Von Manfred Fammler
Der Düsseldorf-Marathon feierte ein rauschendes Comeback: 16.000 Aktive aus über 60 Ländern, 1.200 freiwillige Helfer und 250.000 Menschen an der Strecke bildeten den Rahmen einer erfolgreichen Wiedergeburt, bei der am Ende doch mehr der persönliche Kampf und die Überwindung, die 42,195 Kilometer ins Ziel zu laufen, im Mittelpunkt standen.
Ein Beispiel dafür ist Marlen, die in ihrem leuchtend gelben Trikot nach 3:53 Stunden mit Tränen in den Augen an den Kasematten die Ziellinie überquerte und ihren Laufpartner erschöpft, aber überglücklich umarmte. Ebenso Andrea und David, die Hand in Hand ihre kolumbianische Landesflagge in den blauen Düsseldorfer Himmel hielten.
Apropos Ziel: Die Läuferinnen und Läufer ließen sich beim Überqueren der “Traumlinie” einiges einfallen. Manche schrien ihre Freude heraus, andere sprangen mit einem Satz über die weiße Markierung auf dem blauen Teppich, und die ganz Sportlichen setzten zu einem letzten Sprint an. Nur wenige fielen erschöpft zu Boden und mussten von den zahlreichen Rotkreuz-Helfern betreut werden.
Überhaupt schien alles zu stimmen: Stadt, Streckenführung, Wetter – und vor allem die begeisterten Zuschauer am Streckenrand. Das Publikum trug förmlich die Läufer zu persönlichen Bestzeiten. Auch im Zielbereich war die Euphorie spürbar, als hätten einige der Läuferinnen und Läufer gleich noch eine weitere Runde durch die Landeshauptstadt drehen wollen.
Ein besonderes Beispiel lieferte Stijn de Keukeler aus Belgien. Als Kind verlor er wegen einer Krebserkrankung seinen linken Unterschenkel. In Düsseldorf lief er nun seinen zweiten Marathon in beeindruckenden 3:22 Stunden. Auf die Frage, ob seine Prothese ihm Vorteile verschaffe – ein immer wieder diskutiertes Thema im Sport –, antwortete der 32-Jährige lachend: „Nein, nicht bei meiner Prothese. Ich bin nicht schneller als andere Läufer.“ Für das kommende Jahr hat er sich jedoch vorgenommen, seine Zeit noch zu unterbieten.
Ob Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller das auch von sich behaupten wird, bleibt offen. Er startete in einer Staffel und lief als Schlussläufer die 9,3 Kilometer in knapp 52 Minuten. Begeistert kündigte er an, 2025 erneut an den Start zu gehen: „Die Atmosphäre entlang der Strecke war einzigartig. Es war ein tolles Erlebnis.“
Mit besonders großem Jubel wurde die Fortuna-Staffel empfangen. Andreas Bellinghausen, Ahmet Cebe, Volker Fink und Jens Langeneke begleiteten Kinder im Rollstuhl und warben unter dem Motto „Fortuna für alle – alle sind dabei“ für mehr Integration.
Auch für Sonja Oberem, die bei D.Sports erstmals an der Spitze des Organisationsteams stand, war der Tag ein voller Erfolg. Während der US-Amerikaner Alex Maier in 2:08:33 Stunden eine persönliche Bestzeit lief und Leah Cheruto aus Kenia bei den Frauen in 2:25:23 Stunden triumphierte, richtete Oberem ihren Blick auf das Gelingen der gesamten Veranstaltung: „Es war eine große Herausforderung, innerhalb eines Jahres ein Event dieser Größenordnung zu stemmen. Es gibt so viele Schnittstellen und Einzelthemen, die wir zusammenbekommen müssen. Ob die Läufe, die Verpflegung oder die Sicherheit – und dann noch unser Run-to-the-Beat-Konzept – müssen wie ein Uhrwerk ineinanderpassen.“
Jetzt wird analysiert und optimiert – bevor Sonja Oberem am 7. Dezember beim Marathon in Valencia selbst an den Start geht. Auf ihre Zielzeit angesprochen, lachte die 52-Jährige: „Die Zeiten sind vorbei, auf Zeit zu laufen.“