Die Preis­trä­ger 2023 (v.l.): K. Spa­niol, M. Nardi, Dr. T. Win­ner­ling, M. Dicu, A. Rei­mann, T. Kılın­cel, M. Mann, D. Falk, Dr. A. Ber­lina, F. Besch und T. Baba mit OB Dr. S. Kel­ler (M.) und der Bei­geord­ne­ten M. Koch,©Landeshauptstadt Düsseldorf/David Young

 

Preis ist mit 6.000 Euro dotiert

Tra­di­tio­nell in der Vor­weih­nachts­zeit zeich­net die Lan­des­haupt­stadt Düs­sel­dorf talen­tierte Künst­le­rin­nen und Künst­ler für ihre Leis­tun­gen aus und ver­gibt dazu jeweils zwei För­der­preise in den Berei­chen Bil­dende Kunst, Dar­stel­lende Kunst, Musik und Lite­ra­tur. Außer­dem wird in die­sem Jahr der För­der­preis für Wis­sen­schaf­ten ver­lie­hen, der alle zwei Jahre in Koope­ra­tion mit der Hein­rich-Heine-Uni­ver­si­tät ver­ge­ben wird.

Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Ste­phan Kel­ler hat am Diens­tag, 12. Dezem­ber, den dies­jäh­ri­gen Preis­trä­ge­rin­nen und Preis­trä­gern ihre Urkun­den ver­lie­hen. Die fei­er­li­che Ver­an­stal­tung fand im Ple­nar­saal des Rat­hau­ses statt. Die Dotie­rung der Preise beträgt 6.000 Euro.

Die För­der­preise für Bil­dende Kunst 2023 gehen an Anys Rei­mann (Male­rin und Bild­haue­rin) und Mira Mann (Performance‑, Video- und Instal­la­ti­ons­künst­le­rin). Im Bereich Dar­stel­lende Kunst wer­den Tümay Kılın­çel (Tanz-Per­for­me­rin, Cho­reo­gra­phin und Regis­seu­rin) sowie das Künst­ler-Duo Kath­rin Spa­niol und Mor­gan Nardi ausgezeichnet.

Die För­der­preise für Musik erhal­ten Flo­rence Besch (Sin­ger-Song­wri­te­rin) und Michaela Dicu (Musik­thea­ter­ver­mitt­le­rin). Die För­der­preise für Lite­ra­tur wer­den an Dr. Alex­an­dra Ber­lina und Diet­lind Falk ver­lie­hen. Beide sind als Lite­ra­tur­über­set­ze­rin­nen und Autorin­nen tätig. Mit dem För­der­preis für Wis­sen­schaf­ten wird in die­sem Jahr der His­to­ri­ker PD Dr. Tobias Win­ner­ling ausgezeichnet.

Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Ste­phan Kel­ler: “Der För­der­preis hilft den Preis­trä­ge­rin­nen und ‑trä­gern bei der Umset­zung ihrer ambi­tio­nier­ten Pro­jekte. Dabei set­zen sie sich mit unter­schied­li­chen Kunst­for­men aus­ein­an­der, um ihre Anlie­gen aus­zu­drü­cken. Daher ist die jähr­li­che Ver­lei­hung ein wich­ti­ger Bau­stein, um die kul­tu­relle Viel­falt in Düs­sel­dorf zu wah­ren und wei­ter sicht­bar zu machen.”

Zum zwei­ten Mal wird auch der För­der­preis der Kunst- und Kul­tur­stif­tung der Stadt­spar­kasse Düs­sel­dorf ver­lie­hen, der seit dem ver­gan­ge­nen Jahr abwech­selnd in den Spar­ten Bil­dende Kunst, Dar­stel­lende Kunst und Musik ver­ge­ben wird. Das jähr­lich zu ver­ge­bende Preis­geld beträgt eben­falls 6.000 Euro.

In die­sem Jahr fin­det die Ver­gabe des Prei­ses im Bereich der Dar­stel­len­den Kunst statt. Die Kunst- und Kul­tur­stif­tung der Stadt­spar­kasse Düs­sel­dorf zeich­net den Tän­zer und Cho­reo­gra­phen Takao Baba aus.

För­der­preis für Bil­dende Kunst

Anys Rei­mann
Nach ihrem Stu­dium der Innen­ar­chi­tek­tur in Trier absol­vierte sie ihre künst­le­ri­sche Aus­bil­dung an der Kunst­aka­de­mie Düs­sel­dorf im Bereich Bild­haue­rei bei Tho­mas Grün­feld und Male­rei bei Ellen Gal­lag­her. Die Künst­le­rin zeigte ihre Arbei­ten bereits in ver­schie­de­nen Kul­tur­in­sti­tu­tio­nen in Düs­sel­dorf und Umge­bung. Außer­dem hat Anys Rei­mann einen Lehr­auf­trag an der Hoch­schule Düs­sel­dorf im Fach­be­reich Design.

