Rheinbahn-Vorstand Michael Richarz und Monika Piasetzky (Vorsitzende Tierschutzverein Düsseldorf) stellen das Taubenhaus vor und erläutern die zukunftsweisende Lösung, die Schutz für Mensch und Taube bietet.

Rhein­bahn-Vor­stand Michael Rich­arz und Monika Pia­setzky (Vor­sit­zende Tier­schutz­ver­ein Düs­sel­dorf) stel­len das Tau­ben­haus vor und erläu­tern die zukunfts­wei­sende Lösung, die Schutz für Mensch und Taube bietet.

 

Schon vor rund 6.000 Jah­ren wurde die Fel­sen­taube im alten Ägyp­ten domes­ti­ziert. Sie diente als Nah­rung und zur Über­mitt­lung von Bot­schaf­ten. Als Bote der Göt­ter und als Sym­bol des Frie­dens wurde die Fel­sen­taube und deren Nach­fah­ren, die Haus­tau­ben, jahr­tau­sen­de­lang ver­ehrt. Es ent­stan­den welt­weit zahl­rei­che Haus­tau­ben­ras­sen. Aus Boten­tau­ben wur­den „Brief­tau­ben“.

Stadt­tau­ben: Gebäude statt Felsen
Doch es gibt auch eine pro­ble­ma­ti­sche Seite im Zusam­men­le­ben von Mensch und Taube: Aus eini­gen der heute noch an Steil­küs­ten leben­den Fel­sen­tau­ben und ent­flo­ge­nen Haus­tau­ben ent­stan­den die Stadt­tau­ben. Diese sind – wie ihre wil­den Vor­fah­ren – Höh­len­brü­ter, bauen ihre Nes­ter also an stei­len Fel­sen. In den moder­nen Städ­ten fin­den sie an Hoch­häu­sern, Kir­chen, unter Brü­cken, in Bahn­hö­fen und in gro­ßen Hal­len Ersatz für steile Fel­sen. Sie fin­den dort Schutz, Nist­mög­lich­kei­ten und Nah­rung. Da sie Getreide lie­ben, kom­men ihnen zum Bei­spiel weg­ge­wor­fene Back­wa­ren gerade recht. Sie besie­deln Städte oft in gro­ßer Zahl. So kommt es zu Kon­flik­ten mit den Men­schen, denn die Aus­schei­dun­gen der Tau­ben kön­nen Stein und andere Ober­flä­chen nach­hal­tig schä­di­gen. Da die Tiere sich oft von Abfall ernäh­ren, kön­nen sie auch Infek­tio­nen übertragen.

Auch die Rhein­bahn ist betroffen

Stadt­tau­ben drin­gen in der jün­ge­ren Ver­gan­gen­heit zuneh­mend in die gro­ßen Werk­statt- und Abstell­hal­len im Betriebs­hof Lie­ren­feld ein. Sie ver­schmut­zen die Hal­len und beein­träch­ti­gen dadurch das Arbeits­um­feld der Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter mas­siv. Rhein­bahn-Vor­stand Michael Rich­arz drängte auf eine zügige Lösung des Pro­blems. Nach Gesprä­chen mit den Ver­ant­wort­li­chen der Rhein­bahn-Werk­stät­ten, dem Betriebs­rat und einem Mit­ar­bei­ter, der seit über 50 Jah­ren Erfah­run­gen mit Brief­tau­ben gesam­melt hat, sowie dem Düs­sel­dor­fer Tier­schutz­ver­ein wurde beschlos­sen, das Tau­ben­pro­blem nach dem soge­nann­ten „Augs­bur­ger Modell“ anzugehen.

Wie hält man die Tau­ben von den Hal­len fern?

Das „Augs­bur­ger Modell“ geht auf die Bedürf­nisse der Tau­ben ein. Sie suchen in den Gebäu­den vor allem Nist- und Ruhe­plätze und Schutz vor Fress­fein­den – also Greif­vö­geln wie Wan­der­fal­ken und Habich­ten, zudem Kat­zen und eini­gen ande­ren Beu­te­grei­fern. Diese Bedürf­nisse wer­den durch eine eigens für die Tau­ben errich­tete Behau­sung erfüllt. Neh­men sie diese an, wer­den sie dort stand­ort­treu. Wenn sie in die­sem Tau­ben­haus auch noch regel­mä­ßig Fut­ter und Was­ser erhal­ten, ver­lie­ren sie den Drang, andere Gebäude aufzusuchen.

