Der unbe­mannte Med­ic­op­ter „Grille“ soll ver­wun­dete Sol­da­ten schnell aus der Gefah­ren­zone brin­gen. © Man­fred Fammler

 

Von Man­fred Fammler

Eine der­art zukunfts­ori­en­tierte Tech­no­lo­gie­messe fehlte bis­lang im Port­fo­lio der Düs­sel­dor­fer. Mit der Xpo­nen­tial Europe könnte die­ser Schritt voll­zo­gen wor­den sein. Das Poten­zial scheint schier uner­schöpf­lich, wobei es sich der­zeit auf zu wenige Aspekte beschränkt – bes­ser gesagt: nur fokus­siert sein darf.

Egal ob auf der Straße, der Schiene, dem Was­ser oder in der Luft – der Start­schuss für auto­nome Fahr- und Steue­rungs­sys­teme ist gefal­len. Tech­no­lo­gie­füh­rer in die­sem Bereich sind die USA, Japan, China und – über­ra­schen­der­weise – Deutsch­land. Letz­te­res stellt sogar den größ­ten Markt für auto­nome Sys­teme in Europa dar. Des­halb, da schei­nen sich die Messe-Influen­cer einig, ist nun der rich­tige Zeit­punkt gekom­men, um die Kin­der­schuhe abzu­le­gen. Des­we­gen for­dert Dr. Gerald Wis­sel, AIRBORNE Con­sul­ting, Ham­burg: „Was gebaut wird, muss dem Bedarf ent­spre­chen und eben­falls in Masse pro­du­ziert wer­den kön­nen. Die Zeit des Möbel­baus ist vorbei.“

Zei­ten­wende aller­or­ten – auch bei Rhein­me­tall. Die Düs­sel­dor­fer sind mit ihrem Toch­ter­un­ter­neh­men Mira am Start und prä­sen­tier­ten einen fern­ge­steu­er­ten Shut­tle. Durch Tele­ope­ra­tion kommt es zu einer räum­li­chen Ent­kopp­lung von Fah­rer und Fahr­zeug. Das Vehi­kel wird über eine Bedien­kon­sole gesteu­ert – ver­gleich­bar mit einem Flug­si­mu­la­tor, aller­dings mit Lenk­rad sowie Gas- und Brems­pe­dal und Bil­dern in Echt­zeit. Auf der Messe bug­sierte ein Mit­ar­bei­ter ein Fahr­zeug über das Gelände wäh­rend des Tages­be­triebs. In naher Zukunft kann somit ein Fah­rer bis zu fünf Lkws steuern.

Bei der Wahl zwi­schen Was­ser, Land oder Luft domi­nie­ren Äther-Droh­nen die neuen unbe­mann­ten Sys­teme. Die Bun­des­wehr prä­sen­tierte mit dem Med­ic­op­ter „Grille“ eine unbe­mannte Ret­tungs­drohne für Ver­wun­dete des baye­ri­schen Unter­neh­mens Avi­lus. Airo­bo­tics stellte eine Abwehr­drohne vor, die bereits in Dubai und Israel im Ein­satz ist. Diese fängt feind­li­che Droh­nen mit einem abge­schos­se­nen Netz ein.

Das ist sie also, die MK-30, geläu­fi­ger bekannt unter der Bezeich­nung Ama­zons (Prime Air) Trans­port­drohne. Lei­ser soll sie sein, Hin­der­nisse umflie­gen soll sie ebenso kön­nen und mehr Reich­weite besit­zen. Aller­dings hat sie nur eine erlaubte Zula­dung von 2,5 Kilo­gramm. Ein paar Damen­stie­fel oder ein Air­fryer dürf­ten kaum Platz finden.

Michael Rob­bins berich­tet über den Droh­nen-Ein­satz in den USA. „Wenn ein Not­ruf ein­geht, steigt sofort eine Drohne auf und ver­schafft der Poli­zei in Echt­zeit einen Über­blick über die Situa­tion, bevor sie am Ein­satz­ort ange­kom­men ist“, sagte der Prä­si­dent & Chief Exe­cu­tive Offi­cer der Inter­na­tio­na­len Ver­ei­ni­gung für unbe­mannte Fahr­zeug­sys­teme (AUVSI). Ebenso seien Droh­nen bei den ver­hee­ren­den Brän­den in Kali­for­nien zum Ein­satz gekom­men. Wei­tere Vor­teile: Medi­ka­men­ten­trans­port, Brü­cken­kon­trolle oder land­wirt­schaft­li­che Nutzung.

Bedau­er­lich bleibt jedoch, dass in Düs­sel­dorf nur in Ansät­zen die mili­tä­ri­sche Bedeu­tung von Droh­nen und optisch gesteu­er­ten Fahr­zeu­gen the­ma­ti­siert wurde – obwohl eine Zei­ten­wende beschwo­ren und die rus­si­sche Bedro­hung über­all zuneh­mend betont wird. Die Esse­ner und Nürn­ber­ger Messe wird’s freuen. Eine Messe in der Lan­des­haupt­stadt, in der sowohl der zivile als auch der mili­tä­ri­sche Nut­zen Hand in Hand gegan­gen wären oder als Kon­tra­punkt gegen­über­ge­stan­den hät­ten, wäre ein star­ker Span­nungs­bo­gen für Düs­sel­dorf gewesen.

Die Xpo­nen­tial Europe wird sich in den kom­men­den Jah­ren zuneh­mend „euro­päi­sie­ren“. Wis­sel: „Hier in Düs­sel­dorf ist ein Mei­len­stein für die Droh­nen­in­dus­trie in Europa gelegt wor­den.“ Denn der trans­at­lan­ti­sche Ein­fluss ist der­zeit noch spür­bar, da diverse Arten von Droh­nen die Messe beherr­schen, die in den USA popu­lär und sinn­voll sind. Doch in einem Land, in dem man man­cher­orts 100 Kilo­me­ter fah­ren muss, um einen Arzt zu besu­chen, und in dem ganze Land­stri­che nahezu ent­völ­kert sind, kön­nen Droh­nen eine äußerst sinn­volle und hilf­rei­che Inno­va­tion sein. Die Messe Xpo­nen­tial Europe kann nun zusätz­li­che euro­päi­sche Akzente set­zen und sich von der Neuen Welt emanzipieren.