Ausstellung vom 28. April bis 28. August 2022 zeigt über 80 Keramiken aus Thailand und Vietnam
In der neuen Studioausstellung “Im Auges des Drachen – Keramik aus Vietnam und Thailand” präsentiert das Hetjens – Deutsches Keramikmuseum, Schulstraße 4, ab Donnerstag, 28. April, bis zum 28. August über 80 Keramiken aus Thailand und Vietnam. Die Ausstellung zeigt einen Überblick über die Keramikproduktionen der beiden Länder und die Einflüsse oder Abgrenzungen zum Kunstgewerbe des benachbarten China. Die Exponate reichen dabei vom 2. Jahrtausend vor Christus bis ins 19. Jahrhundert.
Die außergewöhnlichen Stücke, die vornehmlich aus Privatbesitz in die Museumssammlung gekommen sind, werden erstmals gemeinsam in einer Schau gezeigt. “Über 45 Jahre liegt die letzte Ausstellung des Hetjens zu südostasiatischer Keramik bereits zurück, die hauptsächlich thailändische Kunstwerke präsentierte”, sagt Janine Ruffing, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Kuratorin der neuen Studioausstellung im Deutschen Keramikmuseum. “Seitdem konnte der Bereich durch mehrere private Sammlungen besonders für das Land Vietnam ergänzt und bedeutend vergrößert werden”, so Ruffing weiter.
Hintergrund: Keramik in Thailand und Vietnam
Jenseits der noch heute zahlreich erhaltenen Ruinen der historischen Hauptstädte Südostasiens, wie beispielsweise Sukhothai im Norden Thailands, brachten wissenschaftliche Grabungen in Vietnam, zunehmend seit den 1960er-Jahren, laufend neue Kenntnisse über die Kultur, die künstlerischen Traditionen und Lebensformen der indigenen Bevölkerung zutage. So ist in Südostasien eine lange Keramiktradition mit ungewöhnlichen Formen zu beobachten. Bereits vor mehreren hundert Jahren fertigten Töpfer drachenähnliche Wächterfiguren für Tempelanlagen, kleine Architekturmodelle als Grabbeigabe oder Wasserkrüge aus jadegrünem Seladon in Form von Unterwassertieren. Die Tierarten geben auch einen Aufschluss über die religiösen Vorstellungen, so wurde etwa als Abwehr- und Schutzsymbol ein Makara-Drache, eine Figur mit Drachen und Reptilienmerkmalen, am Dach eines Tempels angebracht und stammt als Symbol ursprünglich aus dem überwiegend hinduistischen Indien.
Dem Zufallsfund eines amerikanischen Studenten in den 1960er-Jahren ist es zu verdanken, dass der singuläre Fundort Bang Chiang Einblicke in eine 4.000 Jahre alte Kultur im Norden Thailands geben kann. Nach den ersten Funden, als einzelne Scherben gesammelt, kamen durch Ausgrabungen elegante Gefäßformen mit kräftig roten geschwungenen Linien zutage, die einen großen Formenreichtum und jahrhundertelange Kontinuität der Kultur belegen und daher 1992 zur Aufnahme des Areals in die UNESCO-Weltkulturerbeliste führten.
In Vietnam konzentrierten sich die Produktionszentren für Keramik vornehmlich im Norden. Besonders in der Gegend um Thanh Hóa, ausgestattet mit Tonvorkommen und Wasserzugang, boten sich hervorragende Bedingungen, die über Jahrhunderte eine qualitätvolle Keramikherstellung ermöglichten. Die Bandbreite reichte von weißer, glasierter Ware im 11. und 12. Jahrhundert bis zu Keramik mit grüner Glasur, ähnlich der aus China bekannten Seladonware. Sie sollte die Farbe des Schmucksteines Jade nachempfinden, häufig dekoriert mit Lotusblütenmotiven, dem Symbol für Reinheit und Schönheit. Unabhängig von chinesischen Vorbildern zeigten sich auf der Keramik Tiermotive, wie Elefanten oder Vögel mit langen Pfauenfedern, die einen rein vietnamesischen Bezug hatten.
