Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Ste­phan Kel­ler und Bezirks­bür­ger­meis­te­rin Bir­git Schen­tek ent­hül­len am Klos­ter­hof in Unter­rath gemein­sam mit Jutta Wevers eine Gedenk­stele für Lie­se­lotte Wevers,©Landeshauptstadt Düsseldorf/Michael Gstettenbauer

 

Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Ste­phan Kel­ler und Bir­git Schen­tek, Bezirks­bür­ger­meis­te­rin im Stadt­be­zirk 6, haben am Diens­tag, 23. Januar, am Klos­ter­hof in Unter­rath zusam­men mit Jutta Wevers eine Gedenk­stele für Lie­se­lotte Wevers enthüllt.

Lie­se­lotte Wevers wurde am 15. April 1931 in Düs­sel­dorf gebo­ren. Sie hatte Tri­so­mie 21 (das Down-Syn­drom) und wuchs zunächst bei ihren Eltern in Hösel bei Ratin­gen auf. Spä­ter kam Lie­se­lotte in das dama­lige St. Josefs-Heim in Unter­rath. Im Rah­men der Mas­sen­morde an psy­chisch Erkrank­ten und Men­schen mit geis­ti­gen oder kör­per­li­chen Behin­de­run­gen wurde Lie­se­lotte im Sep­tem­ber 1943 in die “Anstalt Kal­men­hof” im hes­si­schen Idstein ver­legt. Hier starb sie am 22. Sep­tem­ber 1943 im Alter von zwölf Jah­ren. Im Kon­text der mas­sen­haf­ten Ermor­dung von Kin­dern an die­sem Ort ist mit größ­ter Wahr­schein­lich­keit davon aus­zu­ge­hen, dass Lie­se­lotte kei­nes natür­li­chen Todes starb, son­dern ermor­det wurde. Das Mäd­chen hat in Idstein kein indi­vi­du­el­les Grab. In Lie­se­lot­tes Geburts­stadt Düs­sel­dorf war das Josefs­heim in Unter­rath ihre letzte Station

Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Ste­phan Kel­ler: “Die ent­setz­li­che und bewe­gende Geschichte von Lie­se­lotte Wevers ist uns Mah­nung, der­ar­ti­ges Unrecht nie wie­der zuzu­las­sen. Wir kön­nen die Ver­bre­chen nicht unge­sche­hen machen. Aber wir kön­nen an die Opfer erin­nern. Die heute ent­hüllte Gedenk­stelle ist daher auch eine Erin­ne­rung an alle Düs­sel­dor­fer Opfer des Natio­nal­so­zia­lis­mus. Wenn sich Fein­din­nen und Feinde der Demo­kra­tie sam­meln und über die Ver­schlep­pung und Ver­trei­bung von Men­schen debat­tie­ren, müs­sen wir alle zusam­men­ste­hen. Wir sagen deut­lich und mit Nach­druck: Nein! Es darf, es wird kein zwei­tes Mal geben.”

Nach­dem der Tod des Mäd­chens jahr­zehn­te­lang inner­halb der Kern­fa­mi­lie ver­schwie­gen wurde, konnte 2022/2023 mit Hilfe der Mahn- und Gedenk­stätte der Lan­des­haupt­stadt Düs­sel­dorf und dem Stadt­ar­chiv Ratin­gen her­aus­ge­fun­den wer­den, wann und wo Lie­se­lotte starb. Zusam­men­ge­ar­bei­tet wurde hier­bei mit der Nichte, Jutta Wevers, die inzwi­schen viel zum kur­zen Leben ihrer Tante erforscht hat.

Hin­ter­grund
Wäh­rend des Natio­nal­so­zia­lis­mus waren in Düs­sel­dorf Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten der gro­ßen Pfle­ge­an­stal­ten, wie etwa in Gra­fen­berg, oder der klei­ne­ren, kon­fes­sio­nell geführ­ten Häu­ser und Heime akut von “Medi­zin­ver­bre­chen” bedroht. Tau­sende Düs­sel­dor­fe­rin­nen und Düs­sel­dorf sind ab 1934 zwangs­ste­ri­li­siert wor­den. Men­schen mit Behin­de­run­gen wur­den erfasst und begut­ach­tet. Ärzte ent­schie­den, wel­ches Leben angeb­lich “unwert” sei und emp­fah­len den Abtrans­port. Psy­chisch Erkrankte, Depres­sive, Men­schen mit affek­ti­ven oder kogni­ti­ven Stö­run­gen, mit Lern­schwä­chen, mit geis­ti­gen Behin­de­run­gen aller Art, mit kör­per­li­chen Miss­bil­dun­gen oder unheil­ba­ren neu­ro­lo­gi­schen Erkran­kun­gen fie­len die­sen Mor­den zum Opfer. Am Schluss wurde selbst demen­zi­ell erkrank­ten Senio­rin­nen und Senio­ren in den Anstal­ten die Nah­rung ent­zo­gen, sodass sie verhungerten.