Landtag erinnert an den Kampf um Leben und Freiheit
Der Landtag Nordrhein-Westfalen erinnert an den Aufstand im Warschauer Ghetto vor 80 Jahren und gedenkt der Opfer des Nationalsozialismus. Der Aufstand begann am 19. April 1943 und war der größte organisierte Aufstand der jüdischen Bevölkerung Polens gegen die deutschen Besatzer. Der Landtag zeigt zum Gedenken morgen eine Fotoausstellung auf der Informations-Wand am Vorplatz des Parlaments.
In seinem Fotografieprojekt „Stadt der Lebenden, Stadt der Toten“ (Miasto Żywych, Miasto Umarłych) verbindet Robert Wilczyński Archivaufnahmen aus dem Warschauer Ghetto mit heutigen Aufnahmen aus der polnischen Hauptstadt. Begleitet werden die Fotoarbeiten von ausgewählten Zitaten aus Primärquellen der damaligen Zeit, darunter Tagebüchern, die das tägliche Leben, Leiden und den Tod im Ghetto zwischen 1940 und 1942 dokumentieren. Der Künstler mahnt auf diese Weise, an die Schicksale und die Geschichten der Betroffenen zu erinnern.
Die Fotos werden am 19. April, dem Gedenktag des Beginns des Aufstandes, auf der Informations-Wand am Landtagsgebäude und aufwww.landtag.nrw. de gezeigt. Das Projekt wurde vom „Warschauer Ghetto-Museum“ organisiert.
Der Präsident des Landtags, André Kuper, sagt: „Der Wille zur Freiheit im Menschen ist stärker als seine Angst vor dem Tod! Was beim Aufstand in Warschau vor 80 Jahren geschah, bleibt unvergessen!“ Der polnische Generalkonsul Jakub Wawrzyniak betont: „Dieses Jahr gedenken wir besonders auch den Zivilpersonen — etwa 50.000 Frauen, Männern und Kindern, die sich während der Kämpfe auf Dachböden und in Bunkern versteckt hielten und nach der Niederschlagung des Aufstandes in den Trümmern des Ghettos. Sie blieben den deutschen Soldaten wochenlang verborgen, und ihr Widerstand war ebenso wichtig wie der derjenigen, die mit der Waffe in der Hand kämpften“.
Die Gruppe schlecht bewaffneter Kämpfer schaffte es, beinahe vier Wochen lang Widerstand zu leisten. Am 16. Mai 1943 wurde der Aufstand blutig niedergeschlagen. Die SS erklärte das Ghetto für aufgelöst, die Überreste wurden zerstört.
Nazi-Deutschland hatte Polen am 1. September 1939 ohne offizielle Kriegserklärung überfallen. Das Datum markiert zugleich den Beginn des Zweiten Weltkriegs. Nach dreiwöchiger Belagerung kapitulierte die polnische Hauptstadt. Dort lebte die größte urbane jüdische Gemeinschaft Europas. Unmittelbar nach der Besetzung begannen die deutschen Einheiten, die jüdische Bevölkerung durch Zwangsmaßnahmen zu terrorisieren.
Im besetzten Polen wurden mehr als 600 Ghettos errichtet, die als Vorstufe zur Deportation in ein Vernichtungslager dienten. Am 2. Oktober 1940 ordneten die Deutschen die Errichtung des größten Ghettos auf polnischem Boden in Warschau an. Nachdem dessen Tore am 16. November 1940 geschlossen waren, lebten dort auf drei Quadratkilometern rund 400.000 Menschen unter menschenunwürdigen Bedingungen und waren vom Rest der Stadt abgeschlossen. Rund um das Ghetto wurde eine drei Meter hohe, 18 Kilometer lange Mauer errichtet.