Über Export und Verbreitung der vietnamesischen Keramik geben archäologische Untersuchungen und die Bergung gesunkener Schiffe vor der Küste und deren Ladung Aufschluss. Spektakulär war vor allem die Bergung eines Schiffes in den 1990er-Jahren vor der vietnamesischen Hafenstadt Hoi An, das über 250.000 Keramikobjekte transportierte. Die Hebung der Ladung mit über 160 Mitarbeitenden dauerte circa vier Jahre und erinnert an einen archäologischen Krimi, da die Wetterumstände in diesem Meeresgebiet und die Lage des Fundortes in einer Tiefe von 70 Metern viele Schwierigkeiten mit sich brachten. Zahlreiche Wracks wurden seitdem im südchinesischen Meer lokalisiert. Sie hatten in erster Linie die so beliebte und seit dem 15. Jahrhundert vermehrt hergestellte, Blau-Weiße Ware geladen, die in alle Welt gehandelt wurde.
Die Präsentation im Hetjens vermittelt nun einen weitreichenden Überblick zu der Keramiktradition in Vietnam und Thailand, indem sie die Besucherinnen und Besucher zu einer spannenden Reise nach Fernost einlädt.
Rahmenprogramm
Als Rahmenprogramm werden Führungen durch die Ausstellung angeboten und ein Programm für die ganze Familie mit zwei Workshops, in denen Bambusfächer und Laternen bemalt werden oder ein eigener kleiner Bauernhof getöpfert wird – ganz nach dem Motto: “Wer grunzt denn da?” Einblicke in die wechselseitigen Beziehungen gibt der Vortrag “Chinas langer Schatten“ von Dr. Christina Kallieris im Juni. Ein Abend mit dem Thema “One Night in Bangkok” im August entführt mit thailändischem Essen, Tanz und Musik zum Abschluss dieser Sommerausstellung noch einmal nach Fernost und sorgt für Fernweh.
Führungen
Mittwochs, 18 Uhr 11. Mai, 1. Juni, 13. Juli, 10. August.
Familienprogramm
Workshop “Drache, Bambus und Lotus” Sonntags, 14 bis 16 Uhr 5. Juni, 26. Juni, 24. Juli, 14. August In dem Familien-Workshop bemalen die Teilnehmenden Fächer und Papierlaternen mit vietnamesischen Motiven. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Workshop “Wer grunzt denn da? — Tiere auf dem Bauernhof” Sonntag, 7. August, 14 bis 16 Uhr Bei Ausgrabungen in Vietnam haben Archäologinnen und
Archäologen kleine Bauernhofmodelle aus Ton und Tierfiguren, zum Beispiel Schweinchen, gefunden. Welche Tiere wohnen wohl auf dem Bauernhof der Teilnehmenden am Workshop? Mit der Keramikkünstlerin Naomi Akimoto entwerfen Teilnehmende ihren eigenen Bauernhof mit seinen Bewohnerinnen und Bewohnern.
Vortrag
Mittwoch, 15. Juni, 18 Uhr
“Chinas langer Schatten. Chinesische Kultur und Exportkeramik in Südostasien” Dr. Christina Kallieris, Hetjens – Deutsches Keramikmuseum Über einen Zeitraum von fast 1.000 Jahren machte das Reich der Mitte seinen Einfluss in Südostasien durch Handelsbeziehungen aber auch durch militärische Handlungen geltend. In Anlehnung an den reichen Formenschatz Chinas entwickelten Länder wie Vietnam und Thailand anspruchsvolle Waren mit eigenen Motiven, die wiederum zu einem gefragten Handelsgut wurden. In dem Vortrag werden die unterschiedlichen Entwicklungen anhand ausgewählter Beispiele beleuchtet.
Extra
“One Night in Bangkok” – Sommerabend in Fernost Mittwoch, 24. August, ab 18 Uhr Führungen durch die Ausstellung, Musik und Tanz sowie landestypisches Essen aus Thailand, das den Gaumen kitzelt. (Bei gutem Wetter unter der Kastanie im Innenhof) Max. 29 Euro, Teilnehmerbegrenzung, um eine verbindliche Anmeldung wird gebeten unter 0211–8994210. Weitere Informationen werden auf der Homepage https://www.duesseldorf.de/hetjens bekanntgegeben.