Im Rah­men eines Pres­se­rund­gangs stell­ten Kura­to­rin Hil­de­gard Jakobs, stell­ver­tre­tende Lei­te­rin der Mahn- und Gedenk­stätte, und der Uren­kel von Abra­ham Freund­lich, Richard Mar­kus, die Son­der­aus­stel­lung am Don­ners­tag, 31. Okto­ber, vor © LOKALBÜRO

 

Jüdi­sche Pio­niere Abra­ham Freund­lich, Albert Schön­dorff und Lud­wig Loewy im Fokus

Die Mahn- und Gedenk­stätte Düs­sel­dorf, Müh­len­straße 29, zeigt ab Frei­tag, 1. Novem­ber, ihre neue Son­der­aus­stel­lung “INNOVATIV, ERFOLGREICH, JÜDISCH. Düs­sel­dor­fer Visio­näre: Freund­lich, Schön­dorff, Loewy”. Die Aus­stel­lung beleuch­tet die drei ver­folg­ten und ver­ges­se­nen jüdi­schen Pio­niere Abra­ham Freund­lich, Albert Schön­dorff und Lud­wig Loewy. Im Rah­men eines Pres­se­rund­gangs stell­ten Kura­to­rin Hil­de­gard Jakobs, stell­ver­tre­tende Lei­te­rin der Mahn- und Gedenk­stätte, und der Uren­kel von Abra­ham Freund­lich, Richard Mar­kus, die Aus­stel­lung am Don­ners­tag, 31. Okto­ber, vor.

Zunächst wird die Geschichte des Self­made-Erfin­ders Abra­ham Freund­lich erzählt, der ab 1883 in Düs­sel­dorf lebte und wirkte. Er ent­wi­ckelte sich zu einem Pio­nier der Kühl­tech­nik. Bereits 1902 stellte er auf der Indus­trie- und Gewer­be­aus­stel­lung in Düs­sel­dorf eine große Käl­te­an­lage aus und kühlte die Räume des Kunst­pa­las­tes. Er war also dem in den USA ein­ge­führ­ten “Air con­di­tion” um etwa neun Jahre vor­aus. Neben einer gro­ßen Palette von Anla­gen zur Käl­te­tech­nik ent­wi­ckelte, pro­du­zierte und ver­trieb seine Firma A. Freund­lich Dampf­ma­schi­nen, Pum­pen, Luft­kom­pres­so­ren, Vaku­um­pup­pen, Staub­sauger und Kräne.

Die Kai­ser­li­che Marine beauf­tragte die Firma mit dem Bau einer Muni­ti­ons­kühl­an­lage für den größ­ten deut­schen Pan­zer­kreu­zer SMS Blü­cher. Auch die Kühl- und Eis­an­lage für das rus­si­sche Zaren­schloss in Liv­a­dia bei Jalta wurde von der Firma A. Freund­lich erbaut. Das erste Düs­sel­dor­fer Kino, die Licht­burg auf der Königs­al­lee, erhielt eine Kühl­an­lage von A. Freund­lich. Freund­lichs Kalt­la­ger­häu­ser garan­tier­ten die Fleisch­ver­sor­gung wäh­rend des Ers­ten Welt­krie­ges für Düs­sel­dorf. Nach 1933 wurde die Firma schritt­weise boy­kot­tiert. Anfang 1938 wur­den die Kalt­la­ger­häu­ser “ari­siert”. Im glei­chen Jahr ver­starb der Fir­men­grün­der Abra­ham Freund­lich in Düsseldorf.

Richard Mar­kus, Uren­kel von Abra­ham Freund­lich: “Die von mei­nem Urgroß­va­ter, Abra­ham Freund­lich, den Schön­dorffs und Loe­wys gegrün­de­ten und ent­wi­ckel­ten Fir­men gehör­ten spä­ter zu Linde, Sie­mens und SMS AG. Wäh­rend jeder diese Namen kennt, sind die Namen der drei jüdi­schen Grün­der und Unter­neh­mer trotz ihrer bahn­bre­chen­den Erfin­dun­gen heute ver­ges­sen. Ich freue mich daher, dass die Aus­stel­lung in der Mahn- und Gedenk­stätte ein ers­ter Schritt ist, die­sen tüch­ti­gen jüdi­schen Unter­neh­mern, die sich auch in der Düs­sel­dor­fer Stadt­ge­sell­schaft pro­mi­nent enga­giert haben, wie­der ein Gesicht zu geben.”

