Die­ser junge Igel wiegt weni­ger als 500 Gramm und wird im Tier­schutz­zen­trum Wei­de­feld des Deut­schen Tier­schutz­bun­des auf­ge­päp­pelt.
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Der Deut­sche Tier­schutz­bund appel­liert an alle Tier­freunde, tags­über aktive Igel beson­ders im Blick zu haben. Auf­grund des Insek­ten­rück­gangs, der ins­be­son­dere durch ver­än­derte Lebens­räume, Pes­ti­zide und den Kli­ma­wan­del aus­ge­löst wurde, fin­den viele Igel kaum noch art­ge­mäße Nah­rung. Viele die­ser Tiere erkran­ken oder sind unter­ge­wich­tig. Ohne Unter­stüt­zung von Tier­freun­den haben sie kaum eine Chance, den Win­ter zu überleben.

„Neben dem Stra­ßen­ver­kehr und dem Ver­lust von Lebens­raum hat der Insek­ten­rück­gang, bei­spiels­weise durch den ver­stärk­ten Ein­satz von Pes­ti­zi­den und die Fol­gen des Kli­ma­wan­dels, dra­ma­ti­sche Aus­wir­kun­gen auf die Igel­po­pu­la­tion. Jün­gere Tiere lei­den häu­fig unter Unter­ge­wicht und Para­si­ten­be­fall. Sie schaf­fen es oft nicht, sich aus­rei­chend Fett­re­ser­ven für den Win­ter anzu­fres­sen. Wer­den sie nicht zuge­füt­tert und/oder tier­ärzt­lich behan­delt, über­le­ben sie die Win­ter­mo­nate nicht“, sagt James Brück­ner, Lei­ter des Refe­rats Wild­tiere beim Deut­schen Tierschutzbund.

Unter­ge­wich­tige und kranke Jungtiere
In Wild­tier­auf­fang­sta­tio­nen nimmt die Zahl der zu betreu­en­den Igel zu. Auch das Tier­schutz­zen­trum Wei­de­feld des Deut­schen Tier­schutz­bun­des erhält der­zeit ver­mehrt Anfra­gen von besorg­ten Tier­freun­den, die um Auf­nahme auf­fäl­li­ger Igel bit­ten. Oft­mals wie­gen auf­ge­fun­dene Tiere deut­lich unter den emp­foh­le­nen 500 Gramm, die ein Jung­igel bis Anfang Novem­ber errei­chen sollte, um genug Reser­ven für den Win­ter­schlaf zu haben – aus­ge­wach­sene Igel soll­ten dann 1000 Gramm wie­gen. Hinzu kom­men Igel mit mas­si­vem Para­si­ten­be­fall, die zunächst tier­me­di­zi­nisch ver­sorgt wer­den müs­sen. „Besorg­nis­er­re­gend ist, dass immer mehr kranke Igel abge­ge­ben wer­den, die nicht nur gepäp­pelt, son­dern lang­fris­tig behan­delt wer­den müs­sen“, sagt Patrick Bon­court vom Tier­schutz­zen­trum Weidefeld.

Kli­ma­wan­del und Pes­ti­zide belas­ten die Igelpopulation
Die Ursa­chen für den schlech­ten Zustand vie­ler Igel lie­gen im Rück­gang der Insek­ten­be­stände, der durch den Ein­satz von che­mi­schen Mit­teln in der Land­wirt­schaft und den zuneh­mend mil­den Win­tern beschleu­nigt wird. Statt Insek­ten, wie Lauf­kä­fer und Schmet­ter­lings­lar­ven, fres­sen sie ver­mehrt Schne­cken und Wür­mer, die Krank­heits­er­re­ger in sich tra­gen, gegen die das Immun­sys­tem der Igel nicht aus­rei­chend gewapp­net ist. Das führt zu einer Aus­brei­tung ver­schie­de­ner Krank­hei­ten unter den Tie­ren. Auf­ge­räumte Gär­ten, in denen Igel weder Unter­schlupf noch Nah­rung fin­den, sowie der Ein­satz von Mäh­ro­bo­tern gefähr­den die Sta­chel­tiere zusätz­lich. Nicht zuletzt wer­den Hun­dert­tau­sende jedes Jahr überfahren.

Hilfe für schwa­che und kranke Igel
Der Deut­sche Tier­schutz­bund rät Fin­dern, Igel mit star­kem Para­si­ten­be­fall oder Sym­pto­men wie Hus­ten einem Tier­arzt vor­zu­stel­len. Beson­ders auf­merk­sam soll­ten Tier­freunde wer­den, wenn sie die nor­ma­ler­weise nacht­ak­ti­ven Tiere tags­über sehen. In die­sen Fäl­len lohnt ein Blick auf die Waage: Wiegt ein jun­ger Igel nur knapp unter 500 Gramm und ist augen­schein­lich gesund, kann man ihm über eine Zufüt­te­rung mit Nass­fut­ter für Kat­zen und Was­ser hel­fen. Im Zwei­fel sollte das wei­tere Vor­ge­hen mit einer qua­li­fi­zier­ten Auf­fang­sta­tion oder dem Tier­heim abge­spro­chen werden.