Um für zukünftige Hochwasser von innerstädtischen Gewässern noch besser gerüstet zu sein, hat der Stadtentwässerungsbetrieb (SEBD) der Landeshauptstadt Düsseldorf in den letzten zwölf Monaten seine Planungen zum Hochwasserschutz forciert und planerische und bauliche Optimierungen erarbeitet. Darüber hinaus stand auch die Starkregenvorsorge im Fokus. Hintergrund ist das Starkregenereignis, das vor rund einem Jahr, am 14. und 15. Juli 2021, auch Düsseldorf heimsuchte. Der Starkregen führte zu einem Hochwasser, das einem Jahrtausendereignis nahekam. Im Stadtgebiet trat die Düssel an mehreren Stellen über die Ufer und verursachte großflächige Überschwemmungen. Aber auch abseits der Gewässer traten viele weitere, zum Teil starke Überflutungen aufgrund des Starkregens auf.
“In der katastrophalen Situation, die durch den Starkregen und das Hochwasser im Juli vergangenen Jahres eingetreten ist, haben wir schnell und zielgerichtet geholfen”, sagt Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller. “Dazu gehörten beispielsweise die Soforthilfen von einer Million Euro, die mit einem Dringlichkeitsbeschluss auf den Weg gebracht und vom Rat verabschiedet worden sind. Zugleich wurden umgehend Maßnahmen zum Hochwasserschutz und zur Starkregenvorsorge ergriffen, um Düsseldorf für die Zukunft bestmöglich aufzustellen. Auch an einem gezielten Risikomanagement, um Schäden zu minimieren und bestenfalls zu verhindern, wird mit Hochdruck gearbeitet.”
Die Landeshauptstadt Düsseldorf hatte Mittel für besonders betroffene Stadtbezirke zur Verfügung gestellt und eine Million Euro Soforthilfe für die Beseitigung von den Hochwasserfolgen bereit gestellt — vornehmlich für die Stadtbezirke 7 und 8. Die Soforthilfe wurde im Stadtbezirk 7 an Privatpersonen über das Netz gegen Armut vor Ort in den betroffenen Gebieten verteilt und an Sport- und Kleingartenvereine über die Bezirksverwaltungsstelle 7 ausgezahlt. Nach wie vor stehen Bezirksvertretung und Bezirksverwaltungsstelle im regen Austausch mit den vom Hochwasser tangierten Menschen und Vereinen.
Maßnahmen, die der Stadtentwässerungsbetrieb seit dem letzten Jahr realisiert hat, im Einzelnen:
Starkregengefahrenkarte für Düsseldorf
Interessierte wie etwa Grundstückseigentümerinnen und ‑eigentümer können sich mit der Starkregengefahrenkarte einen ersten Eindruck von potenziellen Gefahrenpunkten durch Starkregenabflüsse verschaffen und vorbeugende Maßnahmen zum Schutz ihres Eigentums ergreifen. Die Karte wurde im September 2021 veröffentlicht und zeigt Bereiche im Stadtgebiet, die durch Starkregen besonders betroffen sein können, sodass eine Risikoeinschätzung vorgenommen werden kann. Basis der Starkregengefahrenkarte ist ein digitales Geländemodell. Tiefliegende Stellen und Senken des Geländes, in denen sich das Wasser im Falle eines Starkregens sammeln könnte, wurden anhand von topographischen Analysen erfasst und eine Simulation von Überflutungsflächen bei einem extremen Starkregen unter Berücksichtigung des Kanalnetzes durchgeführt.
Die Starkregengefahrenkarte für Düsseldorf ist online abrufbar unter: www.duesseldorf.de/starkregengefahrenkarte. Sie wurde vom Stadtentwässerungsbetrieb erstellt und in Kooperation mit dem Vermessungs- und Katasteramt veröffentlicht.
Provisorischer Hochwasserschutz in der Ostparksiedlung
Die Düsseldorfer Ostparksiedlung war infolge des Starkregenereignisses im Juli 2021 besonders von Überflutungen durch die Nördliche Düssel betroffen. Als Sofortmaßnahme wurden nach dem Unwetter Überlegungen angestellt, wie bis zur Errichtung einer endgültigen Hochwasserschutzeinrichtung das Quartier geschützt werden kann. Im Ergebnis wurde eine provisorische Hochwasserschutzeinrichtung entlang der Nördlichen Düssel an der Zweibrückenstraße gebaut. Auf einer Länge von 500 Metern wurden T‑förmige Kanalsteine verlegt und mittels Mörtel und Dichtmittel miteinander verbunden. Somit ist jetzt ein ausreichender vorläufiger Hochwasserschutz für die Ostparksiedlung vor einem 100-jährlichen Hochwasserereignis vorhanden.