In der Begrün­dung der Jury heißt es unter ande­rem: “Anys Rei­manns künst­le­ri­sche Arbeit ist viel­schich­tig, kom­plex und im bes­ten Sinne eigen. Ihre Bil­der, Objekte und Instal­la­tio­nen erzäh­len von Kör­per­lich­keit, Iden­ti­tät, Geschlecht, Sexua­li­tät und Fremd­zu­schrei­bung. Kul­tu­relle Ein­flüsse und indi­vi­du­el­les Selbst­ver­ständ­nis ver­schrän­ken und über­la­gern sich und erzeu­gen ein neues, flui­des Ver­ständ­nis von Iden­ti­tät, das Hybri­di­tät als ein grund­le­gen­des Wesens­merk­mal der Kon­struk­tion die­ser Iden­ti­tät betrachtet.”

Mira Mann
Die deutsch-korea­ni­sche Künst­le­rin stu­dierte an der Kunst­aka­de­mie Düs­sel­dorf als Meis­ter­schü­le­rin von Domi­ni­que Gon­za­les-Foers­ter. Sie erhielt bereits zahl­rei­che Preise und Sti­pen­dien und stellt ihre Werke sowohl natio­nal als auch inter­na­tio­nal aus.

Die Jury begrün­det ihre Ent­schei­dung unter ande­rem wie folgt: “Mira Mann über­zeugte […] mit ihrem inno­va­ti­ven und sehr eigen­stän­di­gen mul­ti­me­dia­len Ansatz, der zeit­ba­sierte Medien wie Per­for­mance und Video mit Instal­la­tion, szen­o­gra­fi­schen Ele­men­ten, Skulp­tur und ver­schie­de­nen Bild­me­dien ver­bin­det. Mann nutzt unter­schied­li­che kul­tu­relle Tra­di­tio­nen des Story Tel­lings und fik­tio­na­len Erzäh­lens (bei­spiels­weise aus dem tra­di­tio­nel­len korea­ni­schen pan­sori-Gesang), um einer­seits bestehende gesell­schaft­li­che Struk­tu­ren und kol­lek­tive Erin­ne­run­gen sicht­bar zu machen, ande­rer­seits aber auch, um neue soziale Nar­ra­tive und fluide Iden­ti­tä­ten zu schaffen.”

För­der­preis für Dar­stel­lende Kunst

Kath­rin Spa­niol und Mor­gan Nardi
Das Duo arbei­tet bereits seit 20 Jah­ren in ver­schie­de­nen Kon­stel­la­tio­nen zusam­men und hat bereits zahl­rei­che teil­weise preis­ge­krönte Pro­duk­tio­nen natio­nal und inter­na­tio­nal gezeigt. Ihre Arbeit bewegt sich an der Schnitt­stelle von Tanz und Per­forming Arts. Kenn­zeich­nend ist ein beson­de­rer Umgang mit Räu­men in einem Span­nungs­feld zwi­schen Nar­ra­tion und for­ma­ler Verfremdung.

Die Jury hebt an der Arbeit des Duos her­vor: “Zuschau­en­den kom­men von der rei­nen Betrach­tung und Beob­ach­tung ihrer dar­ge­stell­ten Kunst­ak­tio­nen ins sinn­li­che Wahr­neh­men und zur Selbst-Refle­xion. So ent­ste­hen span­nende Zwi­schen­räume und Aus­ein­an­der­set­zun­gen über den blo­ßen Kunst­ge­nuss hin­aus. Die Betrach­ten­den wer­den auf sub­tile Weise in den Sog der Per­for­mance gezo­gen. Dies macht die Zusam­men­ar­beit des Künst­ler­duos Kath­rin Spa­niol und Mor­gan Nardi so besonders.”

Tümay Kılın­cel
Die Tanz-Per­for­me­rin aus Düs­sel­dorf stu­dierte Zeit­ge­nös­si­schen Tanz in Ber­lin sowie Cho­reo­gra­fie & Per­for­mance in Gie­ßen. Sie arbei­tet bun­des­weit als Per­for­me­rin, Cho­reo­gra­fin und Regis­seu­rin, vor allem in Düs­sel­dorf, Frank­furt am Main und Ber­lin. Auch inter­na­tio­nal wird ihre Arbeit prä­sen­tiert, die sich vor allem mit dem Thema Macht­ver­hält­nisse beschäftigt.

