![Rheinbahn-Vorstand Michael Richarz und Monika Piasetzky (Vorsitzende Tierschutzverein Düsseldorf) stellen das Taubenhaus vor und erläutern die zukunftsweisende Lösung, die Schutz für Mensch und Taube bietet.](https://www.lokalbuero.com/wp-content/uploads/2025/02/Tauben_Richarz_-Piasetzky.jpg)
Rheinbahn-Vorstand Michael Richarz und Monika Piasetzky (Vorsitzende Tierschutzverein Düsseldorf) stellen das Taubenhaus vor und erläutern die zukunftsweisende Lösung, die Schutz für Mensch und Taube bietet.
Schon vor rund 6.000 Jahren wurde die Felsentaube im alten Ägypten domestiziert. Sie diente als Nahrung und zur Übermittlung von Botschaften. Als Bote der Götter und als Symbol des Friedens wurde die Felsentaube und deren Nachfahren, die Haustauben, jahrtausendelang verehrt. Es entstanden weltweit zahlreiche Haustaubenrassen. Aus Botentauben wurden „Brieftauben“.
Stadttauben: Gebäude statt Felsen
Doch es gibt auch eine problematische Seite im Zusammenleben von Mensch und Taube: Aus einigen der heute noch an Steilküsten lebenden Felsentauben und entflogenen Haustauben entstanden die Stadttauben. Diese sind – wie ihre wilden Vorfahren – Höhlenbrüter, bauen ihre Nester also an steilen Felsen. In den modernen Städten finden sie an Hochhäusern, Kirchen, unter Brücken, in Bahnhöfen und in großen Hallen Ersatz für steile Felsen. Sie finden dort Schutz, Nistmöglichkeiten und Nahrung. Da sie Getreide lieben, kommen ihnen zum Beispiel weggeworfene Backwaren gerade recht. Sie besiedeln Städte oft in großer Zahl. So kommt es zu Konflikten mit den Menschen, denn die Ausscheidungen der Tauben können Stein und andere Oberflächen nachhaltig schädigen. Da die Tiere sich oft von Abfall ernähren, können sie auch Infektionen übertragen.
Auch die Rheinbahn ist betroffen
Stadttauben dringen in der jüngeren Vergangenheit zunehmend in die großen Werkstatt- und Abstellhallen im Betriebshof Lierenfeld ein. Sie verschmutzen die Hallen und beeinträchtigen dadurch das Arbeitsumfeld der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter massiv. Rheinbahn-Vorstand Michael Richarz drängte auf eine zügige Lösung des Problems. Nach Gesprächen mit den Verantwortlichen der Rheinbahn-Werkstätten, dem Betriebsrat und einem Mitarbeiter, der seit über 50 Jahren Erfahrungen mit Brieftauben gesammelt hat, sowie dem Düsseldorfer Tierschutzverein wurde beschlossen, das Taubenproblem nach dem sogenannten „Augsburger Modell“ anzugehen.
Wie hält man die Tauben von den Hallen fern?
Das „Augsburger Modell“ geht auf die Bedürfnisse der Tauben ein. Sie suchen in den Gebäuden vor allem Nist- und Ruheplätze und Schutz vor Fressfeinden – also Greifvögeln wie Wanderfalken und Habichten, zudem Katzen und einigen anderen Beutegreifern. Diese Bedürfnisse werden durch eine eigens für die Tauben errichtete Behausung erfüllt. Nehmen sie diese an, werden sie dort standorttreu. Wenn sie in diesem Taubenhaus auch noch regelmäßig Futter und Wasser erhalten, verlieren sie den Drang, andere Gebäude aufzusuchen.
Technisch moderne, hygienische und tierschutzgerechte Lösung
Am Rand des Betriebshofgeländes der Rheinbahn in Düsseldorf-Lierenfeld hat die Rheinbahn ein massives Holzhaus gebaut, auf Punktfundamenten mit einem Bodenabstand von 50 Zentimetern, so, dass keine Ratten, Mäuse und andere unerwünschte „Gäste“ Zugang oder Unterschlupf finden. Das Haus bietet Platz für mehr als 100 Tauben. Die Inneneinrichtung besteht aus Bruthöhlen und Sitzplätzen, unter denen durch Motoren getriebene Kotbänder laufen. Diese sorgen täglich für eine rückstandsfreie Beseitigung des Kotes. Der Strom für die Motoren wird durch eine auf dem Dach montierte Photovoltaik-Anlage erzeugt.
Seit Anfang Februar werden die Tauben in den Werks- und Abstellhallen mittels Lebendfallen eingefangen und in das Taubenhaus gebracht. Dort bleiben sie für rund drei Monate, damit sie sich eingewöhnen und mit dem Nestbau beginnen. Ein spezieller, großer Eingewöhnungskäfig am Taubenhaus sorgt dafür, dass die Tauben ihr neues Zuhause kennenlernen und Licht, Luft und Sonne genießen können.
Rheinbahnerinnen und Rheinbahner betreuen die Tauben
Die tägliche Pflege der Tauben übernehmen tierliebe Rheinbahnerinnen und Rheinbahner, die sich freiwillig dafür gemeldet haben. Sie werden auch den Großteil der Eier durch Kunststoff-Attrappen ersetzen, so dass sich der Bestand der Tauben allmählich reduziert. Die Erfahrungen an anderen Standorten von Taubenhäusern zeigen, dass andere Stadttauben in das Taubenhaus folgen, wodurch der Bestandsdruck auch in der weiteren Umgebung nachlässt.
Bedürfnisse von Mensch und Tier erfüllt
Rheinbahn-Vorstand Michael Richarz zeigt sich sehr zufrieden mit dem Ergebnis der gemeinsamen Bemühungen: „Wir haben eine Lösung gefunden, die unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nachhaltig vor den Verschmutzungen durch die Hinterlassenschaften der Stadttauben schützt. Gleichzeitig entspricht das Taubenhaus den Bedürfnissen der Tauben und erfüllt alle Rahmenbedingungen des Tierschutzes. Ich bedanke mich herzlich bei allen, die mitgewirkt und zu diesem hervorragenden Ergebnis beigetragen haben. Wir setzen mit dem Taubenhaus Maßstäbe, die auch als Muster für andere dienen können.“
Monika Piasetzky, die Vorsitzende des Tierschutzvereins Düsseldorf, ergänzt: „Ich freue mich, dass die Rheinbahn eine so zukunftsweisende Lösung gefunden hat, um den Konflikt zwischen Mensch und Stadttaube zu befrieden – zumindest im Umfeld des Rheinbahn-Betriebshofs Lierenfeld. Der Tierschutzverein unterstützt die Maßnahme. Auch unser Tierarzt steht bereit, falls einmal einer Taube gesundheitlich etwas fehlen sollte.“