Im Foyer des Schauspielhauses Düsseldorf fand am Sonntag, 24. November 2024, eine wichtige Veranstaltung zum Thema “Gegen Gewalt an Frauen und Mädchen mit Behinderungen” statt. Anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen und Mädchen 2024 hatte das Amt für Gleichstellung und Antidiskriminierung gemeinsam mit dem Amt für Soziales und Jugend, dem Behindertenrat und dem Schauspielhaus Düsseldorf ein Programm gestaltet, das von rund 60 Interessierten sehr positiv aufgenommen wurde.
Nach einem Grußwort von Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller, das per Video übermittelt wurde, und Begrüßungen durch die Veranstalterinnen Elisabeth Wilfart (Gleichstellungbeauftragte), Sabine Humpert-Kalb (Vorsitzende Behindertenrat) und Moderatorin Laura Chlebos (Amt für Gleichstellung und Antidiskriminierung) boten renommierte Referentinnen vielfältige Beiträge. Karin Heisecke, Sozialwissenschaftlerin und Expertin des Europarats, erläuterte eindringlich, dass die Istanbul-Konvention, das Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt, mit ihrer Ratifizierung 2018 in Deutschland, ein essenzielles Werkzeug zur Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt darstellt, aber es an der flächendeckenden Umsetzung immer noch mangelt. Sie lobte dennoch die Kommunen, die durch die Einrichtung von Koordinierungsstellen vor Ort in der Realisierung der Istanbul-Konvention deutlich weiter seien als die Bundesregierung – so auch die Landeshauptstadt Düsseldorf.
Claudia Seipelt-Holtmann, Gründerin und langjährige Sprecherin des Netzwerks Frauen und Mädchen mit Behinderung/chronischer Erkrankung NRW, beleuchtete in ihrem Vortrag “Barrieren schützen Täter” die strukturellen Hürden, die Betroffene noch immer daran hindern, die angemessene Unterstützung sowie Schutz zu erhalten. Sie empörte sich darüber, dass Frauen und Mächen mit Behinderung, das Recht auf Intimität und ein eigenes Sexualleben abgesprochen werde. Dies führe dazu, dass sie keine wirkliche sexuelle Aufklärung erhielten und so nur schwer ein Gefühl für die eigenen Grenzen entwickeln könnten. So steige das Risiko für gewaltvolle Grenzüberschreitungen und sexualisierte Gewalterfahrungen.
Im Anschluss fanden Gesprächsrunden mit Expertinnen aus Düsseldorf statt. Daniela Lenz, Peer-Beraterin bei der Lebenshilfe, Pia Busch und Anna Gräser von ProMädchen Mädchenhaus e.V. sowie Karoline Werner von Gebärdenfunken lieferten Einblicke in Ihre Arbeit und beleuchteten Lücken im bestehenden Gewalthilfesystem. Moderiert wurden die Talks von Vertreterinnen des Behindertenrats.
Veranstaltung mit Signalwirkung
Das Publikum setzte mit eigenen Statements wichtige Akzente und es wurde deutlich, dass bezüglich der Thematik viel Austauschbedarf sowie nach wie vor eine erhebliche Umsetzungslücke besteht. Die Veranstaltung zeigte, wie wichtig es ist, die vorhandenen Synergien zu nutzen und gemeinsam mit den Betroffenen Formate und Inhalte zu entwickeln. Der vergangene Sonntag markiert einen Auftakt zu einer vertieften zukünftigen Zusammenarbeit der beteiligten Kooperationspartnerinnen.