Nach derzeitigem Terminplan wird nach Planfeststellungsbeschluss der Unteren Wasserbehörde die Ausführungsplanung für die dauerhafte Hochwasserschutzeinrichtung erstellt und im Winter 2024/2025 mit dem Bau begonnen.
Gewässermodellierung der innerstädtischen Gewässer
Auf Basis der bestehenden Niederschlags-Abfluss-Modelle der Bezirksregierung Düsseldorf zur Ermittlung der Hochwassergefahrenkarten sollen die Modelle aktualisiert, erweitert und mit einem höheren Genauigkeitsgrad für die innerstädtischen Gewässer erstellt werden. Auf diese Weise werden vertiefende Erkenntnisse gewonnen, wie sich verschiedene Regenereignisse auf das Abflussverhalten der Gewässer im Düsselsystem auswirken. Diese Überarbeitung ist Grundlage dafür, verschiedene Hochwasserszenarien in einem Bezug zu gemessenen Pegeldaten zu erhalten. Die dazu notwendige Software wurde bereits beschafft und vorhandene Modelle wurden implementiert. Erste Modellrechnungen sollen bis Ende 2022 erfolgen.
Online-Abfrage zu den Auswirkungen des Hochwasserereignisses aus 2021
Die neuen Modellberechnungen an den innerstädtischen Gewässern sollen die Geschehnisse bei Hochwasser möglichst präzise berechnen und darstellen, welche Bereiche bei welchen Wasserständen überflutet werden. In diesem Zusammenhang soll auch das Hochwasserereignis vom Juli 2021 im Berechnungsmodell nachgebildet und mit den tatsächlichen Vorkommnissen abgeglichen werden, um das Modell zu überprüfen und gegebenenfalls zu verbessern.
Bei Schutzmaßnahmen vor Starkregen und Hochwasser sind die öffentlichen Maßnahmen, die der SEBD wie auch der Bergisch Rheinische Wasserverband vorantreiben, nur ein Baustein. Ebenso wichtig ist es, dass auch die Bürgerinnen und Bürger eigene Schutzvorkehrungen treffen. Nur gemeinsam lassen sich Schäden durch Hochwasser und Starkregen minimieren. Betroffene können beispielsweise helfen, indem sie an der Online-Umfrage teilnehmen.
Betroffene können oft sehr genau beschreiben, welches Ausmaß das Hochwasser in ihrer Umgebung hatte. Viele Menschen haben auch während des Ereignisses sehr gewissenhaft dokumentiert, was vorgefallen ist. Daher hat der SEBD eine Online-Umfrage konzipiert: www.duesseldorf.de/umfrage-hochwasser
In der Umfrage sollen die Befragten angeben, an welcher Position und zu welcher Zeit sie Überflutungen festgestellt haben. Der Standort kann auf einer Karte ausgewählt werden. Zusätzliche Beobachtungen, Wasserstände, Angaben wie Wassereindrang und auch Fotos können eingereicht werden, um die genauen Geschehnisse des Unwetters “Bernd” zu rekonstruieren. Die Beantwortung dauert nur wenige Minuten und kann für verschiedene Standorte auch mehrmals ausgefüllt werden. Alle Angaben sind freiwillig und werden datenschutzkonform behandelt.
Schaffung von zusätzlichem Retentionsraum an der Südlichen Düssel
Der Stadtentwässerungsbetrieb prüft regelmäßig, ob an den Gewässern im Stadtgebiet und insbesondere im Zuge des naturnahen Ausbaus der Gewässer zusätzlicher Retentionsraum gewonnen werden kann. Retentionsräume dienen auch dem Hochwasserschutz, da sie dem Gewässer im Hochwasserfall mehr Raum bieten. Das Wasser kann so ausweichen, ohne Schäden anzurichten, kommt zeitverzögert zum Abfluss und der Wasserspiegel wird abgesenkt. Die Schaffung zusätzlicher Retentionsräume dient dem Schutz der Anliegerinnen und Anlieger.
Im Rahmen des naturnahen Gewässerausbaus der Südlichen Düssel (2. Bauabschnitt, Sandträgerweg bis Kamper Weg) wird entlang des Reichenbacher Weges eine rund 5.400 Quadratmeter große Fläche (derzeit sogenanntes Grabeland) als zusätzlicher Retentionsraum in die Planung mit einbezogen. Baubeginn ist im Sommer 2023.
Ausbau der Pegel im Düsselsystem
Die Pegel der Stadt Düsseldorf entlang des Düsselsystems werden derzeit modernisiert. Zusätzlich sollen die Pegelstände zum Ende des Jahres digital auch für Bürgerinnen und Bürger über die Internetseite des Stadtentwässerungsbetriebes abrufbar sein. Eine Software ermöglicht den Import in ein Messdatenmanagementsystem und wandelt die Daten automatisch in geeignete Grafiken um. Im Hochwasserfall werden die Pegeldaten automatisch in Fünf-Minuten-Schritten dargestellt und aktualisiert.
