Von Manfred Fammler
Wenn der Tag des Karnevals am Samstag ein Omen für die Session 2025 sein sollte, so steht eine tolle Zeit dem närrischen Tollhaus bevor. Mit einem Großaufgebot an Musik, Garden und guter Stimmung feierten Düsseldorfs Jecken mit zahlreichen Besuchern eine neue Form des Straßenkarnevals. Und als Prinz Andreas I. und Venetia Evelyn vorm Einhorn auf der Ratinger Straße zum 200. Geburtstag des organisierten Karnevals „Düsseldorf Helau – wir feiern das Leben“ schmetterten, erschien die Wartezeit bis Rosenmontag als viel zu lang.
Stau auf der Bolkerstraße – eine Durchsage, die an diesem Tag wohl mehrmals hätte erfolgen müssen. Denn während vor der Brauerei „Zum Schlüssel“ Musik gespielt, geschunkelt und gesungen wurde, marschierten aus Richtung Bolker Stern eine starke Garde und aus Richtung Rathaus eine andere Garde aufeinander zu, um nur ein Beispiel zu nennen. Zwar war die teilweise „Vollsperrung“ der Bolkerstraße nicht Teil des Konzepts, allerdings das Tingeln von Musikkapellen, Corps und Garden, worin der große Erfolg dieses eigentlichen Auftakts des Straßenkarnevals lag. Mehr Stimmung, weniger Aggressionen und ein Minimalaufgebot an Polizei und Ordnungskräften zeigten, dass der Karneval in Düsseldorf auch anders gefeiert werden kann. Oder wie „Einwechselhoppeditz“ Jan Philip Hilger im Rathaus sagte: „Karneval ist mehr als Saufen.“
Was die Besucher am Samstag in der Altstadt erwartete, davon gab der Aufmarsch der Musikkorps und Garden zum Auftakt auf dem Marktplatz ein eindrucksvolles Bild ab. Rund 1.300 uniformierte Jeckinnen und Jecken marschierten vor das Rathaus, bevor sie sich in den Straßen und Gassen der Innenstadt verteilten und bis 16 Uhr an wechselnden Plätzen oder vor einer der elf aufgebauten Bühnen tanzten, musizierten oder schunkelten, darunter Karnevalsfreunde aus Aachen, Bonn, Köln, Ratingen und Duisburg, was CC-Präsident Lothar Hörning mit einem Zitat der kölschen Jungfrau Marlis (Hendrik Ermen) garnierte: „Der Karneval ist bunt und nicht braun.“
Einzug in die Hofburg
Bereits gegen elf morgens versammelte sich ein Teil der bunten Schar vor „The Wellem“, dem ehemaligen Amts- und Landgericht an der Mühlenstraße und heutigem Hotel. Mit Blumen und Champagner zog das Prinzenpaar in seine Hofburg ein, wo Hoteldirektor Carsten Fritz die Tolitäten in die 120 Quadratmeter große Suite begleitete, die bis zum Aschermittwoch am 5. März als temporäre „Jeckenflat“ Entspannung und Ruhe im Herzen der Stadt bieten soll. „Wir fühlen uns jetzt schon wohl“, lachte Venetia Evelyn, wobei schon die ersten Frotzeleien über den Küchendienst der Tolitäten die Runde machten.
Danach tauchte das Paar samt Begleitung in das wabernde, närrische innerstädtische Treiben ein, aus dem sie von Zeit zu Zeit wieder auftauchten. Wobei nicht alle Biwaks und Bühnenprogramme derart stark umlagert waren wie zum Beispiel die Bühnen in den Altstadtgassen. An manchen Orten verliefen sich die Zuschauer, was möglicherweise den Temperaturen um den Nullpunkt geschuldet war, nicht aber an der Vielfalt und am Engagement von Künstlern und Garden.
Hoppeditz mal fünf
Doch zurück zum Hoppeditz Jan Philip Hilger. Hilger? Genau, der 40-Jährige ist der Sohn des ehemaligen Hoppeditzes Jürgen, des heutigen Präsidenten der KG Knaasköpp. Der Schauspieler und Theaterpädagoge bestand seine Feiertaufe vor einem ausgewählten Publikum beim Empfang im Jan-Wellem-Saal des Rathauses mit Bravour und durfte sogar das neue Maskottchen, einen Hoppeditz als Walk-Act, präsentieren. In seiner Funktion als Spiegel der Oberen schrieb er in seiner Festtagsansprache besonders den Literaten der Vereine ins Gebetsbuch, dass trotz Musik und Gesang die Reden ein wichtiger Moment im Programm seien. „Vergesst uns nicht!“ mahnte er und rief: „Ein Hoch auf die Redefreiheit.“ Hoppeditz Tom Bauer verfolgte den Auftritt ungeschminkt, sprich in Zivil, und resümierte, dass mit dem Walk-Act der Hoppeditz den Menschen nicht nur am 11.11. nahegebracht werden könne.
Der Tolitätensong „Düsseldorf Helau – ein Hoch aufs Leben!“ wird in dieser Session häufig in den Hallen erklingen. Am Samstag auf der Ratinger kehrte der Karneval in einer sehr ursprünglichen Form – wenn auch organisiert – auf die Straße zurück.
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