m Filmmuseum spielten und sangen Studenten Szenen und Lieder aus dem Kultmusical "Rocky Horror Show". © LB / Manfred Fammler

m Film­mu­seum spiel­ten und san­gen Stu­den­ten Sze­nen und Lie­der aus dem Kult­mu­si­cal “Rocky Hor­ror Show”. © LB / Man­fred Fammler

 

Von Man­fred Fammler

lapi­dar gefragt: Wie hüft­krank ist Düs­sel­dorf? Im Film­mu­seum durfte diese Frage gestellt wer­den, und sie wurde beant­wor­tet. Doch dies war nicht die ein­zige Frage, auf die es eine Ant­wort gab. Die viel wich­ti­gere Ant­wort ist: Die­ses Ereig­nis darf nicht aus dem Düs­sel­dor­fer Event­ka­len­der ver­schwin­den. Viel­mehr sollte es aus­ge­baut wer­den – ganz gleich unter wes­sen Federführung.

Doch zur kun­ter­bun­ten Kul­tur­nacht: Nach zehn Jah­ren öff­nete das Lan­des­kri­mi­nal­amt seine Türen – mit gro­ßem Erfolg. Beson­ders beliebt war ein Spiel, in dem die Besu­cher her­aus­fin­den soll­ten, wel­che Fotos KI-gene­riert oder echt waren. Nur die wenigs­ten, wirk­lich wenigs­ten, hat­ten bei den fünf Bei­spie­len eine hun­dert­pro­zen­tige Tref­fer­quote, was eine erschre­ckende Rea­li­tät wider­spie­gelt. Eine andere Rea­li­tät bil­dete der Ver­suchs­auf­bau „Ein­ge­schal­te­ter Fön fällt in Bade­wanne“ ab. „Ach­tung!!! Nicht nach­ma­chen!!! Lebens­ge­fahr!!“ warn­ten meh­rere Schil­der – was die Beam­ten jedoch nicht davon abhielt, den Test durch­zu­füh­ren. Doch statt Blitz und Knis­tern leuch­tete nur ein rotes Lämp­chen in Mensch­kon­tur auf, um den Exitus zu demons­trie­ren. Ob Fahn­dungs­foto, Geschich­ten über Cold Cases oder kyber­ne­ti­scher Poli­zei­hund – der Besuch und die damit ver­bun­de­nen Ein­bli­cke waren span­nend, und das große Inter­esse der zahl­rei­chen Besu­cher daran zeigte, dass sich das LKA wei­ter­hin an die­ser beson­de­ren Nacht betei­li­gen sollte. Aller­dings mit einer Ver­än­de­rung: Die Mit­ar­bei­ter waren mit ihren span­nen­den Erzäh­lun­gen und inter­es­san­ten Vor­trä­gen in den sehr vol­len Räu­men kaum zu ver­ste­hen, sodass ein elek­tro­ni­scher Stim­men­ver­stär­ker keine schlechte Idee für die Zukunft sein könnte.

