Düs­sel­dor­fer Mario­net­ten-Thea­ter­_­Thea­ter­saal im Umbau-mit Durch­bruch Foto: Marionetten-Theater

 

Große Erleich­te­rung bei den Mitarbeitern

Der Spiel­be­trieb des Mario­net­ten-Thea­ters ruht bereits seit ein­ein­halb Jah­ren. Vor einem Jahr wurde fest­ge­stellt, dass das Thea­ter in sei­nen Räu­men in der Bil­ker Straße nicht mehr spie­len darf, bevor nicht eine qua­li­ta­tiv hoch­wer­tige Lüf­tungs- und Kli­ma­an­lage ein­ge­baut wor­den ist. Im Rat der Stadt Düs­sel­dorf wur­den jetzt die feh­len­den Mit­tel in Höhe von 584.000,- Euro für den Thea­ter­um­bau bewil­ligt. Nun sieht Thea­ter­lei­ter Anton Bach­leit­ner wie­der hoff­nungs­voll in die Zukunft, auch wenn der Weg bis zur Wie­der­eröff­nung noch stei­nig sein wird.

Für das Thea­ter war es eine lange Zeit der Unge­wiss­heit. Bei den ver­schie­de­nen För­der­mög­lich­kei­ten für den Umbau, der mitt­ler­weile mit ca. 810.000,- Euro kal­ku­liert wird, fiel das Thea­ter immer wie­der durch das Ras­ter der Regu­la­rien. Als es nach fast einem Jahr Pan­de­mie immer noch keine Per­spek­tive zur Wie­der­eröff­nung gab, star­tete Bach­leit­ner einen Spen­den­auf­ruf beim Düs­sel­dor­fer Publi­kum, um den Umbau anzu­sto­ßen. Und das Unglaub­li­che geschah: Inner­halb weni­ger Wochen spen­de­ten die Düs­sel­dor­fer Bür­ger 230.000,- Euro. Zusam­men mit den Ein­spa­run­gen und Spen­den aus dem Vor­jahr konnte nun das Thea­ter 320.000,- Euro an Eigen­mit­tel für die Ret­tung des Thea­ters zur Ver­fü­gung stellen.

Kurz vor den Som­mer­fe­rien kün­digte Kul­tur­de­zer­nent Hans-Georg Lohe an, dass die feh­len­den Bau­kos­ten even­tu­ell aus dem Kli­ma­schutz­etat der Stadt finan­ziert wer­den kön­nen. Bedin­gung sei aller­dings, dass erst sämt­li­che Eigen­mit­tel auf­ge­braucht wer­den müs­sen (sub­si­diäre Ver­wen­dung), bevor die För­der­gel­der ver­wen­det wer­den dür­fen. Nach lan­gen Ver­hand­lun­gen ist schließ­lich ein Kom­pro­miss gefun­den wor­den. Das Mario­net­ten-Thea­ter gibt von sei­nen Eigen­mit­teln 226.700,- Euro für den Umbau (eines städ­ti­schen Gebäu­des), die übri­gen 93.300,- Euro darf es selbst für die lau­fen­den Betriebs­kos­ten ver­wen­den. Das Thea­ter hat seit über ein­ein­halb Jah­ren kaum Eigen­ein­nah­men und muss ja als Betrieb bis zu sei­ner Wie­der­eröff­nung (ver­mut­lich erst im Früh­jahr 2022) finan­zi­ell überleben.

Es erhält zwar wei­ter­hin den städ­ti­schen insti­tu­tio­nel­len Betriebs­kos­ten­zu­schuss, der aber nur weni­ger als die Hälfte der tat­säch­li­chen Betriebs­kos­ten deckt. Des­halb hatte der Kul­tur­aus­schuss wei­tere 45.000,- Euro bewil­ligt, um das Thea­ter in der 2. Jah­res­hälfte abzu­si­chern. Erfreu­lich ist auch, dass nun das Land NRW für die Anschaf­fung einer neuen Thea­ter­be­stuh­lung 40.000,- Euro bereit­stellt. Bau­herr ist das Mario­net­ten-Thea­ter, die Lüf­tungs­an­lage wird spä­ter in das Eigen­tum der Stadt Düs­sel­dorf übergehen.

Der große Theaterumbau
Ein Zwischenbericht

Seit Wochen sind unter der Lei­tung des Archi­tek­ten Ingo Höhn Fach­pla­ner dabei, den Thea­ter­um­bau zu pla­nen und die erfor­der­li­chen Details für Lüf­tung, Sta­tik, Schall­schutz, Elek­trik und Brand­schutz zu errech­nen. Dabei stellt die Enge der Räum­lich­kei­ten die Inge­nieure vor die beson­de­ren Schwie­rig­kei­ten, den erfor­der­li­chen Luft­aus­tausch und die Küh­lung zu errei­chen, ohne dass die Raum­ge­stal­tung des klei­nen Zuschau­er­saals zu sehr gestört wird.