In der Begrün­dung der Jury heißt es unter ande­rem: “Ihr Arbeits­an­satz ist for­schungs­ba­siert und beschäf­tigt sich in jüngs­ter Zeit unter ande­rem immer stär­ker mit Tan­z­ele­men­ten des tür­ki­schen Kul­tur­raums, dem Hei­mat­land ihrer Eltern, in ers­ter Linie den Raks, im Umgangs­sprach­li­chen auch bekannt als ‘Bauch­tanz’, und bricht mit her­kömm­li­chen Annah­men, um ihn als künst­le­ri­sches und eman­zi­pier­tes Genre im west­li­chen Tanz­ka­non zu ver­or­ten, und erwei­tert unse­ren west­li­chen Blick auf ein teils männ­lich ver­klär­tes Bild des Orients.”

För­der­preis für Musik

Flo­rence Besch
Die gebür­tige Luxem­bur­ge­rin zog für ihr Stu­dium der Kunst­ge­schichte und Ger­ma­nis­tik nach Düs­sel­dorf. Inspi­riert durch die Stra­ßen­mu­sik­szene begann Flo­rence Besch 2015 eigene Songs zu schrei­ben und 2017 erste kleine Kon­zerte zu spie­len. Mitt­ler­weile tritt sie bun­des­weit bei Fes­ti­vals und Kon­zert­ver­an­stal­tun­gen auf und ver­öf­fent­licht ihre Musik, die sie dem Genre “Dream Grunge” zuordnet.

In der Jury­be­grün­dung heißt es: “Flo­rence Besch passt nicht nur in diese Zeit — sie spie­gelt sie wider. Cat­calls, Toxi­zi­tät und Gerech­tig­keit the­ma­ti­siert die Wahl-Düs­sel­dor­fe­rin in den sozia­len Medien. Musi­ka­lisch kom­bi­niert sie bedeut­same Texte mit locker­leich­ten Pop­me­lo­dien. Die blei­ben im Ohr und bewe­gen wahl­weise zum Nach­den­ken oder zum Tanzen.”

Michaela Dicu
Die Musik­thea­ter-Ver­mitt­le­rin stu­dierte Thea­ter­wis­sen­schaf­ten an der Jus­tus-Lie­big-Uni­ver­si­tät Gie­ßen und war lange als frei­schaf­fende Pro­jekt- und Pro­duk­ti­ons­lei­te­rin sowie Regis­seu­rin tätig. Sie wirkte bereits bei zahl­rei­chen Pro­duk­tio­nen, bspw. im Rah­men von RUHR.2010, mit und insze­nierte bun­des­weit (Musik-)Theaterstücke. Seit 2022 ist sie Lei­te­rin der Jun­gen Oper an der Deut­schen Oper am Rhein.

In der Begrün­dung der Jury heißt es unter ande­rem: “Michaela Dicu ist eine ganz beson­dere Künst­le­rin, die die Zwi­schen­be­rei­che zwi­schen rei­nem künst­le­ri­schen Aus­druck und Kul­tur­ver­mitt­lung nicht als Grau­zone, son­dern als wesent­li­chen krea­ti­ven Bereich betrach­tet, in dem eine sich wan­delnde Stadt­ge­sell­schaft an ihrem Puls beglei­tet wer­den kann.”

För­der­preis Literatur

Diet­lind Falk
Die Autorin und Über­set­ze­rin stammt aus dem Ruhr­ge­biet und stu­dierte Lite­ra­tur­über­set­zen an der Hein­rich-Heine-Uni­ver­si­tät Düs­sel­dorf, wo sie im Jahre 2019 einen Lehr­auf­trag in die­sem Bereich über­nom­men hatte. Sie wurde bereits mit meh­re­ren Sti­pen­dien geför­dert und ver­öf­fent­lichte im Sep­tem­ber 2023 ihren zwei­ten eige­nen Roman.

Dar­über hin­aus heißt es in der Jury­be­grün­dung: “Neben ihrer Autorin­nen­tä­tig­keit für eigene Texte, arbei­tet sie als Über­set­ze­rin aus dem Eng­li­schen und Fran­zö­si­schen. So ist sie aktu­ell mit einer geför­der­ten Neu­über­set­zung von Octa­via E. But­lers ‘Parable’-Reihe befasst. Dass die Lite­ra­tin dar­über hin­aus in einer Punk­band (‘Thei­len’) spielt, ver­deut­licht ihre künst­le­ri­sche Mehr­fach­be­ga­bung ein­drucks­voll. Mit Diet­lind Falk zeich­net die Stadt eine junge, kraft­volle, und wilde lite­ra­ri­sche Stimme Düs­sel­dorfs aus.”