Die Pegelanlagen an der Nördlichen und Südlichen Düssel sowie dem Eselsbach konnten bereits umgebaut und mit moderner Mess‑, Speicher- und Übertragungstechnik ausgestattet werden. An der Ungeteilten Düssel und am Brückerbach wird der Umbau voraussichtlich im 4. Quartal dieses Jahres erfolgen.
Die Pegel des Stadtentwässerungsbetriebes können Informationen zu aktuellen Wasserständen liefern und verdichten auf kommunaler Ebene lokal ein bestehendes Netz aus Pegeln des Bundes, des Landes oder von Wasserwirtschaftsverbänden. Sie sind allerdings nicht für Warnzwecke konzipiert.
Individuelle Starkregenberatung – auch direkt vor Ort
Bereits seit 2018 wird eine kostenlose, individuelle Starkregenberatung durch den Stadtentwässerungsbetrieb Düsseldorf angeboten. Die Beratung kann telefonisch, per E‑Mail, per Videokonferenz oder vor Ort erfolgen. Dabei wird bei den Objekten abgeschätzt, wie hoch eine Überflutungsgefahr für das Grundstück ist. Bei einer Beratung vor Ort werden anhand einer eigenen Checkliste potenzielle Gefahren ermittelt und mögliche Schutzmaßnahmen nahegelegt.
Seit dem Starkregenereignis wird die Starkregenberatung verstärkt in Anspruch genommen. So sind in den vergangenen Monaten rund 650 individuelle Beratungen angefragt und größtenteils durchgeführt worden. Pandemiebedingt konnten zeitweise keine Vor-Ort-Termine angeboten werden, aktuell ist mit einer Wartezeit von etwa zwei Monaten zu rechnen.
Das Beratungsteam Starkregen des SEBD ist unter 0211–8926763 oder 0211–8922724 sowie per E‑Mail an starkregen@duesseldorf.de erreichbar. Informationen sind zudem online unter www.duesseldorf.de/starkregen abrufbar.
Darüber hinaus wurde die Starkregenberatung bei zahlreichen Informationsveranstaltungen, Bezirksvertretungen und Stadtbezirkskonferenzen vorgestellt. Bei einer Informationsveranstaltung im Innenhof des Rathauses war die Starkregenberatung ebenfalls mit einem Stand vertreten. Die Beratungsangebote werden gut angenommen.
Weitere Hochwasserschutzmaßnahmen am Rhein und Ausblick
Erarbeitung eines Hochwasserkommunikationskonzeptes
Die Bürgerinnen und Bürger sollen noch stärker für die Gefahren durch Hochwasser und Starkregen sensibilisiert werden und Informationen erhalten, welche Handlungsmöglichkeiten bestehen, um sich bestmöglich vor Überflutungen zu schützen. Zu diesem Zweck wird neben den bereits bestehenden Angeboten derzeit ein Hochwasserkommunikationskonzept erarbeitet. Damit soll das Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass es sich bei Überflutungen durch Starkregen und Überschwemmungen durch Hochwasser um zwei Problematiken handelt, die zwar ineinander übergreifen können, aber unterschiedlich betrachtet werden.
Der SEBD schreitet zudem in der Umsetzung der Hochwasserschutzmaßnahmen am Rhein voran. Im Jahr 2023 ist der Baubeginn in Himmelgeist für die direkte Ortslage und den Bereich Schloss Meierhof geplant, der Planfeststellungsbeschluss für die Himmelgeister Landstraße ist seit Juni 2022 bestandskräftig und die Genehmigungsplanung für die Deichsanierung in Lohausen wurde zur Vorprüfung bei der Bezirksregierung Düsseldorf eingereicht.
Hintergrund:
Starkregenereignis und Hochwasser am 14. und 15. Juli 2021 in Düsseldorf
Nach dem Starkregen am 14. und 15. Juli trat die Düssel an mehreren Stellen über die Ufer — es kam zu Überschwemmungen im Stadtgebiet. Die Feuerwehr hat im Zusammenhang mit dem Ereignis insgesamt rund 1.900 Einsätze verzeichnet. Bei den meisten Einsätzen handelte es sich um vollgelaufene Keller in der besonders stark betroffenen Ostpark-Siedlung. In den darauffolgenden Tagen wurden durch den SEBD und der AWISTA (Sperrmüll) in den betroffenen Bereichen intensive Säuberungsaktionen und umfassende Aufräumarbeiten durchgeführt.