Auf­fal­lend an die­sem Abend oder in die­ser Nacht – je nach Sicht­weise – war ein aus­ge­spro­chen jun­ges Publi­kum, das sich weni­ger bei Lite­ra­tur­le­sun­gen, son­dern viel­mehr an den Schnitt­punk­ten von Klas­sik und Moderne traf. Das Orgel­kon­zert in St. Lam­ber­tus kann dazu als Bei­spiel die­nen. Unter dem Titel „Eine inter­stel­lare Nacht­mu­sik“ wur­den Werke von Mozart, Glass und dem Film­mu­sik­kom­po­nis­ten und Oscar-Gewin­ner Hans Zim­mer ange­kün­digt. Zum Hin­ter­grund und bes­se­ren Ver­ständ­nis: „Inter­stel­lar“ ist ein Film aus dem Jahr 2014, zu dem Hans Zim­mer die Film­mu­sik schrieb. Die Musik ver­wen­det ein brei­tes Spek­trum an Klang­far­ben – von fein­füh­li­gen Orgel­klän­gen bis zu hoch­dy­na­mi­schen sym­pho­ni­schen Pas­sa­gen. Der Film bie­tet dane­ben das „Who is Who“ Hol­ly­woods auf – ange­fan­gen vom Regis­seur Chris­to­pher Nolan über die Dar­stel­ler Anne Hat­ha­way, Matthew McCo­n­aug­hey, Matt Damon, Michael Caine und Timo­thée Cha­l­a­met („Dune – Der Wüs­ten­pla­net“).
Wer es bis zum Ende der Ses­sion in der Basi­lika aus­hielt oder Zeit für ein 40-minü­ti­ges Musik­spiel hatte, wurde zurecht mit einem ein­drucks­vol­len Sound belohnt. Wie gesagt, wer – denn bis zu die­sem Zeit­punkt hat­ten ins­be­son­dere junge Men­schen das Got­tes­haus bereits ver­las­sen, weil Mozarts Nacht­mu­sik eine tolle Kom­po­si­tion ist, aber viele auf die Melo­die von Hans Zim­mer war­te­ten und keine 40 Minu­ten Zeit hat­ten. Denn die „Nacht der Museen“ bie­tet viel­mehr, als in fünf oder sechs Stun­den zu bewäl­ti­gen ist. Sie ist ein über­vol­les kul­tu­rel­les Buf­fet, bei dem man sich den Tel­ler nicht beim ers­ten Gang „voll­schla­gen“ kann. Sie wird im Grunde häpp­chen­weise prä­sen­tiert. Womit sie ebenso eine Prä­sen­ta­tion der facet­ten­rei­chen Kul­tur­land­schaft der Lan­des­haupt­stadt ist.
Miriam Koch, Bei­geord­nete für Kul­tur und Inte­gra­tion: „Diese Nacht hat gezeigt, dass Düs­sel­dorf eine Kul­tur­stadt mit Strahl­kraft ist. Die Mischung aus jun­gen Impul­sen, tra­di­ti­ons­rei­chen Häu­sern und neuen Orten macht die Nacht der Museen zu einem Erleb­nis, das weit über den Abend hin­aus­wirkt und Men­schen zusam­men­bringt.“ Davon über­zeug­ten sich dies­mal 24.000 Besu­che­rin­nen und Besu­cher bei der 24. Auflage.

Wie es wei­ter­geht, ist jedoch offen. Der Ver­trag mit dem Aus­rich­ter – einer Frank­fur­ter Agen­tur – endet in die­sem Jahr. Die „Nacht der Museen“ als Düs­sel­dor­fer Kul­tur­ver­an­stal­tung wird neu aus­ge­schrie­ben. Zu dem Grund­ge­rüst müs­sen aller­dings neue Ideen und Kon­zepte Ein­zug fin­den. Mehr „drau­ßen“, sprich: Kul­tur außer­halb der „Paläste“, wäre ein Ansatz. Eine posi­tive Anre­gung wäre die Mul­ti­me­dia-Instal­la­tion „Trans Europa Express“ zur dama­li­gen Aus­stel­lung „Elec­tro. Von Kraft­werk bis Techno“. Kul­tur kann so viel bie­ten. Unsere Redak­tion würde es nicht wun­dern, wenn eine D‑ART bereits in den Start­lö­chern steht.

Doch zurück zur Ein­gangs­frage: Wie hüft­krank ist Düs­sel­dorf? Die Ant­wort lau­tet: extrem. Das Film­mu­seum hatte die Film­set­show „Rocky Hor­ror“ mit Stu­die­ren­den der Stage­school Salo­mon Aca­demy im Pro­gramm. Beim Musik­stück „Time Warp“ wurde das Publi­kum auf­ge­for­dert, es den Künst­lern gleich­zu­tun. Es über­raschte nicht – oder doch ein wenig –, dass sich nie­mand aus den Stüh­len erhob und sich dem Enthu­si­as­mus der Akteure anschloss. Oh Düs­sel­dorf, deine Hüf­ten!
„It’s just a jump to the left / And then a step to the right / Put your hands on your hips / You bring your knees in tight.“
Viel­leicht im nächs­ten Jahr.

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