Ein Sohn von Augenzeugen anlässlich der Gedenkveranstaltungen zu Besuch in Düsseldorf
Bürgerinnen und Bürger sind zu Open-Air-Gedenklesung und einem ökumenischen Gedenkgottesdienst am 8. November eingeladen
Anlässlich des 83. Jahrestages des Novemberpogroms vom 9./10. November 1938 kommt auf Einladung des Evangelischen Kirchenkreises, der Katholischen Kirche, der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V. und der Mahn- und Gedenkstätte besonderer Besuch nach Düsseldorf: Francis Hoeber aus Philadelphia, USA. Seine Eltern waren Augenzeugen des Novemberpogroms in Düsseldorf, er selbst hat ihr Leben und ihre Flucht aus der nationalsozialistischen Stadt recherchiert und veröffentlicht. Der eindrückliche Bericht des Vaters, Johannes Höber, über den Novemberpogrom in Düsseldorf steht im Mittelpunkt des Gedenkens, das von den Kirchen, der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, der Mahn- und Gedenkstätte und der Feuerwehr Düsseldorf gemeinsam gestaltet wird.
Im Rahmen einer Open-Air-Gedenklesung am Montag, 8. November, wird der Schauspieler Jonathan Schimmer dem Bericht von Johannes Höber seine Stimme leihen. Die Lesung findet um 14.30 Uhr am Johannes-Rau-Platz statt und wird um 15.30 Uhr im Ingenhoven-Tal (Gustav-Gründgens-Platz/Haltestelle Schadowstraße) und um 16.30 Uhr am Marktplatz vor dem Rathaus wiederholt. Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller wird gemeinsam mit Francis Hoeber die Lesung vor dem Rathaus verfolgen. Interessierte Bürgerinnen und Bürger sind an allen drei Stationen herzlich eingeladen.
Am Montagabend, 19.30 Uhr, findet in der Dominikanerkirche St. Andreas (Altstadt) der ökumenische Gedenkgottesdienst in Erinnerung an den Novemberpogrom statt. Während des Gedenkgottesdienstes wird Francis Hoeber an seine Eltern und ihre Erlebnisse im nationalsozialistischen Düsseldorf erinnern. Die Predigt hält Pfarrer Peter Andersen. Stadtdechant Frank Heidkamp und Superintendent Heinrich Fucks zelebrieren den Wortgottesdienst. Bürgermeisterin Klaudia Zepuntke wird an dem Gottesdienst teilnehmen. Es gilt die 3G-Regel, die Platzanzahl ist begrenzt.
Francis Hoeber wird auch an der städtischen Gedenkveranstaltung am 9. November teilnehmen. Diese findet in diesem Jahr mit geladenen Gästen in der Tonhalle statt. Am Mittwoch, 10. November, wird Francis Hoeber zudem mit Schülerinnen und Schülern der Dieter-Forte-Gesamtschule über die Geschichte seiner Familie und die Ereignisse des Novemberpogroms in Düsseldorf sprechen. Außerdem trifft er Jugendliche des Projektes “Re-Connect” der Mahn- und Gedenkstätte und des Düsseldorfer Jugendrings, die sich seit einigen Wochen mit der Familiengeschichte der Höbers in Düsseldorf auseinandersetzen.
Elfriede und Johannes Höber
Francis‘ Vater Johannes Höber, selbst als Sozialdemokrat und als “nichtarischer Christ” verfolgt, erlebte die Überfälle auf befreundete jüdische Familien. Seine Frau Elfriede und er versuchten zu warnen und zu helfen, wo sie nur konnten. Am 12. November 1938 floh Johannes Höber (im Exil: Hoeber) über Zürich in die USA, seine Frau und seine Tochter konnten ein gutes Jahr später folgen. Noch in Zürich schrieb Johannes Höber zutiefst schockiert seine Eindrücke des Pogroms in Düsseldorf nieder: “Die letzten Tage dieser 5 Jahre im Dritten Reich aber waren Tage des Grauens, die mit nichts zu vergleichen sind, was ich bisher je erlebt habe, und die Bilder der 24 Stunden von Mittwochnacht um 12 bis Donnerstagnacht um 12 werde ich in meinem Leben nie wieder vergessen.”
Hintergrund
Am 9./10. November jähren sich die Ereignisse des Novemberpogroms 1938 zum 83. Mal. Allein in Düsseldorf gab es mehr als 450 Überfälle auf Wohnungen und Geschäftsräume, mindestens 70 Menschen wurden teilweise schwer verletzt, 13 Menschen starben während oder an den Folgen des Pogroms.