v.l.Christiane Schorn, Narius Berlemann, Peter Schmitz, Monika Reule und Dr. Andreas Brokemper © Lokalbüro

v.l.Christiane Schorn, Narius Ber­le­mann, Peter Schmitz, Monika Reule und Dr. Andreas Brok­em­per © Lokalbüro

 

Von Man­fred Fammler

Weiß- und Rosé­weine sind im Trend, wäh­rend der Rot­wein einen Rück­gang ver­zeich­net. Gleich­zei­tig gewin­nen Reben­säfte mit wenig oder ohne Alko­hol an Beliebt­heit – auch wenn sie mit ihrem Markt­an­teil kei­nen Win­zer satt machen. Mit die­sen Ent­wick­lun­gen mel­dete sich die Pro­Wein auf dem Stand des Deut­schen Weininstituts.

„Die Pro­Wein fin­det in die­sem Jahr unter ange­spann­ten Vor­aus­set­zun­gen statt“, fasste Mes­se­vor­stand Marius Ber­le­mann die Rah­men­be­din­gun­gen für 2025 zusam­men. Und gäbe es nicht bereits genug schlechte Vor­zei­chen aus den USA – „Viel­leicht müsste der ame­ri­ka­ni­sche Prä­si­dent mal ein Glas Wein trin­ken.“ –, so eta­bliert sich zudem lang­sam eine kri­ti­sche Hal­tung gegen­über alko­hol­hal­ti­gem Wein. Gelinde gesagt, eine Ver­teu­fe­lung von Wei­nen mit mehr als null Pro­zent Alko­hol. „Für eine füh­rende Bran­chen­platt­form wie die Pro­Wein ist es jedoch wich­tig, gerade in schwie­ri­gen Zei­ten als Leucht­turm der Bran­che neue Absatz­ka­näle auf­zu­zei­gen und Trends früh­zei­tig zu erken­nen. Die Pro­Wein gibt die rich­ti­gen Antworten.“

Doch wie sehen diese Ant­wor­ten aus? Zwei zen­trale Trends lau­ten „Food-and-Wine-Pai­ring“ sowie alko­hol­freier Wein und Spi­ri­tuo­sen. Ers­te­res soll die Kom­bi­na­tion von Essen und Getränk deut­lich inten­si­ver gestal­ten als bis­her. Für P & P, Pinot und Pasta, ist dies keine Kampf­an­sage, aber Wein könnte Geschmacks­er­leb­nisse neu defi­nie­ren und Spei­sen auf uner­war­tete Weise ver­fei­nern. „Eine rich­tige Kom­bi­na­tion von Spei­sen und Wei­nen eröff­net völ­lig neue Genuss­erleb­nisse“, so Peter Schmitz, ProWein-Messedirektor.

Neuer Name, glei­che Idee: Alko­hol­freier Wein auf dem Vormarsch

Die Viel­falt an Bezeich­nun­gen für alko­hol­freien Wein nimmt zu: Mal als „No-Low-Pro­dukt“, dann als „Proxy-Wein“ – die Kate­go­rie wächst. Proxy-Weine sind alko­hol­freie Getränke, die durch ihre Kom­ple­xi­tät und ihr Mund­ge­fühl an tra­di­tio­nelle Weine erin­nern. Sie basie­ren auf Trau­ben­most und wer­den mit Gewürz­ex­trak­ten wie Tee oder hoch­wer­ti­gem Essig so ver­fei­nert, dass sie geschmack­lich näher an Wein her­an­rei­chen als klas­si­sche ent­al­ko­ho­li­sierte Produkte.

Alko­hol­freier Sekt und Schaum­wein gewin­nen eben­falls an Markt­an­teil und ver­drän­gen zuneh­mend stille Weine. Welt­weit wer­den der­zeit rund 300 Mil­lio­nen Fla­schen ver­kauft – mehr als Cham­pa­gner. Zwei von drei Fla­schen alko­hol­freier Weine sind Schaum­weine. Andreas Brok­em­per, Geschäfts­füh­rer von Hen­kell Frei­xe­net, pro­gnos­ti­ziert eine glän­zende Zukunft für die­ses Seg­ment: „Bis 2030 wer­den eine halbe Mil­li­arde Fla­schen ver­kauft werden.“

Export­märkte im Blick – doch neue Her­aus­for­de­run­gen drohen

Wäh­rend der Export deut­scher Weine 2024 um 3,3 Pro­zent zulegte und sta­bil bei 348 Mil­lio­nen Euro blieb, sank der Durch­schnitts­preis pro Liter von 3,35 Euro auf 3,24 Euro. Haupt­grund sei der starke Wett­be­werb mit güns­ti­ge­ren Pro­du­zen­ten, erklärte Monika Reule vom Deut­schen Wein­in­sti­tut. Die USA blei­ben der wich­tigste Export­markt für deut­schen Wein, obwohl die ange­kün­dig­ten 200-Pro­zent-Zölle der US-Regie­rung eine Bedro­hung dar­stel­len. „Das wäre ein har­ter Schlag für uns“, so Reule. Neben den USA zei­gen auch die Nie­der­lande (+8 %), Nor­we­gen und ins­be­son­dere Polen (+14 %) wach­sende Nach­frage. In China, wo der Wein­markt ins­ge­samt schrumpft, kann deut­scher Weiß­wein noch zule­gen – vor allem bei jun­gen Konsumentinnen.

Inlands­kon­sum wei­ter rückläufig

Der Wein­kon­sum in Deutsch­land sank 2024 um wei­tere vier Pro­zent. Gründe sind eine bewusste Kon­sum­re­du­zie­rung, der Wech­sel zu ande­ren (auch alko­hol­freien) Geträn­ken sowie ein wach­sen­der Anteil von Men­schen, die ganz auf Alko­hol verzichten.

Auch die Preise gehen zurück – um vier Cent pro Liter für sowohl deut­sche als auch aus­län­di­sche Weine. Der Absatz deut­scher Weine im Inland fiel auf 41 Pro­zent Markt­an­teil, der Umsatz auf 45 Prozent.

Trends in Deutsch­land: Weiß- und Rosé­weine gefragt, alko­hol­freie Alter­na­ti­ven wachsen

Drei Ent­wick­lun­gen prä­gen den deut­schen Markt:

  • Weiß­wein, ins­be­son­dere Weiß- und Grau­bur­gun­der, gewinnt an Bedeutung.
  • Rosé­weine blei­ben gefragt, vor allem fri­sche, fruch­tige Varianten.
  • Alko­hol­freier Wein wächst, bleibt mit 1,5 Pro­zent Markt­an­teil aber eine Nische.

Andreas Brok­em­per sieht gro­ßes Poten­zial für alko­hol­freie Weine, auch wenn sie bis­her oft abge­lehnt wer­den. Die häu­figs­ten Kri­tik­punkte: „Das ist kein Wein“ und „Es schmeckt nicht“. Doch die Bran­che setzt auf Qua­li­tät: „Der wesent­li­che Trei­ber wird die Qua­li­tät sein. Wir müs­sen uns alle bemü­hen, das noch bes­ser zu machen.“

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Ralf Schumacher stellte seinen eigenen Wein vor © Lokalbüro

Ralf Schu­ma­cher stellte sei­nen eige­nen Wein vor © Lokalbüro