Inzwi­schen wurde von den Thea­ter­mit­ar­bei­tern die Zuschau­er­tri­büne abge­baut und wei­tere Vor­be­rei­tungs­ar­bei­ten durch­ge­führt. Aller­dings stellt sich immer mehr her­aus, dass die­ser älteste Gebäu­de­teil des Palais Witt­gen­stein mit erheb­li­chen Alt­las­ten behaf­tet ist. Unter den Sitz­rei­hen lager­ten ton­nen­weise belas­tete Schla­cke als Schüt­tung, die Haus­elek­trik ist teil­weise so marode, dass die Haupt­ver­tei­lung kom­plett neu gemacht wer­den muss, die Strom­lei­tung zum Thea­ter ist zu schwach, still­ge­legte Heiz­lei­tun­gen in den Mau­ern muss­ten ent­fernt wer­den und die Sta­tik mit in der Ver­gan­gen­heit ergänz­ten Stahl­trä­gern macht es schwie­rig, für die Lüf­tungs­ka­näle und Schall­dämp­fer Raum und Wege zum Flach­dach zu fin­den, auf dem die ton­nen­schwere Lüf­tungs­an­lage auf Stahl­trä­gern ste­hen wird.

Außer­dem muss im Thea­ter­saal eine neue Stu­fen­po­des­te­rie mit unzäh­li­gen Quell­luft-Aus­läs­sen in den Stu­fen ein­ge­baut wer­den. Eine neue Thea­ter­be­stuh­lung mit Klapp­sit­zen ist ebenso vor­ge­se­hen. Zum Schluss müs­sen viele thea­ter­tech­ni­sche Details wie­der her­ge­stellt und die Wand- und Decken­ver­klei­dun­gen im Zuschau­er­saal wie­der ein­baut wer­den. Mit Been­di­gung der Arbei­ten ist nicht vor März 2022 zu rechnen.

Was macht das Ensem­ble eines Thea­ters ohne Spielbetrieb?
Ein klei­ner Aus­schnitt aus dem aktu­el­len Arbeitsalltag

Als Bau­herr muss sich das Thea­ter mit Orga­ni­sa­tion und Ver­wal­tung rund um den Umbau küm­mern. Es müs­sen Anträge gestellt wer­den, Ange­bote geprüft und Auf­träge erteilt wer­den. Dadurch, dass nun öffent­li­che Gel­der ver­wen­det wer­den, hat sich der büro­kra­ti­sche Auf­wand wegen den Ver­ga­be­re­geln dras­tisch erhöht. Bau­be­spre­chun­gen, Mate­ri­al­re­cher­che und Ent­schei­dun­gen beglei­ten den Bau­fort­schritt und zahl­rei­che Belege müs­sen im Thea­ter­büro zusätz­lich ver­bucht werden.
Unter­des­sen sind aber auch bis zu zwei Mit­ar­bei­ter des Thea­ters stän­dig mit vor­be­rei­ten­den Bau­ar­bei­ten beschäftigt.

Selbst­ver­ständ­lich muss auch die Öffent­lich­keit immer wie­der über den Sach­stand und die Neu­ig­kei­ten rund um das Mario­net­ten-Thea­ter infor­miert wer­den. Über die ver­schie­de­nen Medien wie Presse, News­let­ter, Face­book, Home­page, Wer­be­an­zei­gen, Aus­hänge am Thea­ter und die regel­mä­ßig erschei­nende Thea­ter­zei­tung zeigt das Thea­ter wei­ter­hin Präsenz.

Ein wei­te­res Pro­jekt ist „Meis­ter Pedros Pup­pen­spiel“, eine Koope­ra­tion mit der Deut­schen Oper am Rhein, deren Pre­miere nun ver­spä­tet am 24. Sep­tem­ber statt­fin­den wird. In der Kam­mer­oper von Manuel de Falla tritt ein Wan­der­ma­rio­net­ten­thea­ter auf. Für die Pup­pen und das Büh­nen­bild zeich­nete das Düs­sel­dor­fer Mario­net­ten-Thea­ter ver­ant­wort­lich, das auch für die 10 geplan­ten Vor­stel­lun­gen die bei­den Pup­pen­spie­ler stellt.

Das Ensem­ble probt zur­zeit auch für eine Bene­fiz­ver­an­stal­tung zuguns­ten des Mario­net­ten-Thea­ters, die am 9. Okto­ber im Jun­gen Schau­spiel statt­fin­den soll und gemein­sam vom Lite­ra­tur­büro NRW und der Düs­sel­dor­fer Volks­bühne initi­iert wurde. Neben der Lesung aus dem Roman „Herz­fa­den“ von Tho­mas Hett­che, der die Geschichte der Augs­bur­ger Pup­pen­kiste erzählt, zeigt das Thea­ter musi­ka­li­sche Sze­nen aus ver­schie­de­nen Inszenierungen.

Das Thea­ter sucht jetzt auch neues, qua­li­fi­zier­tes Per­so­nal, um das Mit­ar­bei­ter­team wie­der zu ver­voll­stän­di­gen. Die neuen Spie­ler müs­sen dann aus­ge­bil­det und ein­ge­ar­bei­tet werden.

Und schließ­lich war­tet eine neue Thea­ter­pro­duk­tion auf Fort­set­zung der Arbei­ten: Für Astrid Lind­grens „Ronja Räu­ber­toch­ter“ wur­den bereits die Sprach- und Musik­auf­zeich­nun­gen gemacht, eine fast fer­tige Ton­mi­schung liegt im Ton­stu­dio der Hoch­schule Düs­sel­dorf Fach­be­reich Medien und das Büh­nen­bild ist skiz­ziert. Der Ent­wurf und die Her­stel­lung der Pup­pen ste­hen noch an, sowie der Bau der Dekorationen.

Auch wenn die abend­li­che Vor­stel­lung fehlt, gibt es für das ver­blie­bene sechs­köp­fige Ensem­ble des Thea­ters also jede Menge zu tun, zumal es auch stän­dig Pup­pen und Kulis­sen zu repa­rie­ren und Publi­kums­an­fra­gen zu beant­wor­ten gilt.