Es glich einem Speeddating. 80 Termine in drei Tagen mit einer überraschenden Erkenntnis: „Alle wollen nach Berlin, aber keiner kommt an Düsseldorf vorbei“, scherzte Andreas Mex Schär, Geschäftsführer EURO GmbH. Doch der Reihe nach.
Noch 90 Tage, dann dreht sich die ehemals ledrige Kugel in zehn bundesdeutschen Fußballstadien, klar, die Rede ist von der EM 2024. Nun kamen die Inspektoren mit Turnierdirektor Philipp Lahm an der Spitze nach Düsseldorf, um dort nach dem Ablauf und Stand der Vorbereitung zu schauen. Das gute Vorab: Düsseldorf hat sein Niveau im Vergleich zu anderen Städten gehalten. Nur der Rasen – und da blickten Verantwortliche und Fans schon voraus, auf den Auftakt in Düsseldorf, wenn Frankreich (Lahms Topfavorit auf den Titel) die Plastikkugel im Netz unseres südlichen Nachbarn aus Österreich in der Düsseldorf Arena (so der offizielle Name während des Turniers) versenken will – oder wird.
Doch zurück zum jetzigen Zustand des Arenarasens, der durchaus den Vergleich mit einer Magerrasen-Fläche standhalten könnte, aber natürlich ausgetauscht wird, ein Versprechen das Stadtdirektor Burkhard Hintzsche gab und dick in seinem städtischen Pflichtenbuch unterstrich. Überhaupt der Stadtdirektor. Seit acht Jahren beschäftige er sich mit dem Thema. Nun, 90 Tage vor dem Großereignis, laufen die Fäden zusammen. „Die EURO 24 ist ein Projekt, das viele Menschen zusammenführt“, meinte er und dachte dabei nicht allein an die Besucher. Es werde über 31 Tage „Traffic in der Stadt herrschen.“ Eine Herausforderung der sich Polizei, Rheinbahn und die Stadt stellen muss. Hintzsche: „Wir wollen aus jedem Thema kein Problem, sondern eine Lösung machen.“ – wohlwollender Applaus „brandete“ angesichts dieser Zuversicht durch die Arena.
Apropos Arena: Michael Brill, D‑Live Chef und Arena Hausherr, bezeichnete das Turnier als „große Gelegenheit, das Gebäude weiterzuentwickeln.“ Denn das Gebäude ist kein Teenager mehr. So wurde die technische Infrastruktur ausgebaut, endlose Kabel verlegt und der VIP-Bereich modernisiert und vergrößert.
Was aber wäre ein großes Turnier ohne die Hauptprotagonisten, nein, nicht die Athleten, sondern die Zuschauer, Fans und Sportbegeisterten. In der Landeshauptstadt werden sich diese in den Fanzonen und beim Public Viewing zusammenfinden. Neben dem Burgplatz ist dies ein weiterer Bereich, der Philip Lahm zum Schwärmen brachte. „Das ist schon sensationell, wo die Menschen am Rheinufer zusammenkommen werden. Das ist ein Prunkstück. Everybody´s Heimspiel wird hier gelebt.“ Fehlt nur die Qualität des Kaders mit dem Adler auf der Brust. Dazu meinte der Ex-Nationalspieler, dass man dem Trainer vertrauen solle. Und sollte das Team vom Publikum unterstützt werden, weil eine Mannschaft auf dem Platz stehe, die zeige, für wen sie spiele, nämlich Deutschland, dann: „Es entsteht eine Kraft, die schwer in Worte zu fassen ist“, – und Lahms Gänsehaut in Erinnerung an das Sommermärchen 2006 war spür- und greifbar.
„Alle wollen nach Berlin, aber keiner kommt an Düsseldorf vorbei.“ Diese Aussage bezog sich natürlich auf Spanien und Frankreich, zwei Topfavoriten auf den Titel, die in der NRW-Hauptstadt Spiele austragen werden und eben vielleicht, mit viel Glück oder Unglück, auch auf das deutsche Team, das ihr Viertelfinale in Düsseldorf spielen könnte. An Düsseldorf kommt also niemand vorbei – außer Stan Libuda, aber das ist ein anderes Kapitel der Fußballhistorie.
Text: Manfred Fammler