Dr. Alex­an­dra Berlina
Die rus­sisch­stäm­mige Autorin und Über­set­ze­rin stu­dierte an der Hein­rich-Heine-Uni­ver­si­tät Düs­sel­dorf Anglis­tik, Ame­ri­ka­nis­tik und Ger­ma­nis­tik, ging dann nach Lon­don für ein Stu­dium der ver­glei­chen­den Lite­ra­tur- und Über­set­zungs­wis­sen­schaf­ten am Uni­ver­sity Col­lege. An der Uni­ver­si­tät Duis­burg-Essen pro­mo­vierte sie schließ­lich im Bereich Über­set­zungs­stu­dien und Ame­ri­ka­nis­tik. Seit­dem arbei­tet sie als frei­be­ruf­li­che Über­set­ze­rin und wurde bereits mit zahl­rei­chen Prei­sen und Sti­pen­dien aus­ge­zeich­net. Dar­über hin­aus ist sie als Dozen­tin tätig und hatte bereits Lehr­auf­träge an der Uni­ver­si­tät Bie­le­feld und Duisburg-Essen.

Die Jury weist in ihrer Begrün­dung auch auf ihr poli­ti­sches Enga­ge­ment hin: “Sie enga­giert sich für ukrai­ni­sche Geflüch­tete, hat Alexei Nawal­nys Reden vor Gericht sowie das Kriegs­ta­ge­buch eines ukrai­ni­schen Mäd­chens (‘Ihr wisst nicht, was Krieg ist’) über­setzt. Mit Alex­an­dra Ber­lina wird eine her­aus­ra­gende Lite­ra­tin aus­ge­zeich­net, wel­che die Düs­sel­dor­fer Lite­ra­tur­szene in beson­de­rer Weise bereichert.“

För­der­preis für Wissenschaften

PD Dr. Tobias Winnerling
Der His­to­ri­ker begann seine wis­sen­schaft­li­che Lauf­bahn mit einem Stu­dium der Geschichte, Phi­lo­so­phie und des Moder­nen Japans in Hagen und Düs­sel­dorf. Nach Anstel­lun­gen als wis­sen­schaft­li­cher Mit­ar­bei­ter an der Hein­rich-Heine-Uni­ver­si­tät und der Kon­in­kli­jke Neder­landse Aka­de­mie van Wetenschap­pen in Ams­ter­dam habi­li­tierte er Mitte 2021 für den Bereich Geschichte der Frü­hen Neu­zeit an der Hein­rich-Heine-Uni­ver­si­tät. Seine Arbeit wurde bereits mit Sti­pen­dien und Prei­sen ausgezeichnet.

In der Jury­be­grün­dung heißt es unter ande­rem: “Herr Win­ner­ling scheint […] für die­sen Preis nicht nur geeig­net, weil er ein unge­mein viel­sei­ti­ger und viel­fach enga­gier­ter Wis­sen­schaft­ler ist, der im Feld der Geschichts­wis­sen­schaf­ten auch über die Gren­zen Deutsch­lands bereits für erheb­li­che Auf­merk­sam­keit gesorgt hat. Vor allem hat er hin­sicht­lich der von ihm bear­bei­te­ten The­men Neu­land betreten.”

För­der­preis der Kunst- und Kul­tur­stif­tung der Stadt­spar­kasse Düs­sel­dorf für Dar­stel­lende Kunst

Takao Baba
Der gebür­tige Japa­ner lernte das Tan­zen zunächst als Auto­di­dakt, bevor er in Düs­sel­dorf den Cho­reo­gra­fen Mar­vin A. Smith ken­nen­lernte, der ihn als sein Men­tor in die pro­fes­sio­nelle Welt des Tan­zens ein­führte. In der Folge arbei­tete er welt­weit für nam­hafte Musi­kacts, bevor er anfing, eigene Büh­nen­stü­cke zu kre­ieren und Tanz­ver­an­stal­tun­gen zu orga­ni­sie­ren. Eben­falls ist er als Cho­reo­graf für ver­schie­dene Thea­ter­häu­ser und Kom­pa­nien tätig.

In der Begrün­dung der Jury heißt es unter ande­rem: “Takao Baba sieht sich neben sei­ner künst­le­ri­schen Arbeit auch in der Ver­ant­wor­tung als kul­tu­rel­ler Weg­be­rei­ter für den urba­nen Tanz. […] Die von ihm orga­ni­sierte Ver­an­stal­tung Fun­kin Sty­lez gehört zu den wich­tigs­ten und inno­va­tivs­ten Tanz­ver­an­stal­tun­gen in Europa und war maß­geb­lich für die Ver­brei­tung des urba­nen Tan­zes und des Voguings in Deutsch­land verantwortlich.”