Von Manfred Fammler
Die jüngsten Ereignisse bei der versuchten Entmietung eines Wohnhauses an der Bankstraße in Golzheim haben bei Oberbürgermeister Stephan Keller Spuren hinterlassen. „Hier wird mit kaltem Herzen eine Verdrängungspolitik gemacht“, so der OB. Deswegen will er eine 15-köpfige Taskforce für mehr Mieterschutz ins Leben rufen. Das versprach er bei seiner jährlichen persönlichen Bilanz vor Journalisten.
Er selbst sei „ein großer Fan des privaten Eigentums“ und wolle nicht regulierend in den Wohnungsmarkt eingreifen. „Trotzdem bin ich wirklich in den letzten Wochen, auch durch sehr beeindruckende Schilderungen über das, was in unserer Stadt los ist, zu dem Ergebnis gekommen, dass da draußen auch Akteure unterwegs sind, die mit unlauteren Mitteln sozusagen Mieter aus ihren Wohnungen verdrängen.“ Sanierung, energetischer und barrierefreier Umbau seien wichtig. Dementsprechend müsse ein Eigentümer eine Modernisierung betreiben dürfen. „Aber was nicht geht, sind wirklich unfaire Praktiken, die ausschließlich darauf abzielen, Mieter aus ihren Wohnungen zu drängen, durch vorgeschobene Sanierungen, durch schikanöse Bauarbeiten.“ Und da habe die Stadt mit der Wohnungsaufsicht ein Instrumentarium, um eingreifen zu können. Dieses soll nun um zwei Ermittlungsteams zu jeweils sieben Personen aufgestockt werden, die technisch und sozial ausgebildet sein sollen. Wenn also der Verdacht vorliegt, dass eine Sanierung „mit kaltem Herzen“ erfolgt, sollen die Teams ausrücken, um vor Ort zu überprüfen und zu recherchieren, ob eine Entmietung stattfindet oder wirklich eine notwendige Modernisierung angezeigt ist. Betroffene können sich in solchen Fällen bei der Stadt melden. Bisher gebe es nur eine „Funktionsadresse“, an die geschrieben werden kann. Nun aber soll am Ende der digitalen Leitung tatsächlich jemand sitzen.
Die Stadt habe Maßnahmen, um gewissen Prozessen entgegenzuwirken. Schließlich bedürfe es Genehmigungen für Umbauten oder Sanierungen, die nun intensiver überprüft werden sollen. Allerdings bewege sich die Stadt dabei „auf einem schmalen Grat“, wie Keller konstatierte.
Veränderungen zeichnen sich auch bei der Umgestaltung des Konrad-Adenauer-Platzes (KAP) ab, also dem Vorplatz des Hauptbahnhofs. Die Stadt steht in Gesprächen mit dem Land, das alte Gebäude des Finanzamtes Düsseldorf-Mettmann an der Harkortstraße zu kaufen. Dort soll dann ebenerdig eine Fahrradstation und darüber das Gesundheitsamt einziehen, das jetzt noch an der Kölner Straße in Oberbilk residiert. An dessen Stelle, so der Plan des Oberbürgermeisters, sollen Wohnungen entstehen. Apropos Wohnungen: Zufriedenheit zeigte Keller darüber, dass das Glasmacherviertel in Gerresheim mit der LEG „in den Händen einer Gruppe ist, der wir mehr vertrauen können als der Adler-Gruppe.“ Auch beim Grand Central hinter dem Hauptbahnhof erwarte er noch in diesem Jahr einen Fortschritt und verwies in diesem Zusammenhang auf das Projekt „Benrather Gärten“, den ehemaligen Nirosta-Standort an der Hildener Straße, wo sich Bewegung abzeichne. 8.000 Wohnungen („Wir sind in der letzten Zeit gut darin.“) bleiben also auf der Agenda – noch offen.
Fahrspur gesperrt, Brücke geschlossen – die Düsseldorfer Brückenfamilie bleibt ein leidiges Thema, das freilich sehr teuer werden kann. Dabei im Fokus: die Südbrücke (oder Kardinal-Frings-Brücke) und die Theodor-Heuss-Brücke, deren Neubau bereits beschlossene Sache ist, damit schwere Lkw wieder durch die Stadt über die Johannstraße rollen können. Die Baukosten hätte derzeit allein die Stadt zu tragen. Obwohl diese nicht abschätzbar sind, wie beim Opernhaus, dürfte mit mindestens 400 Millionen Euro gerechnet werden – der Deckel in Heerdt noch obendrauf. „Nur für Pkw würde die Brücke bestimmt noch 40 bis 50 Jahre halten“, sagte Keller. Eine Lkw-taugliche Brücke gehört jedoch zum „wirtschaftlichen Klima“ der Stadt. Er wünsche sich jedoch von der neuen Bundesregierung eine Förderung durch den Bund, der etwa einen Infrastrukturfonds einrichten könnte.
Bei der Wirtschaftsförderung vergibt der Oberbürgermeister Bestnoten. Er verwies auf Rekordeinnahmen bei der Gewerbesteuer im letzten Jahr und die Neuansiedlung von Unternehmen wie Klöckner sowie den Ausbau des Standortes Düsseldorf durch Toshiba und Hyundai. Als Gründe nannte er: verlässliche Steuerpolitik als planbare Größe, die hohe Lebensqualität der Stadt, den „hochattraktiven Bürostandort“ mit hochmodernen Büroräumen, das internationale Engagement und den damit verbundenen professionellen Auftritt „wie keine andere Stadt“ sowie „die leistungsfähige Verwaltung“, ohne die auch die aktuelle Vallourec-Lösung oder der Kauf des neuen Opernhausstandorts nicht zustande gekommen wären.
Was war noch 2024? Spiegelstrichartig zählte OB Keller auf: Operndeal, 140 Millionen Euro für den Wohnungsbau, Masterplan für die Freie Szene, Ausbau von Bürgerhäusern, Stadtteilbibliotheken und Glasfaserangebot, mehr Geld für Erzieherinnen und Erzieher, die Kinderschutzambulanz rund um die Uhr, den Ausbau der Freifläche an der Messe für Konzerte ab dem nächsten Sommer sowie die Sauberkeits- und Sicherheitsinitiative im Bahnhofsumfeld und am Worringer Platz.
„Es war ein sehr, sehr gutes Jahr. Ein Jahr der großen Entscheidungen“, resümierte Oberbürgermeister Stephan Keller, wobei natürlich nicht alles zur vollen Zufriedenheit ausgereizt sein könne. Stichwort Sauberkeit: „Zufrieden bin ich hier noch nicht.“
Mit drei persönlichen Appellen ging er dann noch einmal in die Offensive: „Keine Toleranz gegenüber den Feinden der Demokratie. Solidarität und Unterstützung für die Ukraine. Antisemitismus hat keinen Platz in Düsseldorf.“ Beim letzten Punkt würde er gerne ein breites Bündnis in der Stadt ins Leben rufen – getragen von Firmen, Organisationen und Vereinen.
Im September des kommenden Jahres werden alle Düsseldorfer mit einem Kreuz auf dem Wahlzettel ihre Meinung kundtun. Dass die Bundestagswahl durch die Berliner Ampel von der Kommunalwahl entkoppelt wurde, erschreckt Keller nicht. Denn so mancher Platz im Rathaus wurde schon durch einen bundesweiten Trend errungen – oder verloren. „Nun stehen kommunalpolitische Themen im Vordergrund.