In der kalten Jahreszeit war sie ständiger Gast: Kurz nach der Dämmerung, wenn die letzten gefiederten Gäste mein Vogelhäuschen geräumt hatten, huschte ein Schatten über meinen Balkon. Frau Maus! Sie war ziemlich gut zu sehen, denn sie ist nicht die Schlankeste. Besonders an den Hüften war sie etwas moppelig. Aber stets gut gelaunt und sie hatte offenbar auch nicht vor, das zu ändern.
Dicker Hintern im Vogelfutter
Denn sie kam regelmäßig. Ein kurzer Blick nach links, dann gegenüber mal gucken, was der Blödmann in der Wohnung macht, schließlich ein entschlossener Satz: Schwupps saß Frau Maus mit ihrem dicken Hintern mitten im Vogelfutter. Nein, im Paradies! Sie futterte und futterte, hat bestimmt die Verwandtschaft noch über das Schlaraffenland informiert. Denn es ist öfter vorgekommen, dass ein fast volles Vogelhäuschen am nächsten Morgen leer war. Ratzeputz.
Frau Maus ist beleidigt
Vorbei! Denn es wird Frühling. Die Blüten kommen, das Vogelhäuschen geht — samt Futter. Ziemlich beleidigt und etwas ratlos saust Frau Maus seitdem über den Balkon. Schnuppert zwischen Blumentöpfen herum, sucht das leckere Vogelfutter in Blumen-Kästen. Vergebens, es ist weg.
Kalte Rache
Und Frau Maus ist sauer. Rache ist ein Gericht, das kalt genossen werden muss. Und als wollte sie mir eins auswischen, buddelt sie regelmäßig im großen Topf einer Kastanie herum, schmeißt immer ansehnliche Mengen Erde auf den Balkon-Boden. Die ich wieder auffegen muss. Tag für Tag. Und ich fürchte: Das ist nur der Anfang.
In absehbarer Zeit rechne ich mit Aktionen und Protestmärschen der ganzen Familie — und/oder einer Klage vor der Uno-Mäuserechts-Kommission. Wir werden sehen, ich werde nachberichten…