Tech­nisch moderne, hygie­ni­sche und tier­schutz­ge­rechte Lösung

Am Rand des Betriebs­hof­ge­län­des der Rhein­bahn in Düs­sel­dorf-Lie­ren­feld hat die Rhein­bahn ein mas­si­ves Holz­haus gebaut, auf Punkt­fun­da­men­ten mit einem Boden­ab­stand von 50 Zen­ti­me­tern, so, dass keine Rat­ten, Mäuse und andere uner­wünschte „Gäste“ Zugang oder Unter­schlupf fin­den. Das Haus bie­tet Platz für mehr als 100 Tau­ben. Die Innen­ein­rich­tung besteht aus Brut­höh­len und Sitz­plät­zen, unter denen durch Moto­ren getrie­bene Kot­bän­der lau­fen. Diese sor­gen täg­lich für eine rück­stands­freie Besei­ti­gung des Kotes. Der Strom für die Moto­ren wird durch eine auf dem Dach mon­tierte Pho­to­vol­taik-Anlage erzeugt.

Seit Anfang Februar wer­den die Tau­ben in den Werks- und Abstell­hal­len mit­tels Lebend­fal­len ein­ge­fan­gen und in das Tau­ben­haus gebracht. Dort blei­ben sie für rund drei Monate, damit sie sich ein­ge­wöh­nen und mit dem Nest­bau begin­nen. Ein spe­zi­el­ler, gro­ßer Ein­ge­wöh­nungs­kä­fig am Tau­ben­haus sorgt dafür, dass die Tau­ben ihr neues Zuhause ken­nen­ler­nen und Licht, Luft und Sonne genie­ßen können.

Rhein­bah­nerin­nen und Rhein­bah­ner betreuen die Tauben

Die täg­li­che Pflege der Tau­ben über­neh­men tier­liebe Rhein­bah­nerin­nen und Rhein­bah­ner, die sich frei­wil­lig dafür gemel­det haben. Sie wer­den auch den Groß­teil der Eier durch Kunst­stoff-Attrap­pen erset­zen, so dass sich der Bestand der Tau­ben all­mäh­lich redu­ziert. Die Erfah­run­gen an ande­ren Stand­or­ten von Tau­ben­häu­sern zei­gen, dass andere Stadt­tau­ben in das Tau­ben­haus fol­gen, wodurch der Bestands­druck auch in der wei­te­ren Umge­bung nachlässt.

Bedürf­nisse von Mensch und Tier erfüllt

Rhein­bahn-Vor­stand Michael Rich­arz zeigt sich sehr zufrie­den mit dem Ergeb­nis der gemein­sa­men Bemü­hun­gen: „Wir haben eine Lösung gefun­den, die unsere Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter nach­hal­tig vor den Ver­schmut­zun­gen durch die Hin­ter­las­sen­schaf­ten der Stadt­tau­ben schützt. Gleich­zei­tig ent­spricht das Tau­ben­haus den Bedürf­nis­sen der Tau­ben und erfüllt alle Rah­men­be­din­gun­gen des Tier­schut­zes. Ich bedanke mich herz­lich bei allen, die mit­ge­wirkt und zu die­sem her­vor­ra­gen­den Ergeb­nis bei­getra­gen haben. Wir set­zen mit dem Tau­ben­haus Maß­stäbe, die auch als Mus­ter für andere die­nen können.“

Monika Pia­setzky, die Vor­sit­zende des Tier­schutz­ver­eins Düs­sel­dorf, ergänzt: „Ich freue mich, dass die Rhein­bahn eine so zukunfts­wei­sende Lösung gefun­den hat, um den Kon­flikt zwi­schen Mensch und Stadt­taube zu befrie­den – zumin­dest im Umfeld des Rhein­bahn-Betriebs­hofs Lie­ren­feld. Der Tier­schutz­ver­ein unter­stützt die Maß­nahme. Auch unser Tier­arzt steht bereit, falls ein­mal einer Taube gesund­heit­lich etwas feh­len sollte.“