VonGabriele Schreckenberg
Beide sind angehende Architektinnen und haben ihr Herzblut in das Projekt „Umgestaltung des Kaiserswerther Markts“ gesteckt. Ihr Dozent, Dr. Just Gérard, hatte mit ihnen vor einer ganzen Weile einen Ausflug zum Kaiserswerther Markt unternommen, den die beiden zunächst nicht als typischen Marktplatz identifizieren konnten.
Doch die Idee, ein Konzept zur Umgestaltung zu entwickeln, begeisterte sie, und sie begaben sich im März 2024 ans Werk.
Das Ergebnis von drei Monaten harter Arbeit – zum Teil mit Nachtschichten – umfasste etwa 200 Seiten PowerPoint-Präsentation und ein selbst gebautes Modell, das Carla Heller und Diana Zimin am 12. Dezember im Museum Kaiserswerth vorstellten. Das Thema war Inhalt ihrer Bachelorarbeit, die von ihrem Dozenten Dr. Just Gérard beurteilt und benotet wurde. Etwa 70 Menschen folgten der Einladung des Heimat- und Bürgervereins Kaiserswerth. Dr. Gérard, stellvertretender Vorsitzender des HBV, ermöglichte es den angehenden Architektinnen, die Museumsräume während der Planungsphase zu nutzen.
Befragung der Kaiserswerther stand am Anfang
Carla Heller und Diana Zimin wollten sich zuvor ein Bild machen: Was finden die Leute vor Ort gut? Was muss geändert werden? 100 Menschen wurden in neun Punkten befragt. Interessant: Die 60- bis 70-Jährigen zeigten das größte Interesse an der Umgestaltung, während die 30- bis 40-Jährigen am wenigsten Interesse hatten.
Ob der Kaiserswerther Markt familienfreundlich sei? Nein. Ob der Bodenbelag gut sei? Nein. Ob er ein Lieblingsort der Menschen sei? Es gebe noch andere. Der Wunsch nach weniger Autos und Parkflächen zog sich wie ein roter Faden durch die Antworten.
Es gibt viel zu tun
Beiden jungen Frauen gefiel die Sichtachse zum Rhein nicht. Zugestellt von zu vielen Pkw, bietet der Markt nur sehr eingeschränkten Platz, was die Aufenthaltsqualität stark beeinträchtigt. Barrierefreiheit herrsche auf dem gesamten Platz ohnehin nicht, da die Gastronomie allen Platz beanspruche.
Ein wichtiger Punkt in der Planung ist, dass der Marktplatz eben und ohne Erhöhungen gestaltet werden soll.
Dass pro Tag 3.000 Autos um den Marktplatz fahren, überraschte nicht nur die beiden jungen Frauen. Sie fanden heraus, dass jeder vierte Autofahrer, der nach Kaiserswerth kommt, einmal um den Markt kurvt. Ob wegen der fußläufigen Nähe zum Einzelhandel, zur Gastronomie oder wegen Parkplatzmangels, konnte nicht geklärt werden. Dadurch entsteht jedoch eine extrem hohe Lärmbelastung von bis zu 70 Dezibel für die Anwohner*innen, die gesundheitsschädlich ist.
Verbesserungen
Wie kann der Standort aufgewertet werden? Wie kann soziales Leben in einem grünen und autofreien Umfeld geschaffen werden? Die Analyse der beiden jungen Frauen fokussierte sich besonders auf die ökologischen Aspekte. Der Markt soll autofrei werden; die Pkw könnten im nahe gelegenen Feuerwehrhaus auf der Friedrich-von-Spee-Straße abgestellt werden. Bis zu 68 Autos können hier parken.
Die alte Feuerwache soll aufgehübscht und mit einer grünen Fassade versehen werden. Ein Bürgerbus, der bisher im Stadtnorden fehlt, könnte immobile Besucher*innen von der Feuerwache zum Kaiserswerther Markt bringen. Beide Frauen waren überrascht, dass es einen solchen Bürgerbus, der von Ehrenamtlichen gefahren wird, bisher nicht gibt. Es solle dafür feste Fahrpläne geben.
Auch dem Einzelhandel werde, so Dr. Gérard, durch autofreie Straßen geholfen. Wenn Autos die Sicht nicht mehr versperren und alles luftiger wird, werde mehr gekauft.
Kaiserswerther Sessel aus mobilen Einzelteilen sollen zum Verweilen auf dem Platz einladen. Diese Sessel ähnelten in der Präsentation den Bänken vor Breuninger am Kö-Bogen in Düsseldorf. Eine ältere Dame bat aus Bequemlichkeitsgründen um Lehnen an den Kaiserswerther Sesseln.
Pavillons als Achse zum Rhein sollen gebaut werden, die als zentrale Anlaufstelle für Touristen dienen. Ob am Rheinufer breite Treppen entstehen, die die Aufenthaltsattraktivität erhöhen, müsse diskutiert werden. Möglicherweise, so die beiden Frauen, könne die Lärmbelastung bis in die späten Abendstunden zu hoch werden.
Ganz viel Grün und Hochbeete
Auch die Anwohner*innen des Kaiserswerther Markts sollen vom üppigen Grün profitieren und beim Blick hinaus Flora und Fauna genießen können. Hochbeete, die vermietet werden können, sollen geschaffen werden. Eine Spielwiese für die Kleinsten, eine Rundbank um den Bücherschrank und eine Kaiserswerther Bühne für Veranstaltungen sind vorgesehen.
Poller, die komplett absenkbar sind, sollen den Verkehr von 22 Uhr bis 6 Uhr vollständig raushalten. Nur die Arztpraxen am Markt müssen erreichbar bleiben.
„Wir sollten Kaiserswerth neu denken und nicht zu einem Museum machen“, betonte Dr. Just Gérard.