamp, Bahnpolizei Düsseldorf, die Hauptprobleme. „Wer begeht die Taten? Woher kommen die Täter? Welche Menschen sind unterwegs? Man weiß es nicht. Wir müssen analysieren.“ Eine durchaus nachvollziehbare, wenn auch nicht verifizierte Möglichkeit brachte dafür Thorsten Fleiß ins Spiel und verwies auf die erfolgreiche Präsenz im Düsseldorfer Amüsierviertel. „Wir stellen eine deutliche Verlagerung von der Altstadt in Richtung Bahnhof fest.“ Er stellte fest, dass „alles vernetzt werden“ müsse, erkannte dabei aber auch die um ein Vielfaches größere Fläche im Vergleich zur Altstadt an. „Das Bahnhofsumfeld umfasst rund 80 Straßen.“ Wobei OB Keller die Fläche präzisierte: „Von der B8 bis zur Oststraße und von der Erkrather- bis zur Hüttenstraße, der Oberbilker Markt gehört ebenfalls dazu.“
„Steigende Sicherheit vor Ort, ein besseres subjektives Sicherheitsempfinden, Sauberkeit und Aufenthaltsqualität, eine Erweiterung der sozialen und gesundheitlichen Hilfsangebote“ – OB Keller hätte die Aufzählung für die Anwohner der betroffenen Gegenden beliebig fortsetzen können. Aufgaben und Ideen, mit denen sich das Ordnungsamt und seine „Streetworker“ auseinandersetzen müssen. „Es gibt nicht die eine Lösung oder den einen Ansatz“, so Ordnungsdezernent Christian Zaum. „Es wird Maßnahmen geben, die wir auch mal ausprobieren müssen.“ Er wolle sich den Problemen allerdings „entscheidungsfreudig“ stellen.
Nun sollen die Daten, Erfahrungen und Ansätze zusammengetragen werden. Ergebnisse werden 2028, so Polizeipräsidentin Brauns, vorgestellt. Solange will OB Stephan Keller nicht warten. Aktionen, Einsätze und Datenanalysen soll es natürlich jetzt schon geben, doch bedarf es angesichts der Problemlage Geduld. Es sei ein langer Prozess, sprach von einem Kraftakt und versprach: „Das Bahnhofsumfeld besitzt jetzt unsere Aufmerksamkeit.“ So war die Unterschriftenaktion – wenn auch nur symbolisch – vielleicht ein guter Auftakt.