Keine strahlende Gesichter bei der CDU nach Bekantgabe der ersten Hochrechnung © Lokalbüro
Sorgenvolle Gesichter bei der SPD © Lokalbüro
Betretende Gesichter bei der FDP © Lokalbüro

Von Man­fred Fammler

Es war kurz nach 21 Uhr, als sich Johan­nes Win­kel (CDU) und Adis Selimi (SPD), die Spit­zen­kan­di­da­ten für den Düs­sel­dor­fer Süden, auf dem Burg­platz die Hände reich­ten und sich für den fai­ren Wahl­kampf bedank­ten. Wäh­rend für den einen die Wahl bereits ent­schie­den war, musste der CDU­ler in die zweite War­te­runde gehen. Sollte das BSW den Ein­zug in den Deut­schen Bun­des­tag schaf­fen, hätte der 33-Jäh­rige kaum eine Chance auf ein Man­dat. Das neue Wahl­recht würde dies verhindern.

Obwohl die CDU die stärkste Frak­tion im kom­men­den Bun­des­tag stellt, war von Gewin­ner­stim­mung kaum etwas zu spü­ren. Zu ernüch­ternd waren die Zah­len, die aus Düs­sel­dorf prä­sen­tiert wur­den. Dort lag das Ergeb­nis mit rund 25 Pro­zent noch unter den 28,5 Pro­zent des Bun­des­durch­schnitts und weit ent­fernt von den ange­streb­ten „30 plus Pro­zent“, die Par­tei­chef Fried­rich Merz als Ziel aus­ge­ge­ben hatte. Bereits als die erste Hoch­rech­nung nach 18 Uhr auf den zahl­rei­chen Bild­schir­men im Rat­haus erschien, riss bei der CDU kein Poli­ti­ker die Arme hoch. Tho­mas Jar­zom­bek, kla­rer Sie­ger im Düs­sel­dor­fer Nor­den, fand die pas­sen­den Worte: „Es ist natür­lich ein bes­se­res Ergeb­nis als beim letz­ten Mal. Aber es ist kein Ergeb­nis, das uns jetzt zum Jubeln bringt.“ In den kom­men­den vier Jah­ren werde er sich wei­ter­hin für den Inno­va­ti­ons­stand­ort Düs­sel­dorf ein­set­zen und ins­be­son­dere Start-ups unterstützen.

Johan­nes Win­kel, erfolg­rei­cher CDU-Kan­di­dat im Düs­sel­dor­fer Süden, stellte sich auf einen lan­gen Wahl­abend ein. Er könnte näm­lich ein Opfer des neuen Wahl­rechts wer­den. „Es ist nicht in Ord­nung, dass jemand, der einen Wahl­kreis gewinnt, even­tu­ell nicht in den Bun­des­tag kommt“, kri­ti­sierte der Bun­des­vor­sit­zende der Jun­gen Union die Neue­rung, die den Bun­des­tag auf 630 Abge­ord­nete redu­zie­ren soll und keine Garan­tie gibt, dass die direkt gewähl­ten Poli­ti­ker auch ins Par­la­ment ein­zie­hen. Ange­sichts der Unge­wiss­heit, ob er in den Bun­des­tag ein­zieht, wollte er sich zu sei­nen mög­li­chen Schwer­punk­ten nicht äußern. Er sei jedoch davon über­zeugt, seine Wirt­schafts­kom­pe­tenz im Bun­des­tag ein­brin­gen zu können.

Zurück zur SPD: Bun­des­weit mit 16,5 Pro­zent abge­straft, konnte sie in Düs­sel­dorf noch ein klei­nes Zei­chen set­zen und erreichte knapp 19 Pro­zent. Das bun­des­po­li­ti­sche Ergeb­nis sei ein Deba­kel, sagte Adis Selimi, der nach einem lan­gen Kopf-an-Kopf-Ren­nen den Düs­sel­dor­fer Süden an den CDU-Kan­di­da­ten ver­lor. „Es gab sehr viel Unzu­frie­den­heit mit der Regie­rung. Das müs­sen wir akzep­tie­ren“, meinte er und fügte hinzu: „Wir müs­sen uns selbst­kri­tisch die Frage stel­len, warum wir The­men wie Miete, Rente und die Bezahl­bar­keit des Lebens nicht stär­ker in den Fokus gerückt haben.“ Er werde sich nun zurückziehen.

Ent­täu­schung herrschte auch bei Zanda Mar­tens. „Gerade in die­sen Zei­ten hät­ten wir mehr SPD gebraucht.“ Die Wäh­le­rin­nen und Wäh­ler sahen das jedoch anders, sodass sie ihr Bun­des­tags­man­dat nicht wei­ter aus­üben kann und in ihren Job als Gewerk­schafts­se­kre­tä­rin zurück­keh­ren wird. „Mein Leben geht wei­ter, und ich freue mich auf einen neuen Lebensabschnitt.“

Über­schäu­mende Freude dage­gen bei der Lin­ken: Sie erreichte bun­des­weit 8,7 Pro­zent und zieht damit in den Bun­des­tag ein. War dies schon eine faust­di­cke Über­ra­schung, so setzte das Düs­sel­dor­fer Ergeb­nis noch einen drauf. Rund 11,8 Pro­zent stan­den am Ende zu Buche. Die Gründe für die­sen Höhen­flug sieht Julia Mar­mulla einer­seits in der neuen Bun­des­par­tei­vor­sit­zen­den Heidi Rei­chin­nek, ande­rer­seits in den Wahl­kampf­schwer­punk­ten. „Wir hat­ten ganz klare The­men – einer­seits die Preis­stei­ge­run­gen, ande­rer­seits das Thema Miete. Gerade in Düs­sel­dorf ist das sehr wich­tig.“ Mit dem Rücken­wind des Wäh­ler­zu­spruchs und den rich­ti­gen The­men rich­tet sich der Blick bereits auf die Kom­mu­nal­wahl im Sep­tem­ber. „Wir sind eine kleine, aber feine Par­tei. Wir kön­nen wach­sen. Wir haben Potenzial.“

Für die FDP schei­nen die fet­ten Jahre vor­bei zu sein. So wurde der 23. Februar für die Par­tei vom „D‑Day“ zum „Jud­ge­ment Day“. Abge­straft bis in die letzte Reihe, fiel die Par­tei im Bund auf unter fünf Pro­zent, hielt sich in der Lan­des­haupt­stadt aber noch bei 5,4 Pro­zent. Ein Grund zur Freude war das nicht, meinte Lida Azar­no­osh. Ja, sie sei ent­täuscht. „Die Unsi­cher­heit der Wäh­le­rin­nen und Wäh­ler führte dazu, dass sich die Men­schen radi­ka­len Par­teien wie der AfD und der Lin­ken zuwen­den“, erklärte die Kan­di­da­tin für den Düs­sel­dor­fer Süden.

Lei­der konn­ten wir die Grü­nen-Kan­di­da­ten ges­tern Abend nicht erreichen.