Albert Schön­dorff — Pio­nier im Stra­ßen­bahn­bau
Als zwei­tes wird Albert Schön­dorff in den Blick genom­men. Zusam­men mit sei­nem Bru­der Her­mann grün­dete er 1890 eine Bet­ten­fa­brik in Düs­sel­dorf. Die Firma wurde schnell erwei­tert um die Berei­che Laden­bau und Waren­haus­aus­stat­tung. Viele bekannte (jüdi­sche) Waren­häu­ser in der Region wur­den von ihnen aus­ge­stat­tet. Schließ­lich glie­derte Albert Schön­dorff 1920 die Wag­gon­fa­brik Gebr. Schön­dorff in die Firma ein. Auf dem Fir­men­ge­lände in der Königs­ber­ger Straße 100 ent­stan­den Güter­wag­gons, Stra­ßen­bah­nen und vie­les mehr.

In Düs­sel­dorf gebaute Stra­ßen­bah­nen fuh­ren durch viele Städte und Regio­nen im gesam­ten Deut­schen Reich. Albert Schön­dorffs beson­ders sozia­les und gesell­schaft­li­ches Enga­ge­ment hat mit dem 1919 initi­ier­ten Bau­pro­jekt “Sied­lung Frei­heit” in Düs­sel­dorf Spu­ren hin­ter­las­sen. 1933 wurde Albert Schön­dorff aus sei­nem eige­nen Unter­neh­men gedrängt und 1942 aus sei­nem Flucht­land Nie­der­lande in das Ver­nich­tungs­la­ger Ausch­witz depor­tiert und ermordet.

Lud­wig Loewy — Pio­nier der Luft- und Raum­fahrt
Ab 1914 lebte und arbei­tete ein genia­ler Inge­nieur in Düs­sel­dorf: der aus Böh­men stam­mende Lud­wig Loewy. Schnell brachte er die Düs­sel­dor­fer Firma Schloe­mann zu einem Markt­füh­rer im Bereich hydrau­li­scher Pres­sen. Loewy ver­ließ 1936 flucht­ar­tig Düs­sel­dorf. In der Emi­gra­tion in Groß­bri­tan­nien schuf er ein bemer­kens­wer­tes Firmenimperium.

Die “Loewy Engi­nee­ring Com­pany” stellte hydrau­li­sche Pres­sen und Spe­zi­al­ma­schi­nen her, die für den Aus­bau einer moder­nen Luft­fahrt­in­dus­trie drin­gend benö­tigt wur­den. Sein Bru­der Erwin grün­dete nach sei­ner Flucht über Frank­reich in den USA 1940 den ame­ri­ka­ni­schen Sitz der Firma, die “Loewy Hydro­Press”. Beide Brü­der tru­gen mit ihren Fir­men zum Sieg der Alli­ier­ten im Zwei­ten Welt­krieg bei, ver­än­der­ten die Luft- und Raum­fahrt­in­dus­trie und präg­ten einen Groß­teil der moder­nen Flug­zeug­fer­ti­gung. Ihre Arbeit und ihr Ver­mächt­nis ermög­lichte einige der größ­ten Leis­tun­gen des indus­tri­el­len und tech­no­lo­gi­schen Fort­schritts des 20. Jahrhunderts.

Die Aus­stel­lung wurde von Hil­de­gard Jakobs, der stell­ver­tre­ten­den Lei­te­rin der Mahn- und Gedenk­stätte, kura­tiert und vom Büro Ull­rich (Düs­sel­dorf) gestal­tet. Sie ist ab dem 1. Novem­ber bis zum 28. Sep­tem­ber 2025 zu den übli­chen Öff­nungs­zei­ten (sonn­tags, diens­tags bis frei­tags von 11 bis 17 Uhr und sams­tags von 13 bis 17 Uhr, mon­tags geschlos­sen) in der Mahn- und Gedenk­stätte, Müh­len­straße 29, zu sehen. Der Ein­tritt ist frei.

Grup­pen­füh­run­gen kön­nen tele­fo­nisch unter 0211–8996205 oder per E‑Mail an nicole.merten@duesseldorf.de ver­ein­bart wer­den. Wei­tere Infor­ma­tio­nen ste­hen im Inter­net unter www.gedenkstaetteduesseldorf.de zur Verfügung.