Von Manfred Fammler
Unfassbar, aber auch wahr? Taylor Swift gibt ein Konzert in Berlin und deswegen wird das EM-Finale nach Düsseldorf verlegt*. Ein Spektakel für die Gefühlsvielfalt der Fans und zugleich fiktiver Anpfiff einer bunten und multimedialen Fan-Revue durch unter anderem fünf Jahrzehnte Europameisterschaft um „Glaube, Liebe, Fußball“ in der Fan Zone vor dem Schauspielhaus auf dem Gründgens-Platz.
Das Theater-Fan-Spektakel zur UEFA Euro 2024 offenbart die Faszination, die dieser Sport bei den Fans auf den Tribünen auslösen kann. Mal euphorisch jubelnd bei einem Tor, bei einer gelben oder roten Karte Becher werfend oder gähnend in den Sitzschalen wegnickend, wenn sich auf dem Spielfeld nun wirklich nichts tut, und der Fußballfan lieber ein Getränk oder eine Pommes holen geht.
Letztere sind die Momente, wenn Experten vor die Kameras zu einem Kurzinterview gezogen werden. In diesem Fall die Auftritte für den Schauspieler Florian Lange, der an diesem Abend viele bekannte Charaktere verkörpert von Paul Breitner über Kevin Kuranyi und Giovanni Trapattoni bis hin zum wunderbar in Szene gesetzten Ex-FIFA-Präsidenten Sepp Blatter.
Abgesehen von den süffisanten gegenseitigen Sticheleien des Kommentatoren Duos Claudia Brunswick-Schleiermacher (Bettina Lamprecht) und Dieter van Gehlen (Sebastian Tessenow) wurden die Einspieler auf der Multivisionswand sowie die Stadiondurchsagen von Reporter-Legende Manni Breuckmann zum Star des Abends. Wenn sich zum Schluss die Werbefilmchen über ein Pflegeprodukt mit einer Stadiondurchsage vereinen – köstlich!
Apropos Videoleinwand. Die Einspieler unterstützen und verstärken das lebhafte Treiben auf den Rängen und kramen zugleich die schlimmsten Momente der deutschen EM-Geschichte heraus. Die Niederlage im Finale gegen Dänemark, den Elfmeter von Uli Hoeneß, den er in den Belgrader Nachthimmel versemmelt, oder das 2 zu 1 von Marco van Basten gegen Toni Schumacher bei der letzten Heim-EM 1988. Dazu werden Szenen aller teilnehmenden Nationen eingespielt. Sowieso: Wer spielt den überhaupt im Finale und wie geht das Spiel aus? Klare Empfehlung. Anschauen.
Denn eine Spielunterbrechung bekommt der Besucher des Theaterstücks nicht geboten. Das Auge des Betrachters findet keinen Moment der Ruhe. Stetig passiert etwas, immer ist irgendetwas oder irgendjemand in Bewegung.
Schwächen offenbart das Stück in wenigen Spielfiguren. Insbesondere der sexistische Physiotherapeut ist in der aktuellen Darstellung überflüssig. Diese aufgesetzte Arroganz gegenüber weiblichen Kommentaren im „Männersport Fußball“ hätte eine stärkere Szene verdient gehabt.
Als es zum Abschluss stehenden Applaus für die Leistung des Ensembles gab, resümierte Bürgermeister Josef Hinkel, sich nicht eine Spielminute gelangweilt zu haben, und fügte hinzu: „Düsseldorf macht im Moment richtig Spaß.“
„Glaube, Liebe, Fußball“ versucht alle Facetten des Fan-Seins zu vereinen. Die Inszenierung ist ein Muss für alle Fußballfans und die, die zwar keine Ahnung von dem Sport haben, aber Party feiern wollen.
Das Theater-Fan-Spektakel endet am 13. Juli 2024. Bis dahin gibt´s noch 16 mal die Chance, Teil der EM 2024 in der Fan Zone vor den Schauspielhaus zu werden. Tickets unter www.dhaus.de/programm/spielplan/glaube-liebe-fussball/344/.
Sicherheitshinweis: Natürlich findet das EM-Finale am 14. Juli 2024 in Berlin statt